EU-Verordnung Brüssel: Besserer Schutz der erzgebirgischen Männelmacher vor China-Plagiaten
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09. April 2024, 16:51 Uhr
Immer wieder tauchen im Internet Angebote auf, die vorgeben, erzgebirgische Volkskunst zu sein. Tatsächlich werden sie im fernen Osten gefertigt. Das frustriert nicht nur die Männelmacher zwischen Annaberg und Zwönitz. Sie wollen in Brüssel einen EU-weiter Schutz geografischer Angaben durchsetzen.
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Der Chef des Verbandes Erzgebirgischer Kunsthandwerker und Spielzeughersteller, Frederick Günther, hat am Dienstag bei einem parlamentarischen Frühstück in Brüssel für einen EU-weiten Schutz geografischer Angaben geworben. Er will die Interessen der Männelmacher im Erzgebirge besser schützen lassen.
"Wir als Verband schützen unser Handwerk vor Eingriffen und vor Duplikaten von außerhalb", sagte er MDR SACHSEN. Bis jetzt gelte dieser Schutz nur in Deutschland. "Jetzt soll es einen neuen europaweiten Schutz geben, wie es ihn schon für Champagner oder für den Dresdner Christstollen gibt."
Jetzt soll es einen neuen europaweiten Schutz geben, wie es ihn schon für Champagner oder für den Dresdner Christstollen gibt.
Bedrohung aus dem fernen Osten besteht schon mehr als 30 Jahre
Seit der Gründung des Verbandes im Jahr 1990 sei es ständig zu Angriffen gegen die erzgebirgischen Männelmacher in Form unerlaubter Kopien gekommen, sagt Günther.
"Aktuell ist ein Onlineshopping-Kanal der größte Fall. Dort werden Nussknacker, die komplett in China gefertigt sind, mit dem Begriff 'im Erzgebirge Stil' verkauft." Dagegen gehe der Verband momentan juristisch vor. "Wir haben im Mai am Landgericht in Leipzig einen Verhandlungstermin."
Vier weitere Verfahren gegen die Verwendung des Begriffes "Erzgebirge" bei Billigkopien seien ebenfalls noch anhängig, sagte Günther.
Brüssel könnte das Erzgebirge bald unter Schutz stellen
Mit seiner Präsentation hat Frederick Günther die EU-Parlamentarier überzeugen können, sich im kommenden Jahr für einen besseren Schutz der erzgebirgischen Volkskunst einzusetzen. Dann will er einen Antrag stellen, auf "europaweiten Schutz für geografische Herkunftsangaben für handwerkliche und industrielle Erzeugnisse".
"Mit einem solchen europaweiten Schutz hoffen wir, dass sich niemand mehr traut, gegen geltendes EU-Recht zu verstoßen." Aktuell bewege man sich meist nur im deutschen Rechtsraum. "Mit einem europaweiten Schutz könnten wir weltweit besser gegen Duplikate und Wettbewerbseingriffe vorgehen, die aus Fernost kommen."
Bereits im Mai 2023 hatten sich der Rat der Europäischen Union und das EU-Parlament geeinigt, den geografischen Schutz auf handwerkliche und industrielle Erzeugnisse auszudehnen. Bisher galt dies nur für Lebensmittel und landwirtschaftliche Erzeugnisse.
MDR (tfr/mdc)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Chemnitz | 09. April 2024 | 16:30 Uhr