Ferienabenteuer Auf abendlicher Pirsch im Tierpark Chemnitz

22. Juli 2023, 17:50 Uhr

Was passiert eigentlich nachts, wenn der Tierpark seine Pforten schließt? Gehen die Tiere dann auch schlafen oder sind sie noch immer aktiv? Weil diese Fragen sowohl Kinder als auch Eltern umtreiben, bietet der Tierpark Chemnitz seit einigen Jahren in den Sommerferien abendliche Führungen an. Das Interesse ist groß. Ein paar Plätze sind noch frei.

Vor drei Jahren hat der Tierpark Chemnitz mitten in der Corona-Pandemie seine abendlichen Führungen gestartet. Was zunächst holprig begann, hat sich inzwischen zu einer echten Erfolgsgeschichte entwickelt. "Am Anfang hat uns Covid einen Strich durch die Rechnung gemacht. Mittlerweile ist die Nachfrage aber deutlich größer als das Angebot", sagt Zoopädagoge Jan Klösters.

Kleine Gruppengröße für individuelle Betreuung

Obwohl er die Tour in den Sommerferien jede Woche anbietet, gibt es nur noch am 28. Juli und am 18. August freie Plätze. Erhöhen möchte Klösters die Teilnehmerzahl trotzdem nicht. "Es hat sich gezeigt, dass eine Gruppengröße von maximal 15 Teilnehmern ideal ist, damit auch jeder etwas davon hat." An diesem Freitag sind insgesamt 14 Tierparkfans vorbeigekommen. Die meisten sind im mittleren Alter und einige haben ihre Kinder dabei. Sie alle treibt vor allem eine Frage um: Welche Tiere legen sich abends schlafen und welche werden erst richtig munter?

Am Anfang hat uns Covid einen Strich durch die Rechnung gemacht. Mittlerweile ist die Nachfrage aber deutlich größer als das Angebot.

Jan Klösters Zoopädagoge

Noch ziemlich agil sind so kurz nach 19:30 Uhr auf jeden Fall die Nandus. Nur ein kleiner, aus verschiedenen Steinen bestehender Hügel trennt die Besuchergruppe von den Tieren mit den langen Hälsen. Zoopädagoge Jan Klösters mahnt dazu, den Abstand unbedingt einzuhalten und nicht etwa die Finger hinzuhalten. "Die können dann schon mal zubeißen." Zudem bestehe bei kleineren Menschen oder Kindern, die ungefähr so groß sind wie die Tiere, die Gefahr, dass die Nandus in die Augen picken, warnt der Zoopädagoge.

Stromdraht schützt Nandus vor dem Fuchs

Zu ähnlicher Vorsicht rät Klösters bei den Alpakas, die ebenfalls in dem Gehege zu Hause sind. Mit Futter lockt er sie aus ihrem Stall - sehr zur Freude der Besucher. Auffällig ist, dass vor der Eingangstür zu diesem Gehege ein Stromdraht gespannt werden kann. Dieser dient jedoch weniger dem Schutz der Besucher vor den Tieren, sondern dem Schutz der Tiere selbst. "Der Strom wird nachts eingeschaltet, damit beispielsweise keine Füchse eindringen und Nandus reißen können", erklärt Klösters.

Flamingos lange nicht in Stimmung für Nachwuchs

Über solche Dinge müssen sich die Flamingos auf dem nahe gelegenen Teich keine Sorgen machen. Dafür haperte es lange mit dem Nachwuchs. "Wir haben seit 1994 Flamingos im Tierpark, aber erst 2022 gab es zum ersten Mal Jungtiere." Das gehe anderen Zoos auch so, weil die Tiere spezielle Bedingungen bräuchten. "Die Gruppengröße ist beispielsweise entscheidend. Die kommen tatsächlich erst in Stimmung, wenn eine gewisse Anzahl da ist." Seit den 2000er-Jahren habe der Tierpark die Gruppe entsprechend vergrößert.

Rinderdame Annabelle macht Besuchergruppe auf sich aufmerksam

Während der Rundgang bisher harmonisch abläuft und die Tiere entspannt auf den abendlichen Besuch reagieren, macht sich auf einmal Rinderdame Annabelle bemerkbar. Lautstark schnauft sie und läuft dicht am Zaun auf und ab. "Sie ist verwundert, warum jetzt hier noch Leute rumlaufen. Bei Annabelle würde man das tagsüber nicht sehen, dass sie so hinterherguckt", erklärt Jan Klösters.

Als es bald darauf immer stärker regnet, weicht der Zoopädagoge ein wenig von seiner ursprünglich geplanten Route ab und führt die Gruppe in ein Gehege, in dem unter anderem die Flusspferde zu Hause sind. "Die Flusspferde reagieren empfindlich auf Temperaturunterschiede. Auch deshalb sind sie jetzt, wo es etwas kühler ist, drin", sagt Klösters.

Der schiefe Zahn des Flusspferdbullen und seine Folgen

Ins Auge sticht auch der schiefe Zahn des Flusspferdbullen. Beim Transport aus Barcelona sei der Zahn abgebrochen und anschließend schief gewachsen. Er müsse nun unter Narkose regelmäßig verschnitten werden, so der Pädagoge. Neben diesem weniger schönen Aspekt weist Klösters auch auf die Vorzüge hin, die die Tiere im Tierpark hätten. So würden sie verhältnismäßig alt werden. Dabei spiele die gute Versorgung mit Nahrung die Hauptrolle. "Die Flusspferde werden im Tierpark bis zu 60 Jahre alt, während es in der Natur nur die Hälfte ist."

Anmutiger Amurtiger nur scheinbar relaxed

Amurtiger Wolodja hat auch schon zehn Jahre auf dem Buckel. Er ist der einzige Tiger des Chemnitzer Tierparks. Als sich die Besuchergruppe dem Gehege nähert, liegt er ähnlich wie eine Hauskatze auf dem Rücken. Nur der leicht wedelnde Schwanz verrät, dass das Tier jede Kleinigkeit registriert und auch blitzschnell auf Angriff umschalten könnte. In freier Wildbahn möchte wohl keiner aus der Gruppe Wolodja begegnen.

Besucher ziehen positives Fazit

Nach ein paar weiteren Stationen ist die rund anderthalbstündige Führung auch schon zu Ende. Die Zeit ist wie im Flug vergangen und auch der strömende Regen geriet angesichts der vielen spannenden Einblicke in den Hintergrund. "Wir haben sowas noch nicht mitgemacht, aber das war eine kleine, intime Gesellschaft. Man konnte mal was fragen und hat auch was erklärt gekriegt. Eine sehr feine Sache", sagt Sven Weder, der mit seinem Sohn Matti vorbeigekommen ist.

Wir haben sowas noch nicht mitgemacht, aber das war eine kleine, intime Gesellschaft. Man konnte mal was fragen und hat auch was erklärt gekriegt. Eine sehr feine Sache.

Sven Weder Besucher der Tierpark-Führung

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