Ab Mitte Oktober Radweg auf dem Blauen Wunder: nun doch - aber nur vorerst!
Hauptinhalt
21. September 2023, 16:28 Uhr
"Nein! Doch! Ohh!", heißt es in einer Komödie mit Louis de Funès, aber auch in der Stadt Dresden. Mitte Oktober werden nach einem Machtwort des Oberbürgermeisters in dieser Woche nun doch Fahrradstreifen auf dem Blauen Wunder eingerichtet - probeweise! Auf dem Spiel stehen laut Stadt: Pünktlichkeit des ÖPNV und der Verkehrsfluss allgemein.
Das Blaue Wunder, eine der bekanntesten Brücken in Dresden, bekommt nun doch einen Radweg. Dem waren heftige Diskussionen und Proteste von Fahrradfahrern vorausgegangen. Wie die Stadt mitteilte, sollen die Markierungen Mitte Oktober auf der Brücke aufgebracht werden und zunächst ein halbes Jahr bestehen bleiben. In dieser Zeit soll herausgefunden werden, welche Auswirkungen ein Radweg auf den ÖPNV, den Autoverkehr und Fußgänger hat. Bei Einschränkungen könnte der Versuch auch eher beendet werden. Oberbürgermeister Dirk Hilbert hatte das Vorhaben am Wochenende gestoppt und nun doch grünes Licht gegeben.
ADFC freut sich nach jahrzehntelanger Wartezeit
Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) reagierte positiv: "Wir freuen uns, dass es nach 22 Jahren nun endlich losgehen wird" zeigt sich Nils Larsen vom Vorstand des Fahrradclubs zufrieden. Seit 2010 sei die Zahl der Elbquerungen auf der Loschwitzer Brücke von mehr als 35.000 Autos am Tag auf 22.600 Autos im Jahr 2022 zurückgegangen. Gleichzeitig querten immer mehr Menschen das Blaue Wunder mit dem Rad. Der ADFC verspricht sich vom neuen Radweg, dass noch mehr Pkw-Fahrer aufs Rad umsteigen werden.
Konkrete Zahlen dazu liefert die Stadt: Sie spricht von einem Anstieg des Radverkehrs auf der Brücke um 46 Prozent seit 2018 - und das trotz fehlender Rad-Infrastruktur. Der Kfz-Verkehr habe im selben Zeitraum um 13 Prozent abgenommen.
Radfahrstreifen auf der Fahrbahn und Wegfall einer Autospur
Zur genaueren Umsetzung teilte die Stadt weiterhin mit: "Um Radfahrstreifen auf dem Blauen Wunder und in der Zufahrt zum Schillerplatz einrichten zu können, ist der Wegfall eines Fahrstreifens des Kfz-Verkehrs notwendig." Dieser Wegfall habe "erhebliche Verlustzeiten" für die auf der Brücke fahrenden Busse der Linie 61 und 84 im morgendlichen Berufsverkehr zu Folge. Das hätten Berechnungen gezeigt. Dem wolle man nun mit einer angepassten Ampelsteuerung am linkselbischen Schillerplatz entgegenwirken. Geplant ist laut Straßen- und Tiefbauamt auf der Brücke in jeder Richtung ein Radstreifen. Zudem soll die Zufahrt über den Schillerplatz über einen mittigen Radstreifen zwischen der Rechts- und Linksabbiegerspur erfolgen.
Der sechsmonatige Test soll nun weitere Erkenntnisse bringen. Verkehrsbürgermeister Stephan Kühn erklärte: "Wir möchten evaluieren, welche Auswirkungen die Markierung der Radverkehrsanlage auf den ÖPNV, Auto-, Rad- und Fußverkehr hat. Deshalb werden die Radfahrstreifen als Verkehrsversuch markiert. Erst nach dessen Auswertung kann entschieden werden, ob die Radstreifen beibehalten werden." Die Dresdner Verkehrsbetriebe unterstützten den Verkehrsversuch, um die Auswirkungen auf die Fahrtzeiten der Busse zu ermitteln, so Kühn.
Die Markierungen für den Verkehrsversuch werden, sofern die Witterungsverhältnisse es zulassen, am 15. Oktober 2023 aufgebracht.
Radwege-Demo am Montag
Mehrere hundert Radfahrer hatten am Montagmorgen das Blaue Wunder blockiert. Die Aktion dauerte genau 22 Minuten und verlief ohne Zwischenfälle. Die Polizei leitete die Autofahrer weit vor der Brücke um. Grund des Protests ist der fehlende Radweg auf der Fahrbahn. Der wurde schon vor 22 Jahren im Stadtrat beschlossen, bislang aber nicht umgesetzt. Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne) hatte die Einrichtung für das Wochenende angekündigt, Oberbürgermeister Dirk Hilbert hatte das Vorhaben anschließend kurzfristig gestoppt.
MDR (sat)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Dresden | 21. September 2023 | 15:30 Uhr