Preisgekröntes Projekt Die Kinder-Glücklichmacher von Elterlein

27. November 2023, 08:30 Uhr

Bei einem Achtsamkeitsprojekt werden seit zwei Jahren die Viertklässler der Grundschule Elterlein fit fürs Leben gemacht. Begonnen hatten fünf Frauen des Vereins "Frohe Kinder Elterlein" damit, weil sie Defizite bei den Kindern bemerkt hatten - ausgelöst durch die Corona-Pandemie und vor allem durch die Schulschließungen damals. Für ihr ehrenamtliches Engagement wurden sie Anfang des Monats mit dem Bürgerpreis "Erzgebürger" des Erzgebirgskreises ausgezeichnet.

In der Nähe des Ortszentrum von Elterlein liegt die Bockscheune. Dort hat der Verein "Frohe Kinder Elterlein" unterm Dach einen großzügigen Raum. Warme und freundliche Farben sorgen für Gemütlichkeit. Grundschüler - aber auch schon Jugendliche - verbringen hier ihre Freizeit. So auch die zehn- bis zwölfjährigen Mädchen Leonie, Marie, Elly und Alina.

Die vier Schülerinnen genießen die Gemeinschaft. Während der Corona-Zeit hatten sie das Alleinsein erlebt, eigene Schwächen entdeckt. Damals waren die Mädchen immer trauriger geworden. Das hatten auch die ehrenamtlichen Betreuer des Vereins gemerkt. Den Weg aus der Traurigkeit haben sie mit Hilfe eines kleinen Pandaplüschbären geebnet.

Soziale Defizite und fehlendes Gruppengefühl

Soziale Kompetenzen seien im Lockdown nicht vorhanden gewesen oder abhanden gekommen, beschreibt Vereinsmitglied Conny Seltmann von Jagemann die Situation damals. Man habe gemerkt, dass es dieses Gruppengefühl, den Klassenverband zum Teil bei den Kindern nicht mehr gab. Hier sei es dem Treff gelungen gegenzusteuern. Die Kinder erlebten in der Bockscheune eine "intensive Zeit, die sie auch nachmittags miteinander verbracht haben, wo sie sich kennengelernt haben, Hobbys voneinander gelernt haben und auch Stärken," erinnert sich die Ehrenamtliche, die selbst Mutter ist, mit Freude.

Seltmann von Jagemann, die als Führungskraft in einer Krankenkasse arbeitet, hatte sich zusätzlich auch als Resilienztrainerin ausbilden lassen. Aus diesen Erfahrungen heraus entwickelte sie ein Achtsamkeitsprojekt für die Viertklässler im Ort. Seit zwei Jahren bietet es der Verein inzwischen an.

Im Zentrum des Achtsamkeitsprojektes steht Pandabär Paul. Der niedliche Plüschbär sieht mit seinem schwarzen und rosafarbenen Auge schon einzigartig und ungewöhnlich aus. Trotzdem ist er perfekt, denn Paul der Pandabär demonstriert: Jeder ist gut so, wie er ist. Unterstützt wird dieses Credo durch eine Menge Achtsamkeitsübungen im dazugehörigen Buch.

Kreativteam leitet die Jungen und Mädchen an

Die Geschichten im Buch vermittelten den Kinder positive Glaubenssätze, erklärt Seltmann von Jagemann. Sie habe das noch mit weiteren Elementen angereichert. So arbeitet der Verein zum Beispiel mit einem Podcaster zusammen, der mit den Kindern ihre Stärken herausarbeitet. Mit einem Künstler malten die Jungen und Mädchen in diesem Jahr Bilder - ohne Vorgabe, ganz nach den eigenen Vorlieben und Wünschen. Und der Verein nutzt auch die Kompetenz eines Autors, der zusammen mit den Viertklässlern Geschichten rund um das Thema Mobbing geschrieben hat.

Von Jahr zu Jahr wächst so ein Kreativteam rund um die Organisatorinnen des Vereins. Das allumfassende Ziel sei, die Kinder stark zu machen und ihnen soziale Kompetenzen zurückzugeben, die durch die Corona-Pandemie-Lücken verloren gingen.

Herzen sammeln über den Tag

Eine ganz einfach Übung aus dem Buch, um etwa Dankbarkeit zu erlernen, ist das Herzen sammeln. "Morgens gibt man drei Holzherzen in seine rechte Hosentasche", erklärt Seltmann von Jagemann. Immer, wenn man über den Tag einen schönen Moment erlebe, wechsle ein Holzherz in die andere Hosentasche. Abends könne man die schönen Momente so ganz leicht zählen und sich gemeinsam mit den Eltern daran erinnern.

Auch Leonie, Marie, Elly und Alina konnten vom Achtsamkeitsprojekt profitieren, wie die zwölfjährige Marie strahlend erzählt: "Ich hatte weniger Langeweile und konnte mich auch ein bisschen mehr auf die Schulfächer konzentrieren. Es hat mir einfach gezeigt, dass ich toll bin und dass ich alles kann und dass ich selbstbewusst sein darf."

 

Bockscheune als Anlaufort für Groß und Klein

Das Achtsamkeitsprojekt für Viertklässler startet erneut im März und geht bis Juni. Zusätzlich geben die Vereinsfrauen rund um Conny Seltmann von Jagemann allen Kindern und Jugendlichen aus Elterlein Halt. Denn die Bockscheune ist Vereinsdomizil und Ort des wöchentlichen Jugendtreffs. Hier gibt es Spielmöglichkeiten für Groß und Klein, Basteltische, jede Menge Bücher und Brettspiele. Für sein Engagement hat der Verein "Frohe Kinder Elterlein" Anfang des Monats den Bürgerpreis "Erzgebürger" des Erzgebirgskreises erhalten.

 

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | 22. November 2023 | 07:20 Uhr

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