Neue Ausstellung Hoffen auf Heilung in der "Mottenburg": Als Schloss Waldenburg Krankenhaus war
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15. November 2024, 17:42 Uhr
Einst war das Schloss Hoffnungsträger für schwerkranke Menschen. Ab 1948 war hier ein Fachkrankenhaus für Lungenkrankheiten untergebracht. Ein wenig bekanntes Kapitel in der Geschichte des Schlosses. Genau darum geht es nun in einer neuen Ausstellung. Sie zeigt den Klinikalltag von damals: Wie waren die Patienten untergebracht, wo im Schloss wurden sie behandelt? Wie sah der Arbeitsalltag des Klinikpersonals aus?
Besucher können ab Sonnabend im Schloss Waldenburg die neue Dauerausstellung: "Das Schloss als Lungenheilstätte – Geschichte(n) aus der Mottenburg" sehen. Fünf Jahrzehnte lang diente das heutige Museum als medizinische Einrichtung für Lungenkrankheiten, insbesondere für Tuberkulose-Patienten.
Warum der Name "Mottenburg"?
Patienten gaben der Klinik den Spitznamen "Mottenburg". Er verweist auf die schwere Erkrankung, die die Lunge so sehr veränderte, dass sie durchlöchert schien – als hätten sie Motten befallen. Viele der damaligen Patienten nannten sich daher auch scherzhaft "Mottenbrüder". Die Ausstellung gibt einen Einblick in den Alltag der Erkrankten, die in dem Schloss behandelt wurden. Besucher erfahren wie das medizinische Personal damals arbeitete.
Ein Schloss war 50 Jahre lang Krankenhaus
Prunkräume, die einst königliche Gäste bewohnten, wurden für die Krankenpflege genutzt. Patienten beschrieben solche Umstände oft als "vornehm, aber weniger zweckmäßig". Zum Beispiel gab es das sogenannte "Königszimmer", in dem der sächsische König einst übernachtete und das später als Krankenzimmer für bis zu acht Patienten diente.
Ehemalige Patienten wurden für Ausstellung befragt
Die Ausstellung beleuchtet Geschichten und Berichte ehemaliger Patienten, Angehöriger und Mitarbeiter. Dafür hatten die Kuratoren einen Zeitzeugenaufruf gestartet. Patienten, Ärztinnen und Ärztee, Schwestern, Personal von damals wurden gesucht - und gefunden. Mit ihnen wurden Interviews geführt. Ihre Aussagen und Erinnerungen sind nun Teil der Ausstellung.
So spielte zum Beispiel im Klinikalltag eine Telefonzelle eine große Rolle. Für viele Patienten war sie der einzige Kontakt zur Außenwelt. TB-Patienten lebten oft monatelang im Schloss und durften keinen Besuch empfangen. Neben dem Telefonieren blieben die Erkrankten durch Briefe und Postkarten mit ihren Familien und Lieben verbunden.
Ex-Patientin hat Schloss-Krankenhaus in guter Erinnerung
Elke Köhler war mehrfach Patientin in Waldenburg. In den 1970er und 1980er Jahren sei sie hier behandelt worden, erzählt sie.
Die Patientenzimmer in dem Schloss seien einem Krankenhauszimmer ähnlich gewesen, aber das Foyer sei schon herrschaftlich gewesen. Dort hätte Köhler oft mit anderen Patienten Zeit verbracht, gesprochen und Handarbeiten gemacht. Es habe ihr immer gut gefallen. Jeweils vier Wochen sei sie da gewesen, Behandlungen und alles sei immer ordentlich gewesen, sie könne sich nicht beschweren über irgendetwas, so Köhler gegenüber MDR SACHSEN.
Öffnungszeiten der neuen Schau
Besucher sollen künftig mehr über die Krankenhaus-Geschichte des Schlosses in Waldenburg bei Zwickau erfahren. Die Schau ist barrierefrei, bleibt dauerhaft und ist immer Dienstag bis Freitag von 10 Uhr bis 16 Uhr sowie Samstag/Sonntag/Feiertag von 11 Uhr bis 17 Uhr geöffnet.
Schloss Waldenburg heute in Besitz des Landkreises Zwickau
Bis 1998 nutzte die Sozialversicherungsanstalt Sachsen das Schloss Waldenburg als Heilstätte und Fachkrankenhaus für Lungenkrankheiten. Danach wurde das Krankenhaus nach Chemnitz verlegt. Heute sind Schloss- und Parkanlage ein beliebtes Ausflugsziel an der Zwickauer Mulde. Außerdem beherbergt das Gebäude ein Museum und wird für verschiedene Veranstaltungen genutzt.
MDR (dst/nki)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Der Tag | 15. November 2024 | 15:50 Uhr