Europafest am Dreiländerpunkt bei Zittau
Europafest am Sonnabend am Dreiländerpunkt bei Zittau: Eine Brücke verbindet an diesem Tag Deutschland mit Polen und Tschechien. Bildrechte: MDR/Viola Simank

Beitrittsjubiläum Europafest Zittau: "Manche vergessen, wie es mit geschlossenen Grenzen war"

27. April 2024, 20:40 Uhr

Zum Europafest am Dreiländerpunkt bei Zittau wurde deutlich, wie wichtig offene Grenzen für die Menschen in der Region sind. Inzwischen sind sie Alltag, egal ob bei der Arbeit, im Urlaub oder beim Katastrophenschutz. Das 20-jährige Beitrittsjubiläum von Polen und Tschechien zu Europäischen Union wurde deshalb besonders groß gefeiert: Am symbolträchtigen Dreiländerpunkt, wo Deutschland, Polen und Tschechien an der Neiße zusammentreffen, waren alle zum Familienfest eingeladen.

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Die blaue Europafahne mit ihren zwölf Sternen war am Sonnabend auf dem Festgelände am Dreiländerpunkt bei Zittau überall: auf T-Shirts, Liegestühlen, Taschen, Pavillons und Wimpeln. Aus allen drei Ländern strömten die Menschen auf die Wiesen dies- und jenseits der Neiße, wo viele Info-Stände aufgebaut waren, außerdem eine Blaulicht-Meile. Dort präsentierten sich Polizei, THW, Rettungskräfte und die Feuerwehren aus Polen, Tschechien und Deutschland.

Bildergalerie Europafest am Dreiländerpunkt bei Zittau

Europafest am Dreiländerpunkt bei Zittau
Buntes Treiben am Dreländerpunkt zum Europafest am Sonnabend: Auch ein Europa-Maskottchen ist mit dabei. Bildrechte: MDR/Viola Simank
Europafest am Dreiländerpunkt bei Zittau
Buntes Treiben am Dreländerpunkt zum Europafest am Sonnabend: Auch ein Europa-Maskottchen ist mit dabei. Bildrechte: MDR/Viola Simank
Europafest am Dreiländerpunkt bei Zittau
Die Blaskapelle aus dem polnischen Turow eröffnet das Fest mit der Europahymne. Bildrechte: MDR/Viola Simank
Europafest am Dreiländerpunkt bei Zittau
Ein Gedenkstein erinnert an den Beitritt von Polen und Tschechien zur EU am 1. Mai 2004. Bildrechte: MDR/Viola Simank
Menschen auf Wiese
Die Europaflagge ist auf dem Festgelände überall. Bildrechte: MDR/Viola Simank
Menschen auf Wiese
Es gebe nicht nur viel zu essen und zu trinken, sondern auch zahlreiche Angebote für Kinder. Bildrechte: MDR/Viola Simank
Europafest am Dreiländerpunkt bei Zittau
Diese Brücke hat das THW eigens für das Europafest gebaut. Dank ihr können die Menschen innerhalb von Minuten von Deutschland nach Tschechien und Polen wechseln. Bildrechte: MDR/Viola Simank
Fahrzeuge
Die Feuerwehren aus Polen, Deutschland und Tschechien waren auch auf dem Europafest zu Gast. Bildrechte: MDR/Viola Simank
Fahrzeug
Die Europäische Union hat die Anschaffung von Löschfahrzeugen gefördert, da der Katastrophenschutz auch gerenzübergreifend arbeitet. Bildrechte: MDR/Viola Simank
Kiosk
Die anstehende Europawahl auch ein Thema auf dem Europafest. An verschiedenen Infoständen konnten sich die Menschen darüber infomieren. Bildrechte: MDR/Viola Simank
Europafest am Dreiländerpunkt bei Zittau
Zahlreiche Institutionen wie die Hochschule Zittau/Görlitz, das Gerhardt-Hauptmann-Theater oder die Schkola waren mit einem Stand vor Ort. Bildrechte: MDR/Viola Simank
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"Feuer kennt keine Grenzen"

