Im Elternhaus Neues Schmidt-Rottluff Museum eröffnet 2025 in Chemnitz
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03. Dezember 2024, 12:58 Uhr
Karl Schmidt-Rottluff ist einer der prominentesten Söhne von Chemnitz. Trotzdem hat der expressionistische Künstler bisher kein eigenes Museum. Das wird sich bald ändern. Im Frühjahr 2025 eröffnet im Rahmen des Kulturhauptstadt-Programms das deutschlandweit erste Schmidt-Rottluff Museum – und das in seinem Elternhaus im Chemnitzer Stadtteil Rottluff. Die Kunstsammlungen Chemnitz haben Anfang Dezember anlässlich des 140. Geburtstages des Expressionisten und Brücke-Mitbegründers über die Baustelle geführt.
- Das Elternhaus des Expressionisten Karl Schmidt-Rottluff (1884-1976) ist fast fertig saniert.
- Das Museum soll ein Ort für Kunstinteressierte, Touristen und für die Bewohner des Stadtteils Rottluff sein.
- Im Karl Schmidt-Rottluff Haus werden zahlreiche Originale zu sehen sein, allerdings kaum berühmte Gemälde.
Noch sieht es aus wie auf einer Baustelle im künftigen Karl Schmidt-Rottluff Museum im Westen von Chemnitz. Die frisch sanierte Fassade strahlt allerdings schon gelb – und innen sind die farbigen Fenster im Treppenfoyer ein echter Blickfang.
"Was hier geschaffen wurde: Ich habe das nicht für möglich gehalten", sagte Sonja Oehlschläger von der Stiftung zu Ehren von Karl Schmidt-Rottluff MDR KULTUR. Denn es existieren schon seit vielen Jahren Initiativen, das Areal im Chemnitzer Stadtteil Rottluff als Kulturort zu entwickeln – sowohl von der Stiftung als auch vom Förderverein Karl Schmidt-Rottluff Chemnitz. "Es ist eine Rettungsaktion, natürlich sicherlich auch im Zusammenhang mit der Kulturhauptstadt", so Sonja Oehlschläger vom Vorstand der Stiftung.
2023 hatte der Stadtrat von Chemnitz die Sanierung des Landhauses beschlossen. Rund 2,2 Millionen Euro sind dafür eingeplant, der Anteil der Stadt macht knapp 1,6 Millionen Euro aus.
Kunstsammlungen Chemnitz ehren Expressionisten
Die Idee, dem prominenten Sohn der Stadt ein Denkmal in Form eines Museums zu setzen, ist nicht neu. Bereits in den 1970er-Jahren gab es erste Vorstöße des damaligen Sammlungsleiters Karl Brix. Sie verliefen aber im Sande, sagte Florence Thurmes, Generaldirektorin der Kunstsammlungen Chemnitz, MDR KULTUR. Die Verbindung der Kunstsammlungen Chemnitz mit Karl Schmidt-Rottluff sei jedoch eng.
Schmidt-Rottluff und sein Elternhaus Karl Schmidt-Rottluff (1884-1976) ist im heutigen Chemnitzer Sadtteil Rottluff geboren und aufgewachsen. Sein Vater war Müller und der kleine Karl verbrachte mit seinen Geschwistern die Kindheit in der elterlichen Wohnmühle. Das Landhaus wurde unweit der Mühle 1913 erbaut. Dort war der Künstler regelmäßig bei seinen Eltern zu Gast und benannte sich auch nach seinem Geburtsort Rottluff. Zwischen 1943 und 1946 lebte Schmidt-Rottluff eine Zeit lang im Elternhaus – nachdem seine Wohnung und sein Atelier in Berlin ausgebombt worden waren. Später stand das Haus viele Jahre leer.
