Start with a Friend Verein macht Start für neue Chemnitzer leichter
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11. März 2024, 06:15 Uhr
Die Inderin Sreelakshmi Sajeev ist zum Studium nach Chemnitz gekommen. Über den Verein "Start with a Friend" hat sie Hannah Weißenburger kennengelernt. Mittlerweile sind beide befreundet und haben voneinander gelernt. Ganz nebenbei, denn sie verbringen ihre Freizeit miteinander.
Hannah Weißenburger trifft die Studentin Sreelakshmi Sajeev vor der Uni in Chemnitz. Die beiden jungen Frauen, die sich über den Verein "Start with a Friend" (SwaF) kennengelernt haben, sind mittlerweile befreundet. Hannah ist zu ihrer Freundin zu Besuch nach Chemnitz gekommen, weil sie nach ihrem Studium zurück in ihre Heimat in Baden-Württemberg gezogen ist.
"Ich habe in Mittweida studiert", erzählt sie. "Als ich dort zum ersten Mal im Supermarkt einkaufen war, habe ich die Leute nicht verstanden", lacht sie. Da habe sie sich auch fremd gefühlt. Vom SwaF habe sie von einer Kollegin in Chemnitz erfahren. Dann sei sie zu einem Treffen gegangen und hat sich dort als "Tandempartnerin" eintragen lassen.
"Einige Zeit später habe ich die Telefonnummer von Sreelakshmi bekommen und wir haben zuerst über WhatsApp kommuniziert." Daraus habe sich schnell eine Freundschaft entwickelt, die nun schon anderthalb Jahre gut funktioniere. "Natürlich lernen wir beide immer noch etwas dazu", sagt sie.
"Es gibt zum Beispiel eine Geste der Entschuldigung oder des Respekts, die ich noch nicht kannte", sagt Hannah. Die sei ihr aufgefallen, als Sreelakshmi sie versehentlich anrempelte. Sreelakshmi nahm ihre Hand zur Stirn und führte sie in Richtung Oberkörper: "Entschuldigung." Was die Freundschaft ausmacht: "Wir gehen ins Jumphouse, zum Schwimmen oder Treffen uns beim Brettspiel", erzählt Hannah.
Freundschaft folgt auf Kulturschock
"Für mich gab es einige Kulturschocks, als ich hier in Deutschland ankam", erzählt Sreelakshmi auf Englisch. "Alles war anders - das Essen, die Kleidung." Aber sie habe das Land als sehr schön empfunden. "Chemnitz ist ein guter Ort zum Studieren." Sie habe sich willkommen gefühlt.
"Ich war sehr aufgeregt, als ich Hannah zum ersten Mal getroffen habe." Für sie sei es ein interessanter Weg gewesen, die kulturellen Unterschiede zu überwinden. "Wir können miteinander sprechen, voneinander lernen und uns treffen." Das habe sehr gut funktioniert, fügt sie hinzu und lacht.
Indien? Italien? - Hauptsache nach dem Studium reisen
Das sei auch gerade beim Essen so. "Hannah erklärt mir zum Beispiel im Supermarkt, welche Speisen hier gegessen werden, was ich probieren kann." Jeden Tag kämen so neue Erfahrungen für die junge Frau aus Indien hinzu. Auch wenn sie irgendwann nach dem Studium zurückkehren werde: Die Freundschaft soll bestehen bleiben.
"Ich weiß ja jetzt, dass Hannah gern reist. Wir werden also in Kontakt bleiben und sie wird mich besuchen." Hannah lacht und sagt: "Vielleicht reisen wir aber erst einmal auch gemeinsam. Nach Italien vielleicht."
Der Verein "Start with a Friend"
Der Verein "Start with a Friend" wurde im Jahr 2014 in Berlin gegründet. Ziel des Vereins ist es, durch Begegnungen zwischen Geflüchteten und Locals Vorurteile abzubauen und soziale Netzwerke zu stärken. Tandems von einheimischen und zugezogenen Menschen dienen dazu, freundschaftlichen Austausch auf Augenhöhe zu pflegen, gemeinsam zu feiern, zu diskutieren und voneinander zu lernen.
Momentan gibt es in mehr als 25 deutschen Städten und in Wien Standorte. Mehr als 7.800 freundschaftliche Tandems wurden zusammengebracht.
Start with a Friend e.V.
Interesse fürs Gegenüber soll Zusammenhalt schaffen
Thomas Höppner hat eine Filmproduktionsfirma und den Verein nach Chemnitz geholt. "Ich kannte den Berliner Verein bereits", erzählt er. Nachdem er beim Sport eher zufällig Muhammad Ahmad Afghan kennengelernt hat, sei die Idee für einen Chemnitzer Ableger von "Start with a Friend" gekommen.
"Vorher hatte ich keinerlei Kontakt zur afghanischen Community in der Stadt", sagt er. Mittlerweile verbindet ihn mit Muhammad eine Freundschaft und der Verein. Höppner betont, dass es bei den SwaF-Angeboten nicht um eine Betreuung der neu Angekommenen geht. "Es geht um gemeinsame Freizeitgestaltung, um das ehrliche Signal, dass mich mein Gegenüber interessiert."
Am ersten Montag im Monat können Interessierte zum Stammtisch im Chemnitzer "Weltecho" kommen. Dort können Interessierte auch Fragen zu SwaF loswerden, zum Tandemprogramm oder zum Ehrenamt, sagt Höppner. "Und natürlich führen wir gute Gespräche, spielen Spiele und haben einfach eine gute Zeit."
Die Kontakte der beiden Tandempartner seien wichtig und das eigene Engagement. "Es gibt kein Handbuch dafür, wie man sich umeinander kümmert."