Polizeieinsatz Suche nach neunjähriger Valeriia jetzt auch im Ausland
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06. Juni 2024, 16:42 Uhr
Die Polizei sucht weiter mit Drohnen und Hunden nach der vermissten neunjährigen Valeriia aus Döbeln. Bisher war die Suche erfolglos. Parallel dazu prüft die Schulaufsichtsbehörde, warum die Schule das Fehlen des Kindes nicht gemeldet hatte. Die Polizei hat am Donnerstag ihre Suche nach Valeriia ausgeweitet. Dazu hat sie auch Kontakt ins Ausland aufgenommen.
- Polizei hat Kontakt zu Behörden in der Ukraine.
- Die Suche nach dem vermissten Mädchen in Döbeln wird ausgeweitet.
- Laut Lasub hat die Schule die Mutter nicht informiert.
Im Fall der seit Montag vermissten neunjährigen Valeriia aus Döbeln wird auch nach Hinweisen im Ausland gesucht. Man habe Kontakt zu Kollegen im Ausland aufgenommen, sagte Polizeisprecher Andrzej Rydzik am Donnerstag. "Wir führen auch Ermittlungen über die Stadt- und Landesgrenzen hinaus", so Rydzik. Da in alle Richtungen ermittelt werde, gehöre auch der Blick auf das familiäre Umfeld dazu.
Kontakt zu Behörden in der Ukraine
Das aus der Ukraine stammende Mädchen lebt mit seiner Mutter in Deutschland, der Vater ist den Angaben zufolge nach wie vor in der Ukraine. "Wir sind im Austausch mit den Behörden dort." Gleiches gelte für die Nachbarländer Polen und Tschechien als mögliche Transitwege. Auch zum Vater des Mädchens gebe es Kontakt, so Rydzik. Über die Suche im Ausland hatte zuvor die "Bild" berichtet.
Bevölkerung soll in Gärten, Dachböden und Kellern suchen
Die Polizei hat am Donnerstag ihre Suche nach Valeriia ausgeweitet. Während die sich am Mittwoch vor allem auf das unmittelbare Umfeld in Döbeln und die Befragung von Anwohnern konzentrierte, wird nun in der Fläche gesucht. Einige Hundert Helfer seien im Einsatz, um nach Hinweisen zu suchen, sagte eine Polizeisprecherin. Neben der Bereitschaftspolizei und Polizeischülern komme auch die Wasserschutzpolizei zum Einsatz, um noch einmal auf der Freiberger Mulde zu suchen. Außerdem stünden ein Hubschrauber und Drohnen bereit, und es würden weiterhin Anwohner befragt.
Die Beamten setzen auch auf die Hilfe der Bevölkerung. Am Mittwochmorgen veröffentlichte die Polizeidirektion Chemnitz mehrere Bilder des gesuchten Mädchens. Die Polizei bittet demnach die Bevölkerung in Döbeln, in eigenen Gärten, Kellern, Garagen, Schuppen, auf Dachböden und sonstigen Nebengebäuden nach der Vermissten Ausschau zu halten.
Schulaufsicht überprüft Meldekette der Schule
Unterdessen prüft die Schulaufsichtsbehörde, warum die Bildungseinrichtung die Meldekette nicht eingehalten hat. Sowohl die Mutter als auch die Polizei wurden demnach nicht darüber informiert, dass das Kind nicht in der Schule erschienen ist.
Wenn sich herausstellt, dass eine Person eine Sache nicht getan hat, müssen wir auch über personelle Konsequenzen reden.
Der Sprecher des Landeschulamtes Lasub, Clemens Arndt, bestätigte MDR SACHSEN, dass die Mutter des Mädchens von der Schule nicht kontaktiert worden sei: "Die Schule hat das versäumt." Als Schulaufsichtsbehörde ermittle man zu diesem Sachverhalt. "Wir schauen, was dort konkret passiert ist und warum das nicht funktioniert hat." Gegebenenfalls müsse mit der Schule die Verfahrensweise noch einmal geprüft werden. "Wenn sich herausstellt, dass eine Person eine Sache nicht getan hat, müssen wir auch über personelle Konsequenzen reden." Das werde man zu gegebener Zeit tun.