"Er hatte mit dem ersten Direktor Schreiber-Weigand einen sehr intensiven Kontakt. Schreiber-Weigand hat ihn dann auch in den 1920er-Jahren eingeladen, diese Galerie der Moderne zu konzipieren", so Thurmes. Das sei zwar wieder abgeflacht, da der Künstler in der NS-Zeit als "entartet" verfemt und ihm ein Malverbot auferlegt wurde. Thurmes weiter: "Er hat dann aber 1946 die erste Personalausstellung hier in Chemnitz bekommen und auch die Ehrenbürgerschaft der Stadt."
Erstes eigenes Museum für Schmidt-Rottluff
Und nun also endlich ein eigenes Museum: Das Karl Schmidt-Rottluff Haus ist die sechste Dependance der Kunstsammlungen Chemnitz. Noch sind die Räume im Erdgeschoss und in der ersten Etage leer. Doch beim Rundgang durch das Haus erläutert Kuratorin Sabine Maria Schmidt, was die Besucherinnen und Besucher ab Frühjahr 2025 erwartet.
"Es gibt drei Hauptthemen: der Künstler, der Expressionismus in Chemnitz und der Ort", so die Kuratorin. Dazu gebe es zwei zeitliche Abschnitte, die sich darauf bezögen, was Schmidt-Rottluff und Chemnitz miteinander verbindet. "Das sind seine Kindheit, seine frühen künstlerischen Anfänge und das Kennenlernen der Brücke-Künstler. Und die zweite Zeitschicht wird hauptrangig die Kriegszeit sein."
Mehr als ein Museum Ziel der Sanierung ist es laut den Kunstsammlungen Chemnitz, einen Ort zu schaffen, der nicht nur für Kunstinteressierte, sondern auch für die Bewohnerinnen und Bewohner von Rottluff einen belebten Treffpunkt bildet. Das Haus will Begegnungsmöglichkeiten schaffen und plant Veranstaltungen in Kooperation mit dem Förderverein Karl Schmidt-Rottluff Chemnitz.
Leipziger Sammler Victor und Hedda Peters
Einen besonderen Stellenwert soll im Karl Schmidt-Rottluff Haus auch die Sammlung des Leipziger Sammlerpaares Victor und Hedda Peters haben. Sie waren mit dem Künstler eng befreundet und haben eine Vielzahl seiner kunsthandwerklichen Arbeiten zusammengetragen. Im Jahr 2020 konnten die Werke für Chemnitz erworben werden.
Schmidt-Rottluff hat sich auch mit kunsthandwerklichen Objekten beschäftigt, denen er eine ganz besondere Wertschätzung entgegen gebracht hat.
Kuratorin Sabine Maria Schmidt erklärte: "Meistens kennt man die Expressionisten durch ihre Gemälde, durch die Grafiken und durch die Zeichnungen. Aber Schmidt-Rottluff hat sich auch in verschiedenen Phasen mit kunsthandwerklichen Objekten beschäftigt, denen er eine ganz besondere Wertschätzung entgegen gebracht hat." So sollen im Museum viele Ausstellungsstücke wie Schmuck, Steinschnitzereien und Holzkästen zu sehen sein.
Gemälde bleiben am Theaterplatz in Chemnitz
Im Museum sollen auch zahlreiche andere Originale zu sehen sein, wie noch nie gezeigte Ölskizzen aus Schmidt-Rottluffs Frühwerk – und hin und wieder eines seiner Gemälde. Allerdings bleiben die meisten seiner Gemälde nach wie vor in den Kunstsammlungen am Theaterplatz in Chemnitz. Dort sind sie prominent ausgestellt, zudem ist es eine Frage der Sicherheit für die Werke.
Im April 2025 soll das Karl Schmidt-Rottluff Haus eröffnet werden – natürlich im Rahmen des Kulturhauptstadtjahres. Dann können die Besucherinnen und Besucher dem Künstler am authentischen Ort näher kommen. Für den Sommer (24. August) planen der Förderverein Karl Schmidt-Rottluff und die Kunstsammlungen dort ein großes Expressionismus-Fest.
Quelle: MDR (Grit Krause), redaktionelle Bearbeitung: lk
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 03. Dezember 2024 | 10:15 Uhr