Verkehrsversuch in Dresden Blaues Wunder: Radweg-Versuch der Stadt sorgt für Stau und Kritik
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08. April 2024, 16:38 Uhr
Unfallfrei, aber mit Staus, ist am Montagmorgen der Berufsverkehr erstmalig über das mit einer Fahrradspur markierte Blaue Wunder gerollt. Auf der historischen Brücke hat das von Verkehrsbürgermeister Stephan Kühn (Bündnis 90/Grüne) geleitete Dezernat einen umstrittenen Verkehrsversuch gestartet. Bis zum 16. Juni wird das Nebeneinander von Bussen, Autos und Fahrrädern getestet. Am ersten Tag gab es im morgendlichen Berufsverkehr große Verspätungen.
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- Auf der Brücke Blaues Wunder wird getestet, welche Auswirkungen neue Radwege auf den Autoverkehr haben.
- Die Staus ab dem Blauen Wunder sorgten für Verspätungen auf vielbefahrenen Buslinien der DVB.
- Kritik an den Auswirkungen des Verkehrsversuches haben Stadtpolitikerinnen und Stadtpolitiker mehrerer Fraktionen geübt.
Am Sonntag wurden auf dem Blauen Wunder in Dresden neue Radwege markiert, bei laufendem Verkehr. Am Abend musste die Brücke dann zwischen 20 und 22 Uhr für den Autoverkehr gesperrt werden. Grund ist die Neu-Programmierung der Ampelschaltung. Wie die Stadt Dresden mitteilte, konnte die Brücke in dieser Zeit nur vom Linienverkehr der Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) und Fußgänger genutzt werden. Auch am Montag gab es Verzögerungen im Berufsverkehr.
Eine Autospur soll wegfallen
Für die neuen Radwege fällt auf dem Blauen Wunder eine Spur für Autofahrer weg - allerdings vorerst nur bis zum 16. Juni. Hintergrund ist ein zeitlich befristeter Verkehrsversuch, der auch wissenschaftlich begleitet wird. Dabei soll untersucht werden, welche Auswirkungen die Neuaufteilung der Fahrstreifen hat. Anhand der Ergebnisse will die Stadt dann entscheiden, ob die Radwege beibehalten werden können.
Gegenwärtig gibt es auf der Elbquerung laut Stadtverwaltung keine separaten Radwege. Radfahrer müssten beispielsweise auf Gehwegbereiche ausweichen und gerieten dabei oftmals mit Fußgängern in Konflikt. "Ich hoffe, dass die Einordnung von Radstreifen gelingt und wir so für alle Verkehrsteilnehmenden eine sichere und gute Infrastruktur schaffen", sagt Dresdens Verkehrsbürgermeister Stephan Kühn (Grüne). Der Dresdner Stadtrat hatte im Vorfeld mehrfach beschlossen, die Situation für Radfahrer und Fußgänger auf der Brücke zu entschärfen.
Ich hoffe, dass die Einordnung von Radstreifen gelingt und wir so für alle Verkehrsteilnehmenden eine sichere und gute Infrastruktur schaffen.
DVB-Busse im Stau, Kritik aus Stadtpolitik
Die Busse der DVB standen am Montagfrüh am Blauen Wunder im Stau. Auf den von Berufstätigen, Studierenden und Schulkindern vielbefahrenen Linien 61 und 63 gab es bis zu 45 Minuten Verspätung, bestätigte ein DVB-Sprecher MDR SACHSEN. Am Vormittag habe sich die Situation normalisiert. Man warte nun den abendlichen Berufsverkehr und weitere Tage ab, bevor es eine Auswertung gebe.
In einer Simulation sei die Stadt dagegen von fünf bis sieben Minuten Verspätung ausgegangen, schrieb Linke-Stadtrat Tilo Wirtz in einem Facebook-Eintrag. Real habe sich ein "vollendeter Verkehrsinfarkt" ergeben.
Der CDU-Ortsverband Striesen/Blasewitz sprach von einem Verkehrschaos im Berufsverkehr und hat Berufspendler um Zusendung von Staubildern gebeten. Die Stadtratsfraktion Freie Wähler/Freie Bürger sprach schon jetzt von einem gescheiterten Experiment. Robert Malorny, Vorsitzender der FDP-Ratsfraktion im Dresdner Stadtrat, hat Bürgermeister Kühn nun aufgefordert, das Experiment so schnell wie möglich abzubrechen. Dessen Ergebnis sei vorhersehbar gewesen und funktioniere nicht.
Ich fordere Baubürgermeister Kühn auf, dieses Experiment so schnell wie möglich abzubrechen. Das Ergebnis liegt vor: Es funktioniert nicht!
Erste Zahlen zu den neuen Fahrzeiten will die Stadt nach eigenen Angaben voraussichtlich am Freitag veröffentlichen.
Ärger um Radweg auf dem Blauen Wunder Das Blaue Wunder ist eine der bekanntesten Brücken in Dresden und hatte bisher keinen Radweg. Um das Vorhaben, einen Radweg anzulegen, wurde lange diskutiert. Ursprünglich sollten die Markierungen bereits Mitte Oktober 2023 auf der Brücke aufgebracht werden und ein halbes Jahr bestehen bleiben. Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert hatte das Vorhaben kurz zuvor gestoppt und anschließend doch grünes Licht gegeben. Laut Stadt kosten die Markierungsarbeiten sowie die dazugehörige Umrüstung einer Ampel rund 70.000 Euro. Stadt Dresden, dpa
MDR (nom, wim)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 08. April 2024 | 19:00 Uhr