Denn für den Katastrophenschutz sind die offenen Grenzen besonders wichtig, sagt Feuerwehrmann Jörg Finger aus Zittau: "Das Feuer kennt keine Grenzen." Wenn es beispielsweise im Zittauer Gebirge brenne, dann würden auch die Feuerwehren in den Nachbarländern alarmiert. "Die Drehleiter aus Tschechien ist schneller bei uns als die aus Löbau."

Mann
Jörg Finger ist seit 50 Jahren Feuerwehrmann. Bildrechte: MDR/Viola Simank

Die Drehleiter aus Tschechien ist schneller bei uns als die aus Löbau.

Jörg Finger Feuerwehrmann

Seit 25 Jahren habe die Zittauer Feuerwehr einen Löschhilfevertrag mit Hrádek nad Nisou in Tschechien, auch mit der polnischen Feuerwehr arbeite man zusammen. Dank Fördermitteln der Europäischen Union konnten auch einige Feuerwehrfahrzeuge angeschafft werden. Für Jörg Finger ist Europa deshalb eine schöne Sache, auch wenn es mit der Sprache manchmal schwierig ist. "Zum Glück können einige tschechische Kollegen Deutsch, die Jugend verständigt sich auf englisch."

Fußballspielen mit drei Mannschaften

Wie die Sprachbarriere spielerisch überwunden werden kann, zeigt ein paar Meter weiter der Künstler Sandro Porcu mit Trikic. Es ist ein Fußballspiel mit drei Spielfeldern, drei Mannschaften, drei Toren und einem Ball. "Sie spielen gleichzeitig gegeneinander. Es ist ein sehr schnelles Spiel und trotzdem ist es ein Miteinander." Vor zehn Jahren habe er es entwickelt, seitdem habe es auch schon einige Turniere gegeben. Seine neueste Vision gemeinsam mit einem befreundeten Architekten ist, ein Trikick-Spielfeld am Dreiländerpunkt, dass als Brücke alle drei Länder verbindet. Dafür wollen die beiden einen Ideenwettbewerb anstoßen.

Männer an einem Kicker
Künstler Sandro Porcu (li.) und Architekt Benjamin Pfefferkorn vor einem Trikick-Spiel als Tischkicker-Ausgabe. Sie wünschen sich ein großes Spielfeld am Dreiländerpunkt. Bildrechte: MDR/Viola Simank

Großer Wunsch: Brücke am Dreiländerpunkt

Eine Brücke am Dreiländerpunkt ist ein Wunsch, den viele Menschen hier in der Region haben. Auch die Zittauerin Birgit Kaiser fände es toll, wenn sie gebaut würde. Bisher gibt es nur einmal im Jahr zum Europafest eine solche Brücke. Sie wird vom THW provisorisch über die Neiße gebaut. Auch beim grenzüberschreitenden Nahverkehr könnte das eine oder andere besser klappen, meint die ehrenamtliche Gästeführerin. Aber insgesamt seien die offenen Grenzen für die Region sehr positiv, auch wenn das nicht immer alle so sähen. "Manche vergessen dabei, wie es mit geschlossenen Grenzen war." Es werde schon so viel gemeinsam gemacht, zum Beispiel bei der Vereinsarbeit oder beim Katastrophenschutz. Wer auf die Region schaut, müsse im Kreis denken, sagt Birgit Kaiser: " Es kann hier nicht jeder nur Seins machen." Beim Feiern zumindest erfüllt sich ihr Wunsch an diesem Sonnabend: Das machen die Menschen aus Polen, Tschechien und Deutschland beim Europafest gerne gemeinsam.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Sachsenspiegel | 27. April 2024 | 19:00 Uhr

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