22 Gramm Silber "Erzgebirgischer Schwibbogen" ziert Weihnachts-Sammlermünze
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24. November 2023, 17:11 Uhr
Der weit über Sachsen hinaus bekannte "Erzgebirgische Schwibbogen" ist ab sofort auch als Motiv auf einer 25-Euro-Sammlermünze aus Feinsilber zu bewundern. Die neue Weihnachtsmünze wurde am Freitag in der Vertretung des Freistaates Sachsen bei einer Veranstaltung mit Bundesfinanzminister Christian Lindner und Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer offiziell präsentiert.
Wer so richtig in die Welt der Schwibbögen eintauchen will, ist, der sollte sich in diesen Tagen gen Erzgebirge begeben. Denn dort ist der Lichterbogen zu Hause. Egal in welchem Dorf man ist, in welcher Stadt - in nahezu allen Fenstern leuchtet es. Nicht umsonst heißt das Erzgebirge auch Weihnachtsland. Wohin man auch schaut, sorgen geschmückte Tannenbäume, Holzpyramiden und Lichterketten für das echte Weihnachtsgefühl. Doch für den echten Zauber sorgt eindeutig der Glanz tausender Schwibbögen.
Hölzerner Schwibbogen aus dem Jahr 1925 auf der Münze
So war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis der erzgebirgische Lichterbogen auch mit einer Münze geehrt wird. Und hier ist sie nun: 22 Gramm schwer, 30 Millimeter Durchmesser, Feinsilber, Stempelglanz. Geschaffen hat sie der Designer Reinhard Eiber und natürlich dominiert das Hauptelement: ein hölzerner Schwibbogen aus dem Jahr 1925, der Motive der heimatlichen Stube mit Vorbereitungen zum Heiligen Abend zeigt. Das Emblem der beiden Bergmänner mit den sächsischen Kurschwertern sowie Schlägel und Eisen verweist auf die ursprüngliche Verwendung des Schwibbogens im bergmännischen Kontext.
Kretschmer sieht Münze als Zeichen der Wertschätzung
Michael Kretschmer spricht bei der Präsentation voller Stolz von seinen eigenen Lichterbögen zu Hause und wie sehr er sich darüber freut, dass dieses erzgebirgische Weihnachtssymbol nun auch auf einer Sammlermünze zu finden ist. "Der Schwibbogen gehört für viele Familien im Erzgebirge zur Weihnachtszeit wie der Christbaum oder der Christstollen. Ich sehe diese Sammlermünze auch als ein Zeichen der Wertschätzung. Die Menschen im Erzgebirge haben seit Jahrhunderten ihre Tradition gepflegt, bewahrt und weitergetragen. Auch diese Münze ist letztendlich Ausdruck dafür."
Auch Bundesfinanzminister Christian Lindner kommt ins Schwärmen, wenn er von den Schwibbögen in seiner Familie erzählt. "Weihnachten ohne Schwibbogen ist für mich undenkbar. Das leuchtende Licht trägt eine wunderbare Botschaft in sich. Im Erzgebirge leben Menschen, die traditionsbewusst sind, sich aber auch dem regionalen Strukturwandel und den Herausforderungen heute stellen. Dem wollen wir mit der Münze Rechnung tragen."
Im Erzgebirge leben Menschen, die traditionsbewusst sind, sich aber auch dem regionalen Strukturwandel und den Herausforderungen heute stellen.
Eine jahrhundertealte Tradition
Diese Würdigung und Ehrung des Schwibbogens konnte natürlich im 18. Jahrhundert ein gewisser Herr Teller aus Johanngeorgenstadt nicht vorhersehen. Dieser Bergschmied Teller soll 1740 den ältesten nachgewiesenen Schwibbogen gebaut haben, erklärt Heimatforscher Harald Teller, ein Nachfahre. Wie der Vorname seine Vorfahren lautet, das weiß er nicht, ob es der eine oder andere Onkel gewesen sei, sei unbekannt.
