Umfassende Sanierungsarbeiten Zwickau: Kunstsammlungen eröffnen Interim-Ausstellung am Domhof

• Die Kunstsammlungen Zwickau haben ihr Interimsquartier gegenüber dem Dom bezogen.
• In der farbenreichen Galerie präsentieren sie Publikumslieblinge – die Werke von Max Pechstein jedoch sind nur digital dabei.
• Bis 2029 ist das eigentlich Max-Pechstein-Museum für Sanierungen geschlossen.

Es ist ein Farbspektakel: Die Zwickauer Kunstsammlungen haben in der ehemaligen "Galerie am Domhof" ihr Interimsquartier eingerichtet. Ab Samstag werden dort ausgewählte Werke ausgestellt. Wie das Kulturamt Zwickau mitteilt, soll der innovative und experimentelle Rahmen neue Perspektiven eröffnen. Mit der neuen Ausstellung im Zwickauer Stadtzentrum überbrücken die Kunstsammlung die Schließung des Max-Pechstein-Museums, ehemals König-Albert-Museum, für Modernisierungsarbeiten. Erst 2029 wird das Haupthaus voraussichtlich wiedereröffnet.

"Wir waren ja ein bisschen am Rande der Stadt Zwickau mit unserem Museumsgebäude und jetzt sind wir im Herzen der Stadt, gegenüber des Dom St. Marien", erzählt Museumsdirektorin Petra Lewey über die neue, etwas ungewohnte Situation bei MDR KULTUR. In der ehemaligen Galerie nutzen die Kunstsammlung drei Säle und das Treppenhaus um Teile der Sammlung zu präsentieren.

Für Petra Lewey ist der zentrale Präsentationsort der Sammlungen in Zwickau eine ungewohnte Erfahrung. Bildrechte: Stadt Zwickau

Dafür hat sich das kleine Team des Museums ein besonderes Konzept überlegt: Die Wände sind mit starken Farben bemalt, deren Namen wie "Erbsengrün" oder "Zitronencurry" auf kleinen Farbkarten nachgelesen werden können. Die Auswahl orientiert sich auch am Logo der benachbarten Europäischen Kulturhauptstadt Chemnitz.

Die ausgewählten Werke der reichhaltigen Sammlungen werden vor den passenden Farben präsentiert. Bildrechte: Stadt Zwickau

Das Farbkonzept soll auch ein neues Licht auf vielleicht bekannte Werke werfen: "Wir haben die Farbkarten genommen und haben dann auch wirklich versucht, die Gemälde zu den Farben zu ordnen", erläutert Petra Lewey. Ein Beispiel dafür ist der Holzschnitt mit dem Titel "Der rote Ara". Es sei ein Lieblingswerk des Publikums, erklärt die Museumsdirektorin: "Wir haben dann gesagt: Der muss hier dabei sein und der muss auch auf diese orangene Wand."

Die berühmten Werke von Max Pechstein sind während der Interimszeit nicht in Zwickau zu sehen, sondern wurden "auf Tournee" geschickt und in anderen Museen als Leihgaben ausgestellt. Als Ausgleich wurde für die Interimsschau eine Medieninstallation geschaffen, die auf vier Wänden die wichtigsten Werke zeigt. "Man soll im besten Fall sich von der Kunst und den Farben einnehmen lassen und gleichzeitig entspannen und tief eintauchen in die Werke von Pechstein", so die Kuratorin Annika Weise.

Die Werke von Max Pechstein sind derzeit auf Reisen und werden nur digital gezeigt. Bildrechte: Stadt Zwickau

Sie hat für die neue Ausstellung auch eine Art Spieltisch entwickelt, die die Südseereise von Max Pechstein nachzeichnet. Die Interimschau zeigt aber nicht nur Gemälde, sondern auch mittelalterliche Plastiken und Mineralien. In einem Raum ist eine Installation mit DDR-Bezügen der in Zwickau aufgewachsenen, renommierten Künstlerin Henrike Naumann zu erleben. Fotos aus der eigentlichen Dauerausstellung halten die Verbindung zum heimatlichen Museum.

Auch für eine Installation der ausgezeichneten Zwickauer Künstlerin Henrike Naumann ist im Interim Platz. Bildrechte: Stadt Zwickau

Das Haus wurde am Anfang des 20. Jahrhunderts erbaut und musste dringend saniert werden. Seit Juni 2024 ist es deswegen geschlossen. Die Umbauarbeiten umfassen die energetische Sanierung der Fassade sowie eine neue Brandschutzanlage, Zufahrtsmöglichkeiten für die Feuerwehr und ausgeschilderte Fluchtwege. Beim Museumsteam und der Stadt gibt es zwar Sorgen angesichts vergleichbarer Baumaßnahmen wie beispielsweise in Dessau, dass sich die Kosten erhöhen und die Bauarbeiten in die Länge ziehen. Doch noch sind alle optimistisch, dass Interim 2029 wieder verlassen und nach Hause zurückkehren zu können.

Quelle: MDR KULTUR (Ulrike Thielmann), Stadt Zwickau, redaktionelle Bearbeitung: tsa