Wirtschaft Rüstungskonzern offenbar an Alstom-Werk Görlitz interessiert

02. Oktober 2024, 12:19 Uhr

Nach Informationen von MDR INVESTIGATIV interessiert sich der deutsch-französische Rüstungskonzern KNDS als potentieller Investor für das Görlitzer Alstom-Werk. Nachdem die Konzernleitung des französischen Schienenfahrzeugherstellers Ende Juli auf einer Mitarbeitendenversammlung bekannt gegeben hatte, dass das Görlitzer Alstom-Werk verkauft werden soll, hieß es zunächst, dass es mehrere Interessenten aus dem Bereich Maschinenbau für das Werk gebe.

Der Sitz des französischen Zug- und Bahntechnikhersteller Alstom in Görlitz.
Derzeit werden in Görlitz Doppelstockwagen für Israel im Rohbau gefertigt. Der Auftrag garantiert eine Auslastung für ein Jahr für die 700 Arbeitsplätze. (Archivbild) Bildrechte: IMAGO/Andre Lenthe

KNDS ist MDR-Informationen zufolge auf der Suche nach Produktionsstätten für seinen Radschützenpanzer Boxer und an den Hallen des Alstom-Produktionsstandortes Görlitz und Teilen der Belegschaft interessiert. Der Alstom-Konzern hat gegenüber dem MDR bisher nur Gespräche mit einem industriellen Partner bestätigt. Mit dem Hinweis auf Vertraulichkeit nannte er aber keine Namen. Ziel sei es, eine nachhaltige Perspektive für die Industriearbeitsplätze am Standort Görlitz zu schaffen.

Der Rüstungskonzern KNDS KNDS ging aus dem Zusammenschluss von Krauss-Maffei Wegmann und Nexter hervor, zwei der führenden europäischen Hersteller militärischer Landsysteme mit Sitzen in Deutschland und Frankreich. Heute hat KNDS seinen Sitz in Amsterdam. Der Konzern beschäftigt rund 9.500 Mitarbeiter und wies 2023 einen Umsatz von 3,3 Mrd. Euro sowie Auftragseingänge von 7,8 Mrd. Euro aus.  Quelle: KNDS

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Bislang werden in Görlitz Waggons unter anderem für einen Abnehmer in Israel produziert. Die Hoffnung aus Teilen der Belegschaft, dass dieser Auftrag in Görlitz erweitert wird, hat sich offenbar nicht realisiert.

Zu den Abnehmern des Radschützenpanzers Boxer gehört die Bundeswehr, die demnächst die Beschaffung von bis zu 150 Exemplaren beschließen will. In der Ukraine hat KNDS eine Tochterfirma eröffnet. Diese soll die ukrainische Industrie befähigen, Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten an den Kampfpanzern, Flakpanzern, Panzerhaubitzen, Lkw-Artillerie und Spähpanzern selbst durchzuführen und so die Verfügbarkeit für den Einsatz deutlich zu erhöhen.

Auch wenn die Zukunft der Schienenfahrzeug-Produktion letztendlich eine privatwirtschaftliche Entscheidung sei, habe man in den vergangenen Jahren immer wieder gemeinsam für die Arbeitsplätze in Görlitz kämpfen müssen, erklärte der Görlitzer Oberbürgermeister Octavian Ursu (CDU) am Mittwoch. Das werde man auch weiterhin tun, "zusammen mit dem Betriebsrat, der Gewerkschaft und mit allen, die unterstützen können".

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 01. Oktober 2024 | 20:00 Uhr

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