Straftaten am Postplatz Stadtrat in Aue gründet Ausschuss für Sicherheit
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30. Januar 2025, 20:29 Uhr
Der Postplatz in Aue hat sich in den vergangenen Jahren immer mehr zu einem Kriminalitätsschwerpunkt entwickelt. Im Rathaus der früheren Bergbaustadt ist das nun Chefsache: Im Stadtrat gibt es jetzt einen Ausschuss für Sicherheit. Bei einer verstärkten Präsenz von Polizei und einem Wachdienst soll es nicht bleiben, wie MDR SACHSEN-Reporter Mario Unger-Reißmann berichtet.
- Eine Stadtpolitikerin der SPD in Aue bremst vorschnelle Erwartungen an den neuen Ausschuss.
- Der Oberbürgermeister von Aue-Bad Schlema ist emotional angefasst beim Thema Postplatz.
- Zu einer Videoüberwachung für den Kriminalitätsschwerpunkt im Stadtzentrum gibt es Pro und Contra.
Der Stadtrat in Aue hat am Mittwochabend einen Ausschuss für Sicherheit auf den Weg gebracht. Das teilte die Stadt Aue-Bad Schlema MDR SACHSEN mit. Jetzt müssten die einzelnen Fraktionen noch die Mitglieder benennen, die sie in den Ausschuss entsenden. Erst dann könne die inhaltliche Arbeit beginnen, um auf die Vorfälle auf dem Postplatz zu reagieren. Mehrfach wurde die Polizei in den letzten Monaten zu Einsätzen gerufen.
Kontakt zum harten Kern verloren
Claudia Ficker (SPD) ist Mitglied in dem neuen Sicherheitsausschuss. Sie ist skeptisch, was schnelle Änderungen betrifft. Sie sehe den Ausschuss als ersten Schritt. Die Probleme seien "nicht gleich morgen gelöst". So gebe es zwar stationäre Sozialarbeit im Bürgerhaus, aber keine Streetworker, "die wirklich rausgehen". Aber dafür müsse man Geld in die Hand nehmen
Wir haben hier stationäre Sozialarbeit im Bürgerhaus, aber keine Streetworker. (...) Dafür muss man Geld in die Hand nehmen.
Jana Kaube ist Sozialpädagogin und leitet das örtliche Jugend- und Sozialzentrum. Ihr sind einige der Jugendlichen vom Postplatz bekannt. Sie habe jedoch den Kontakt zum harten Kern der Gruppe verloren, sagte sie. Und betonte zugleich, dass nicht immer alle an Auseinandersetzungen beteiligt seien.
Mobile Polizeiwache und Sozialarbeiter erwünscht
Im Gespräch ist neben dem Einsatz von Sozialarbeitern auf dem Postplatz auch eine mobile Polizeiwache. Eine Videoüberwachung des Platzes war im November 2024 bereits vom Stadtrat beschlossen, aber aus Kostengründen noch nicht umgesetzt worden. Oberbürgermeister Heinrich Kohl (CDU) ist aufgebracht, wenn es um den Postplatz geht. "Bisher sagt die Polizei, dass es keine Übergriffe auf andere Personen gegeben hat, außer in diesem geschlossenen System. Ob das immer so ist, kann ich hier nicht garantieren", sagte er im Gespräch mit MDR SACHSEN.
Zankapfel Videoüberwachung
Während Stadträtin Claudia Ficker davor warnt, der Bevölkerung eine falsche Sicherheit durch Videoüberwachung vorzugaukeln, hält der Oberbürgermeister sie für "sehr sinnvoll" zur Beweissicherung. Kohl kritisierte, dass aktenkundige mutmaßliche Straftäter keine Sanktion erfahren würden. "Wenn der jetzt schon fünf Mal in der Strafakte ist und er ist das sechste, siebte oder 20. Mal drin, dann kann es sein, dass ein Strafrichter tatsächlich mal eine Freiheitsstrafe verhängt, die auch vollzogen wird."
Wenn der jetzt schon fünf Mal in der Strafakte ist und er ist das sechste, siebte oder 20. Mal drin, dann kann es sein, dass ein Strafrichter tatsächlich mal eine Freiheitsstrafe verhängt, die auch vollzogen wird.
Doch wie geht es weiter? Kohl zufolge muss der neue Ausschuss nun das Pro und Kontra einer Videoüberwachung zunächst beraten. Dann werde man dem Stadtrat Vorschläge machen. Kohl sagte weiter, dass die Videoüberwachung eine Maßnahme sei und sich daraus weitere Schritte ergeben, wie beispielsweise zusätzliches Personal, um die Sicherheit dort zu verbessern.
In den vergangenen Monaten hatte es am Postplatz eine Häufung von Straftaten wie Diebstahl, Drogenkriminalität und Körperverletzung gegeben. Geschah das bisher meist in den Abendstunden, werden die Gewaltdelikte inzwischen tagsüber verübt. In der Nähe befinden sich Schulen, an der Haltstelle steigen Schulkinder ein und aus. Zuletzt wurde am 23. Januar ein 19 Jahre alter Mann bei einem mutmaßlichen Messerangriff verletzt.
MDR (sth/sme(wim)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 30. Januar 2025 | 19:00 Uhr