Er sagt: "Überliefert jedoch ist eins. Er soll nach der Mettenschicht seine Grubenlampe vor den halbrunden Stolleneingang, dem sogenannten Mundloch, aufgestellt und so den Schwibbogen kreiert haben." Harald Teller weiß, dass andere Forscher behaupten, dass der Schwibbogen seit dem 17. Jahrhundert schon Teil der höfischen Festtradition gewesen sei.
Bei dem Saturnfest im Plauenschen Grund 1719 anlässlich der Hochzeit des Sohnes von August dem Starken mit der Kaisertochter schmückten jedenfalls, wie man auf alten Kupferstichen sehen kann, Schwibbögen den dafür aufgebauten Saturntempel. Harald Teller sagt dazu: "Es ist so, wie es ist. Der Johanngeorgenstädter Schwibbogen von 1740 ist der erste urkundlich erwähnte. Alles andere ficht mich nicht an."
Erfolgsgeschichte des Schwibbogens beginnt im 20. Jahrhundert
Erst Anfang des 20. Jahrhunderts aber begann die Erfolgsgeschichte, da nämlich schmiedeten Fedor und Curt Teller die ersten Schwibbögen, die nicht als Geschenke an Bergbrüderschaften gingen, sondern ausschließlich für den Verkauf gedacht waren. Damit hielt der Schwibbogen Einzug in die gute Stube. Die eigentliche Initialzündung aber erfuhr er in den 1950er-Jahren, als die elektrische Beleuchtung aufkam. Damit wurde er zu einer Attraktion fürs Stubenfenster. Die Kerzen konnten ununterbrochen brennen, von früh bis spät, selbst in der tiefen Nacht.
Von einem Riesen und von 22 Gramm Silber
Wie auch immer, der Lichterbogen gehört damit bereits seit nunmehr fast 300 Jahren zur erzgebirgischen Weihnacht. Und beinhaltet seitdem alle möglichen Themen: Kursächsisches Wappen, Bergleute, Schlegel, Meißel und Eisen, religiöse Themen und Symbole. Es gibt Schwibbögen aus Holz, Metall, klein und groß und riesengroß, wie man in Johanngeorgenstadt seit 2012 sehen kann. Dort steht der größte Schwibbogen weltweit: 25 Meter breit, mit Kerzen 14,5 Meter hoch, 700 Tonnen Stahlbeton und 15 Tonnen Edelstahl.
Zurück zur Sammlermünze. Das gute Stück kostet 25 Euro und gibt es in einer Auflage von 75.000. Die Kapsel zur Münze ist praktischerweise mit einer Öse versehen, sodass die Sammlermünze an den Weihnachtsbaum gehängt werden kann. So ist die Münze auch gedacht, zum Sammeln und Schmücken, als Kulturmedium, das besondere Ereignisse würdigt und spezielle Themen transportiert. Die Sammlermünze "Erzgebirgischer Schwibbogen" gehört zur 2021 gestarteten Serie "Weihnachten". Sie folgt auf die Münzen "Geburt Christi" (2021) und "Herrnhuter Stern" (2022).
Münze spielt bis zu zwei Millionen Euro in die Staatskasse
Solch eine Münze ist weniger für den Zahlungsverkehr bestimmt, gleichwohl ist sie durchaus als Zahlungsmittel anerkannt, zumindest in Deutschland. Bundesfinanzminister Christian Lindner jedenfalls freut sich schon heute, diese Silbermünze spült ein bis zwei Millionen in die Staatskasse. Unabhängig davon aber empfiehlt er, damit nicht diverse Einkäufe zu tätigen, sondern sie wirklich beiseite zu legen. Denn, so sagt er weiter, so eine Sammlermünze steige Jahr für Jahr an Wert: "Sie zu versilbern, wäre also unwirtschaftlich."
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 24. November 2023 | 19:00 Uhr