Ein Haus mit der Aufschrift "Olbernhauer Hutzenstübl"
Im Olbernhauer Hutzenstübl ist man der Tradition verpflichtet, blickt aber auch gern über den erzgebirgischen Tellerrand. Bildrechte: MDR/Thomas Friedrich

Makers United Olbernhau: Hutzenstube mit internationalen Gästen

13. Juni 2024, 05:00 Uhr

Mit "Makers of all Countries unite!" wirbt das Mitmach-Festival "Makers united" in Chemnitz und spielt mit dem berühmten Spruch von Karl Marx "Proletarier aller Länder vereinigt Euch!", der in Chemnitz als Wandskulptur sehr präsent ist. Die Macher von heute treffen sich in und um die Stadthalle, um kreative Ideen auszutauschen und sich kennenzulernen. Im Vorfeld waren einige schon in der Region zu Gast.

Am Wochenende treffen sich in und vor der Stadthalle Chemnitz bei der Mitmachmesse "Makers United" junge und jung gebliebene kreative Köpfe aus ganz Europa, um ihre Ideen nicht nur vorzuführen, sondern mit den Besuchern zu teilen.

Kurz vor Beginn des Festivals herrscht im 30 Kilometer entfernten "Hutzenstübel" Olbernhau reges Stimmengewirr. In der Werkstatt mischen sich englische Sätze mit erzgebirgischem Dialekt.

Denn erstmals hat das Festival internationale Macher nach Olbernhau und elf andere Orte in Sachsen geschickt. Drei Makers in Residence sind nach Olbernhau gekommen, sagt Lianne van de Laar, die sich als Projektkoordinatorin um das Residenzprogramm kümmert.

Lianne van de Laar, Projektkoordinatorin Residenzprogrtamm Makers United.
Lianne van de Laar koordiniert das Programm für "Makers United". Bildrechte: MDR/Thomas Friedrich

"Wir haben viele Makers Space im ländlichen Raum ausgewählt, damit sich die Macher breit verteilen können und in unterschiedlichen Stilen arbeiten können. Jeder Maker Space hat seine eigenen Spezialitäten, sein eigenes Flair und seine eigene Identität."

Jeder Maker Space hat seine eigenen Spezialitäten, sein eigenes Flair und seine eigene Identität.

Lianne van de Laar Projektkoordinatorin des Residenzprogramms von Makers United

Maker treffen in Olbernhau auf Macher

Pavel Ruzyak ist aus Tschechien angereist. Er hat bereits sensorisches Spielzeug für Menschen mit Sehbehinderung im Gepäck. Er hat hier Marta Romani und Karl Logge von der italienischen Insel Sardinien getroffen. Ihre Leidenschaft ist die traditionelle Handweberei mit Naturfasern.

Gastgeber ist Uwe Kempe vom Bergbauverein Olbernhau, der das Hutzenstübl betreibt. "Das Hutzen ist ja als erzgebirgische Tradition das gemeinsame Basteln in der Vorweihnachtszeit. Wir haben das jetzt auf die internationale Ebene ausgeweitet", sagt er lachend.

Natürlich sei man der Tradition des Kunsthandwerks verpflichtet. Aber es ist immer hilfreich, über den Tellerrand hinauszuschauen und zu sehen, was international geht." Er hoffe, dass der Kontakt zu den internationalen Machern bestehen bleibt und sogar ausgedehnt werden könne.

Es ist immer hilfreich, über den Tellerrand hinauszuschauen und zu sehen, was international geht.

Uwe Kempe Hutzenstübl Olbernhau

Neue Ideen: Aus drei mach eins

Neue Ideen entstehen am besten beim gemeinsamen Arbeiten. Schon nach kurzer Zeit haben Marta, Karl und Pavel in Olbernhau eine neue Idee entwickelt, um sehbehinderten Kindern neues sensorisches Spielzeug anzubieten.

Ein Mann (Pavel Ruzyk) greift mit verbundenen Augen auf eine Platte mit bunten, umwickelten Drähten.
Pavel Ruzyk, der in Tschechien sensorisches Spielzeug für Kinder mit Sehbehinderung entwickelt, will in Zukunft mehr Naturfasern verarbeiten. Bildrechte: MDR/Thomas Friedrich

Ohne den Kontakt zu den beiden Italienern wäre das sicher nicht passiert, sagt Pavel. "Mit Stoffen und Fasern arbeiten wir bisher nicht in unserer Heimat. Aber hier habe ich gesehen, wie verschiedene Stoffe benutzt werden können." Sie seien so fantastisch, dass er in Zukunft mehr mit Naturmaterialien arbeiten wolle. "Das war sehr schön, dass ich das hier lernen konnte."

Eine Frau (Marta Romani) hält einen Faden in der Hand und lacht über die Schulter in die Kamera.
Marta Romani freut sich, dass sie in Olbernhau neue Naturmaterialien kennengelernt hat, mit denen sie ihre Fäden weiterspinnen kann. Bildrechte: MDR/Thomas Friedrich

Damit das alles beim "Makers United" auch für möglichst viele Interessenten im wahrsten Sinne des Wortes greifbar wird, hat auch Uwe Kempe schnell die Drechselbank angeworfen und ein paar Handspindeln für das Festival hergestellt.

Ein Mann (Karl Logge) mit einer drehenden Handspindel.
Karl Logge zeigt, wie man mit einer Handspindel aus verschiedenen Naturfasern einen Faden herstellen kann. Bildrechte: MDR/Thomas Friedrich

Wir haben beim gemeinsamen Arbeiten gesehen, dass klassische erzgebirgische Drechselkunst mit Wollkunst aus Sardinien und Handwerkskunst für Sehbehinderte aus Prag etwas für die Kinder hier in der Region bringt. Wir verbinden Dinge, die sich im Vorfeld noch keiner gedacht hat."

Wir verbinden Dinge, die sich im Vorfeld noch keiner gedacht hat.

Uwe Kempe Hutzenstübl Olbernhau

Die Ergebnisse des gemeinsamen Tüftelns sind am 15. und 16. Juni in Chemnitz in und vor der Stadthalle zu sehen und zu fühlen.

MDR (tfr)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Chemnitz | 13. Juni 2024 | 16:30 Uhr

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