Wahlergebnisse Noch kein OB-Wahlsieger: Zweiter Wahlgang in Weißwasser nötig
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02. September 2024, 00:41 Uhr
Weißwasser in der Lausitz war am Sonntag auch zur Oberbürgermeisterwahl aufgerufen. Das hat die Bürgerinnen und Bürger der Stadt an die Wahlurnen gezogen, die Wahlbeteiligung war höher als bei den Kommunalwahlen. Amtsinhaber Torsten Pötzsch, der viele Jahre die Geschicke der Stadt leitete, tritt nicht mehr an - nach gezielten Falschinformationen über ihn, bis hin zu Morddrohungen. Jetzt standen zwei Frauen und ein Mann zur Wahl.
Weißwassers Wahlberechtigte werden bei einem zweiten Wahlgang über eine neue Oberbürgermeisterin oder einen Oberbürgermeister entscheiden müssen. Denn beim ersten Wahlgang am Sonntag hat keiner der drei Bewerber die erforderliche Mehrheit bekommen. Die zwei Frauen und ein Mann bekamen jeweils mehr knapp bzw. mehr als 30 Prozent, aber keine/r die absolute Mehrheit. Beim zweiten Wahlgang wird diejenige bzw. derjenige gewählt, wer die höchste gültige Stimmenzahl erreicht.
Höhere Wahlbeteiligung
Der Wahltag in Weißwasser lief entspannt ab, die Wahlhelferinnen und -helfer in den Wahllokalen hatten aber mehr zu tun als bei den Kommunalwahlen im Juni. Wahlleiter Dietmar Lissina schätzte am Sonntagabend, dass die Wahlbeteiligung bei etwa 65 Prozent lag. Das seien rund zehn Prozent mehr als bei der Wahl im Juni. Denn parallel zur Landtagswahl in Sachsen hatten die Bürgerinnen und Bürger auch darüber entschieden, wer künftig die neue Chefin oder der neue Chef im Rathaus wird. Zur Wahl standen zwei Frauen und ein Mann.
Erwartungen an neuen OB
Doch was erwarten die Weißwasseraner vom neuen OB? Für Wählerin Saskia Manke ist es besonders wichtig, dass der oder die künftige Oberbürgermeisterin hinter ihren bzw. seinen Worten steht. Also nicht nur redet, sondern auch Taten folgen lässt. Ähnlich sieht es auch Frank Konietzky, der selbst im Stadtrat sitzt. "Derjenige, der im Rathaus sitzt, muss von der Arbeit eines Oberbürgermeisters etwas verstehen." Konietzky engagiert sich außerdem beim Fußballverband Oberlausitz. Deshalb ergänzt er: "Auch für die Vereine ist ein Oberbürgermeister wichtig, der sich für sie einsetzt und tatkräftig unterstützt." Das wünsche er sich auch von dem oder der Neuen.
Stadtkämmerin mit CDU-Unterstützung
Eine der Kandidaten ist Swantje Schneider-Trunsch. Sie geht für die Wählervereinigung Klartext und mit Unterstützung der CDU ins Rennen. Die 46-Jährige kümmert sich seit drei Jahren als Kämmerin um die Finanzen der Stadt Weißwasser. Mehr Dienstleistungen für die Bürger, Förderung von Vereinen und die Lausitzer Füchse als Aushängeschild der Stadt - diese Themen sind ihr wichtig.
Durch den Strukturwandel und schon angestoßene Projekte bedingt, etwa zur Stadtentwicklung, sieht sie große Entwicklungspotentiale in der Stadt. "Wenn wir da an diesen Projekten konkret weiterarbeiten, haben wir die besten Möglichkeiten, um wieder Zuzug zu generieren, den Lebensstandard in der Stadt zu heben und einfach wieder das Wir-Gefühl zu stärken."
Mutmaßlicher Reichsbürger im Rathaus?
Für die AfD stellt sich der 38 Jahre alte Musiklehrer David Kreiselmeier zur Wahl. Er soll nach MDR-Recherchen Mitglied der Reichsbürgergruppierung "Königreich Deutschland" sein. Diese Vorwürfe weist er zurück. Er wolle sich parlamentarisch in der Kommunalpolitik engagieren, sagt Kreiselmeier MDR SACHSEN. "Die Stadt erleidet unaufhörlich einen Bevölkerungsschwund. Das zieht einen riesengroßen Rattenschwanz nach sich. Also das heißt, Probleme als Folge dieser Entwicklung und diesen Trend müssen wir umkehren." Er will sich deshalb für die Ansiedlung von mittelständischen Unternehmen, Gewerbe und Industrie einsetzen.
Unabhängige Einzelbewerberin mit SPD-Parteibuch
Als Einzelbewerberin kandidiert Katja Dietrich. Die 43 Jahre alte Wirtschaftsgeografin arbeitet bei der Sächsischen Agentur für Strukturentwicklung. Die SPD-Frau tritt aber als unabhängige Kandidatin an. Auch sie sieht den Strukturwandel als Chance für Weißwasser, die Zukunft in die eigenen Hände zu nehmen.
Was sie anpacken würde, wenn sie gewählt würde? "Als erstes werde ich endlich angehen, dass wir eine Wirtschaftsentwicklung aufbauen, eine Wirtschaftsförderung im Rathaus gemeinsam mit den Unternehmen und uns hier aufstellen und auch zukunftsfähig machen, das wir auch Arbeitsplätze für unsere Jugend anbieten können."
Langjähriger OB tritt nicht mehr an
Weißwassers Oberbürgermeister Torsten Pötzsch (Wählervereinigung Klartext) tritt nicht mehr zur Wahl an. Der 53-Jährige führt gesundheitliche und familiäre Gründe für seine Entscheidung an, aber auch öffentliche Anfeindungen bis hin zu Morddrohungen in Briefen, SMS und Mails.
MDR (kbe/lgü/vis)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 01. September 2024 | 19:00 Uhr