Ehrenamt Telefonseelsorge in Bautzen sucht Verstärkung: "Zuhören steht im Vordergrund"
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03. Dezember 2022, 08:00 Uhr
Die Telefonseelsorge Oberlausitz mit Sitz in Bautzen sucht noch bis Januar 2023 engagierte Menschen, die anderen in Not helfen wollen. Die Leiterin der Telefonseelsorge Nicole Hackel erklärt im Gespräch mit MDR SACHSEN, wie der Ausbildungskurs abläuft, warum Verstärkung dringend nötig ist. Denn mit rund 12.000 Anrufen pro Jahr sind die Kapazitäten der Ehrenamtlichen ausgereizt.
- Die Telefonseelsorge Oberlausitz mit sucht derzeit nach Verstärkung.
- Für angehende Telefonseelsorger sind besonders Empathie und Zuhören wichtig.
- Nächstes Jahr will die Telefonseelsorge auch einen Chat-Dienst anbieten.
Ob in letzter Zeit wirklich mehr Menschen anrufen, kann Nicole Hackel nicht einschätzen. 2021 klingelte es bei der Telefonseelsorge Oberlausitz mehr als 12.000 Mal. Dieses Jahr wird die Zahl voraussichtlich wieder so hoch sein, meint die Leiterin der Hilfseinrichtung. "Das System ist ausgesetzt", sagt sie. Weil jährlich etwa zehn Ehrenamtliche aufhören, sucht sie dringend Verstärkung.
Über den Träger der Telefonseelsorge, die Diakonie Bautzen, können sich Interessierte melden. Im Januar 2023 beginnen die Ausbildungskurse zur Telefonseelsorge. Über mehrere Wochen verteilt, lernen die Teilnehmer und Teilnehmerinnen in 180 Lehrgangsstunden die Anforderungen für das Ehrenamt kennen. Aber auch die Selbstreflexion ist wichtig, erklärt Hackel.
"Sich selber zu kennen und zu gucken, wie stehe ich zu verschiedenen Themen? Wo muss ich auf mich aufpassen? Welche Themen bewegen mich?" Darüber hinaus gehe es um Gesprächsführung, welche Nöte in den verschiedenen Altersgruppen besonders häufig vorkämen und auf welche psychischen Störungen man sich einstellen müsse.
Zuhören ist das A und O
Zu den häufigsten Gründen, warum Menschen bei der Telefonseelsorge anrufen, gehören laut der Einrichtung seelische Befindlichkeiten, weiß die Telefonseelsorge Oberlausitz. Über 28 Prozent aller Telefonate würden sich darum drehen.
Danach würden körperliche Beschwerden und Einsamkeit folgen. "Viele Leuten haben gar niemanden, mit dem sie sprechen können. Der Großteil der Anrufer ist einsam, lebt allein", meint Hackel.
Für die Telefonseelsorger gehe es auch nicht darum, Probleme zu lösen, sondern Anstöße zu geben, Perspektiven aufzuzeigen und möglicherweise weitere Hilfsangebote zu empfehlen. "Das Zuhören steht im Vordergrund", sagt Hackel. Oft würden Leute auch mehrmals anrufen. Hier müsse man lernen, dass sich nur selten bis nie etwas verändert. Es sei aber trotzdem wichtig, die Anrufer zu begleiten und zu schauen, wie es ihnen an dem jeweiligen Tage gehe.
Nächstes Jahr Chat-Seelsorge geplant
In Sachsen gibt es sechs Telefonseelsorgen. 1991 entstand zunächst im Landkreis Bautzen ein "Telefon des Vertrauens". Fünf Jahre später wurde die Einrichtung in den Bundesverband aufgenommen. Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen nehmen von zwei Dienstwohnungen in Bautzen und Görlitz die Anrufe entgegen.
Ab 2023 will die Bautzener Stelle auch eine Chat-Seelsorge anbieten. Dann können Hilfesuchende auch online ihre Nöte anonym mit jemanden teilen. Wie am Telefon wird die Seelsorge 24 Stunden am Tag und an 365 Tagen im Jahr zur Verfügung stehen.
Auch zu Weihnachten wird das Angebot genutzt, erzählt Hackel. Zu Heiligabend würden sich die Gespräche aber weniger um schwere Themen drehen. "Da kommen vornehmlich Anrufer, die sich bedanken."
MDR (mad)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport Bautzen | 30. November 2022 | 16:03 Uhr
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