Grundsätzlich würden Lehrkräfte am Anfang der ersten Unterrichtsstunde prüfen, ob alle Kinder da sind. Sei dies nicht der Fall und liege keine Abmeldung vor, würden die Eltern kontaktiert. "Zuweilen kommt es vor, dass Eltern nicht erreicht werden oder ein häufiges unentschuldigtes Fehlen eines Schülers vorliegt – hier kann die Schulleitung die Polizei im Rahmen der Amtshilfe und Gefahrenabwehr hinzuziehen", so Arndt.
Valeriia kommt nicht in Schule an
Die Ermittlungen hatten ergeben, dass Valeriia nicht am Unterricht teilgenommen hat. Es sei bisher aber nicht klar, ob das Mädchen am Montag das Schulgebäude überhaupt erreicht habe, hieß es dazu am Dienstag aus den Kreisen der Ermittler. Auch gebe es keine Anhaltspunkte, wo das Kind im Tagesverlauf war.
Das Fehlen des Mädchens sei erst aufgefallen, als es nicht wie üblich nach der Schule wieder nach Hause kam, berichtete der Polizeisprecher. Die Mutter habe zunächst selbst nach ihrem Kind gesucht und gegen 18:25 Uhr die Behörden um Hilfe gebeten.
Valeriia sitzt nicht im Bus der Linie C
Valeriia stammt aus der Ukraine, ist etwa 1,40 Meter groß und hat dunkelblonde, mittellange Haare. Am Montagmorgen war sie mit einem lila T-Shirt, einer schwarzen Jeans, einer hell-türkisen Jacke sowie dunkelblauen knöchelhohen Schuhen bekleidet. Das Mädchen hat einen rosa Schulranzen. Es hatte sich am Montag gegen 6:50 Uhr auf den Weg zur Schule in der Bayerischen Straße in Döbeln gemacht. Meist nutze sie dazu den Bus der Linie C, in dem sie allerdings am Montag nicht saß.
Suche mit Rettungshunden und Tauchern
Die Polizei hatte am Dienstag bereits ergebnislos im Stadtgebiet von Döbeln und im Flussbereich der Freiberger Mulde nach dem Mädchen gesucht. Polizeitaucher hatten ihren Einsatz in der Mulde am Dienstagnachmittag beendet.
Seit Mittwoch werden Rettungshunde eingesetzt. Sie sollen im Wald, auf Feldern und Wiesen im Bereich des Muldeufers und im Osten der Stadt bis hin zum Ortsteil Zschäschütz nach Spuren suchen. Sogenannte Trümmerhunde suchen außerdem in Abrissgebäuden. 70 Beamte hatten am Mittwoch den ganzen Tag über Anwohner befragt. Zudem wurde Videomaterial von Bussen und Geschäften ausgewertet. Neue Hinweise zum Verbleib der Neunjährigen haben sich dadurch jedoch nicht ergeben, teilten die Beamten mit.
Psychologen kümmern sich um Kinder in der Schule
Parallel dazu laufen die Ermittlungen der Chemnitzer Kriminalpolizei in alle Richtungen. Gesicherte Videoaufnahmen werden ausgewertet. Die Polizei verfolgt ebenfalls eine Spur, nach der in der vergangenen Woche im Döbelner Ortsteil Mochau ein achtjähriges Mädchen von einem Mann angesprochen wurde. Dieser dem Kind angeboten hatte, ihm Katzen zu zeigen. Eine Gewalttat werde nicht ausgeschlossen.
In der Schule kümmern sich aktuell drei Psychologen um die verunsicherten Kinder.
Polizei sucht nach Zeugenhinweisen Zeugenhinweise zu der vermissten Valeriia werden unter Telefon 0371 387-3488 bei der Chemnitzer Kriminalpolizeiinspektion entgegengenommen.
MDR (ama/tfr/lei)/dpa
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Bautzen | 06. Juni 2024 | 10:30 Uhr