Nach Urteil gegen Lina E. Proteste in Leipzig, Dresden und anderen Städten

01. Juni 2023, 11:41 Uhr

Nach dem Urteil gegen die Linksextremistin Lina E. und weitere Mitangeklagter hat es in Leipzig, Dresden und anderen Städten Protestkundgebungen gegeben. Teilweise kam es zu Ausschreitungen und Zusammenstößen mit der Polizei. Vier Beamte sind nach Angaben der Polizei in Leipzig leicht verletzt worden. Zudem habe es mehrere Festnahmen gegeben, so die Behörden.

Nach dem Gerichtsurteil gegen Lina E. und drei Mitangeklagte in Dresden hat es am Mittwochabend Proteste in mehreren Städten gegeben. In Leipzig versammelten sich nach Angaben der Polizei rund 800 Menschen im Lene-Voigt-Park, um gegen die Verurteilung zu protestieren. Die Kundgebung sei gegen 22 Uhr beendet worden, so ein Sprecher. Die Teilnehmer waren aufgerufen worden, das Gelände einzeln zu verlassen.

Polizisten in Leipzig mit Steinen und Flaschen beworfen

Zuvor habe man bekannt gegeben, dass nur eine Standkundgebung erlaubt ist. Grund waren die deutlich überschrittene angezeigte Teilnehmerzahl von 150 Personen sowie das vermummte und teils militante Erscheinungsbild der Leute. Einige hätten auch "Schutzbewaffnung" wie etwa spezielle Handschuhe mit sich geführt. Als klar war, dass kein Protestzug möglich ist, hätten Demonstranten polizeifeindliche Sprüche skandiert. Pyrotechnik sei gezündet und Polizisten mit Steinen, Flaschen und Böllern beworfen worden. Es habe aus mehreren Gruppen heraus Straftaten gegeben.

Vier Polizisten seien durch Wurfgeschosse leicht verletzt worden. Ein Polizeihubschrauber sei mit einem Laserpointer geblendet worden. Eine Barrikade, die Demonstranten versuchten auf einer Kreuzung zu errichten, konnte schnell geräumt werden. Mehrere Personen wurden in Gewahrsam genommen.

Mehrere hundert Teilnehmer bei Demonstrationszug durch Dresden

Auch in Dresden nahmen am Mittwoch mehrere hundert Menschen an einer Solidaritätskundgebung für die verurteilte Linksextremistin Lina E. teil. Die Polizei sprach von etwa 300 Personen. Sie waren vom Albertplatz über die Dresdner Innenstadt zum Alaunpark gezogen. Bereits am Vormittag hatten Anhänger der linken Szene vor dem Gerichtsgebäude gegen das Urteil protestiert.

Zwei Brände in Leipzig

Nach Angaben der Polizei blieb die Nacht in Dresden weitgehend ruhig. In Leipzig griffen kurz vor Mitternacht im Bereich der Breite Straße fünf schwarz gekleidete Personen einen betrunkenen Radfahrer an. Er wurde leicht verletzt. Nach 1 Uhr setzten Unbekannte im Leipziger Stadtteil Connewitz einen Glascontainer und ein Auto in Brand. Zwei Männer und eine Frau wurden wegen des Verdachts auf Brandstiftung vorläufig festgenommen. Knapp ein Dutzend Straftaten seien in Leipzig im Zusammenhang mit dem Demonstrationsgeschehen aufgenommen worden, meldet die Polizei.

Ausschreitungen in Bremen, Hamburg und Berlin

Auch außerhalb Sachsens kam es nach dem Urteil gegen Lina E. zu Ausschreitungen. In Bremen hatten sich laut Polizei etwa 300 meist vermummten Personen zu einem Protestmarsch versammelt. Es kam den Angaben zufolge zu Ausschreitungen. Sie seien "relativ schnell und unvermittelt" auf Einsatzkräfte losgegangen, sagte eine Sprecherin. Einige Demonstranten hätten Steine und Glasflaschen auf die Einsatzkräfte geworfen, auch Pyrotechnik sei gezündet worden. Angaben über Verletzte konnten zunächst nicht gemacht werden. Auch über Festnahmen wurde zunächst nichts bekannt.

In Hamburg liefen laut Polizei etwa 2.000 Anhänger der linken Szene durch das Schanzenviertel. In Berlin sei eine Demo mit 500 Beteiligten weitgehend friedlich verlaufen.

Polizei bereitet sich auf Großeinsatz in Leipzig vor

Für den kommenden Samstag mobilisiert die linke Szene überregional zu einem "großen Tag X" nach Leipzig. Die Polizei befürchtet Ausschreitungen und bereitet einen Großeinsatz vor. Zum Wochenende wurden umfangreiche Kontrollen ab Freitag angekündigt.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) sieht die Polizeibeamten wegen linksextremistischer Gewalttaten derzeit besonders gefordert und bedroht. "Linksextremisten üben Rache und bereiten sich auf noch mehr Gewalt vor", sagte der GdP-Bundesvorsitzende Jochen Kopelke am Donnerstag. Er fügte hinzu: "Wir Polizisten müssen deren Versammlungen schützen. Diese Arbeitsrealität ist bitter."

 

Linksextremisten zu Haftstrafen verurteilt

Hintergrund der Protestkundgebungen ist der Urteil am Oberlandesgericht Dresden gegen die Linksextremistin Lina E. Die 28-jährige Studentin und drei weitere Angeklagte waren am Mittwoch wegen mehrerer Überfälle auf Anhänger der rechten Szene und der Bildung einer kriminellen Vereinigung zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Lina E. kommt bis dahin unter Auflagen frei.

MDR (dkn)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 31. Mai 2023 | 22:00 Uhr

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