Kaffee-Kurt heißt mit bürgerlichem Namen Stefan Konkol. In seinem Waldcafe im Erzgebirge bewirtet er Wanderer mit Kaffee und Kuchen.
Romantisch? Ja. Aber regelkonform? Die Vorgaben der EU kann "Kaffee-Kurt" mit seinem Imbiss im Wald nicht erfüllen. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Waldimbiss Erzgebirge: Warum das Landratsamt den "Kaffee-Kurt" ausbremst

04. Mai 2023, 07:14 Uhr

Jetzt, wo der Frühling erwacht, schnüren wieder viele ihre Wanderschuhe. Und was gibt es Schöneres als eine Rast in der Natur, so etwa beim "Kaffee-Kurt" zwischen Pobershau und Kühnhaide. An dem Imbiss am Grünen Graben gibt es Kaffee und Kuchen - genau genommen, gab es: Denn nach 14 Jahren hat das Landratsamt dem "Kaffee-Kurt" einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Den "Kaffee-Kurt" kennt im Erzgebirge fast jeder. Vor 14 Jahren baute Steffen Konkol das erste Mal seinen Imbiss-Stand am Grünen Graben auf. Zum Angebot in seiner selbst gebauten Bude gehörten frisch gebrühter Kaffee, selbstgebackener Kuchen und deftige Speckfett-Bemmen. Eigentlich wollte der "Kaffee-Kurt" am Wochenende in die neue Saison starten, sagt er. Doch das Landratsamt des Erzgebirgskreises habe etwas dagegen.

Konkol sagte, dass Anfang November eine Kontrolle durch das Landratsamt erfolgt sei, was über die Jahre schon öfters passierte. Dieses Mal habe ihm die Behörde in Aue aber eröffnet, dass unter anderem ein Anschluss an die öffentliche Trinkwasserversorgung beziehungsweise die Errichtung eines Tiefbrunnens gefordert werde. Nicht umsetzbar für den Kleinunternehmer, der nun von einem Arbeitsverbot spricht und keinerlei Einkommen mehr habe, deshalb zum Jobcenter müsse.

Nach der Geschäftsaufgabe des vom Erzgebirgsoriginal "Kaffee Kurt" betriebenen Waldcafes bei Kühnhaide meldet sich das Landratsamt zu Wort. Die Behörde stellte klar, von amtlicher Seite sei keine Schließung angeordnet worden. Der Betreiber selbst habe sich entschieden, seinen Imbissbetrieb am Wanderweg Grüner Graben nicht wiederaufzunehmen.

Das Landratsamt hatte eigener Darstellung zufolge seit Jahren angemahnt, dass der Imbiss die nach EU-Recht geltenden Mindest-Hygieneanforderungen erfüllen müsse. Der Betreiber habe aber nicht reagiert. Als vor ein paar Tagen bekannt wurde, dass das Waldcafé nicht mehr öffnet, gab es im Internet einen Shitstorm gegen das Landratsamt. Zudem wurde eine Online-Petition für den Erhalt des Cafés gestartet.

Klo und fließend Wasser fehlen am Imbiss

Dass das Landratsamt nach 14 Jahren bei "Kaffee-Kurt" nun ernst macht, erklärt Katharina Kietzmann von der Lebensmittelüberwachung und Fleischhygiene im Landratsamt des Erzgebirgskreises damit, dass seit 2019 alle Imbiss-Stände im Kreis überprüft worden seien. Der Stand von Steffen Konkol entspreche nicht den Standards der Europäischen Union. "Dazu zählen eben entsprechend ausgestattete Räumlichkeiten, wie Fußboden, Wände, eine Decke … muss alles leicht zu reinigen sein, gegebenenfalls auch zu desinfizieren." Es müssten ferner Toiletten für das Personal da sein, mit einer Wasserspülung - und es müssten genügend Handwaschbecken mit Kalt- und Warmwasser zur Verfügung stehen.

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Tausende wollen "Kaffee-Kurt" helfen

Fast 5.000 Menschen haben die Petition gegen die Schließung unterzeichnet und auch von anderer Stelle bekommt das Erzgebirgsoriginal Unterstützung. Für Claudia Brödner vom Tourismusverband Erzgebirge ist der "Kaffee-Kurt" mittlerweile ein touristisches Zugpferd: "Der 'Kaffee-Kurt' ist eine touristische Institution hier bei uns im Erzgebirge und er wird sehr positiv wahrgenommen." Und deshalb müsse man mit der IHK Annaberg-Buchholz, der Stadt Marienberg und dem Landratsamt versuchen, möglichst schnell eine Lösung zu finden.

MDR (mwa/lam)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Chemnitz | 03. Mai 2023 | 16:30 Uhr

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