ÖPNV Bus- und Bahnfahren in Mittelsachsen wird ab April noch teurer
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20. Dezember 2022, 19:31 Uhr
Wer in Mittelsachsen mit Bus und Bahn unterwegs ist, muss sich ab April auf höhere Ticketpreise einstellen. Dies wurde am Dienstagnachmittag in einer außerordenlichen Sitzung beschlossen. Auch andere Verkehrsverbünde wollen künftig mehr Geld für ihre Fahrscheine verlangen.
- Bis auf wenige Ausnahmen steigen alle Ticketpreise im Verkehrsverbund Mittelsachsen.
- Weitere sächsische Verkehrsverbünde ziehen ebenfalls die Preise an.
- Die Fahrpreiserhöhungen kommen trotz des geplanten Deutschlandtickets.
Ab dem 1. April 2023 steigen die Ticketpreise für Bus und Bahn in Chemnitz, im Erzgebirgskreis sowie in den Landkreisen Mittelsachsen und Zwickau. Dies hat der Verkehrsverbund Mittelsachsen in einer außerordentlichen Sitzung am Dienstag beschlossen. Erst zum 1. August 2022 waren die Preise für Bus und Bahn angezogen worden – im Schnitt um 6,6 Prozent.
Eigentlich sollten die Preise mit der letzten Erhöhung für zwei Jahre stabil bleiben. Allerdings hätten die Kostensteigerungen bei den Verkehrsunternehmen "dramatisch zugenommen", heißt es in der Begründung zur Beschlussvorlage.
Kostenanstieg war nicht absehbar
Die Auswirkungen des Ukrainekrieges seien zum Zeitpunkt der Kalkulation der letzten Tarifanpassung noch nicht absehbar gewesen, da die zuständigen Gremien darüber bereits im Frühjahr 2022 darüber abgestimmt hätten.
Der Sprecher des Verkehrsverbunds Mittelsachsen, Falk Ester, sagte am Dienstag MDR SACHSEN: "Es muss teurer werden. Es tut uns leid, aber es lässt sich nicht umgehen. Die Kosten sind explodiert. Die Kosten für Diesel sind seit Jahresbeginn um 40 Prozent gestiegen, Strom ist um 70 Prozent teurer, sodass wir reagieren müssen." Auch Ersatzteile und Lohnkosten würden zu Buche schlagen.
Diese Kostenexplosion, die wir jetzt haben, aufgrund der weltwirtschaftlichen Lage und der politischen Lage in Europa, war nicht vorhersehbar.
Preiserhöhungen im Detail
Fahrschein (Preisstufe 1) | Erhöhung in Prozent | Erhöhung in € | Neuer Preis ab April |
---|---|---|---|
Einzelfahrt – Normaltarif | 8 % | 0,20 € | 2,70 € |
Einzelfahrt – Kind | 11,8 % | 0,20 € | 1,90 € |
4-Fahrten-Karte | 9,1 % | 0,80 € | 9,60 € (2,40 € pro Fahrt) |
Tageskarte 1 Person | 8 % | 0,40 € | 5,40 € |
Monatskarte Normaltarif | 11,3 % | 7,30 € | 72,00 € |
Unverändert bleiben das Junge-Leute-Ticket, das AzubiTicket und das Bildungsticket, wie VMS-Sprecher Falk Ester am Dienstag betonte. Weitere Preisänderungen, die ab April gelten sollen, finden sich hier.
Auch andere Verkehrsverbünde erhöhen die Ticketpreise
Auch andere Verkehrsverbünde in Sachsen wollen die Fahrpreise erhöhen. Der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) zieht die Preise ebenfalls zum 1. April 2023 an. Betroffen sind dadurch Fahrten mit dem öffentlichen Nahverkehr in den Landkreisen Meißen, Bautzen, Sächsische Schweiz-Osterzgebirge und der Landeshauptstadt Dresden. Die Preise im VVO steigen dann um durchschnittlich elf Prozent. Eine Einzelfahrt in Dresden kostet dann 3 Euro (+30 Cent). In allen anderen Tarifzonen steigt der Preis auf 2,80 Euro. Die 4er-Karte soll im VVO um 1,20 Euro auf 10,60 Euro angehoben werden. Tageskarten erhöhen sich von 6,90 Euro auf acht Euro. Wochen- und Monatskarten werden durchschnittlich um 13 Prozent teurer.
Der Mitteldeutsche Verkehrsverbund (MDV) und der Verkehrsverbund Oberlausitz-Niederschlesien (ZVON) planen eine Erhöhung der Fahrpreise zum 1. August 2023. Juliane Vettermann, Sprecherin vom Mitteldeutschen Verkehrsverbund sagte auf MDR SACHSEN-Nachfrage, dass über die genauen Details im März entschieden werde. Als Gründe für die Erhöhung gab sie die gestiegenen Kosten für Energie, Dienstleistungen und Gewerke an. Außerdem gestiegen seien die Aufwendungen, um geeignete Fachkräfte zu gewinnen und zu halten.
Muss denn immer alles auf dem Rücken der Fahrgäste ausgetragen werden? Bund und Land sollten die Zuweisungen aus Steuermitteln erhöhen.
Fahrgastverband kritisiert die geplanten Preiserhöhungen
Der Fahrgastverband PRO BAHN kritisiert die Preiserhöhungen. Der stellvertretende Vorsitzende vom Landesverband Mitteldeutschland, Markus Haubold, sieht die Politik in der Verantwortung: "Muss denn immer alles auf dem Rücken der Fahrgäste ausgetragen werden? Bund und Land sollten die Zuweisungen aus Steuermitteln erhöhen." Man sehe wenig Sinn darin, Preise zu erhöhen, wenn es das Ziel sei, Fahrgäste zu gewinnen. Für Haubold interessant ist die Frage, wie sich das geplante Deutschlandticket auf die Preise und Ticketstrukturen auswirken wird, denn zurzeit seien in den meisten Verbünden die Monatstickets teuerer als das Deutschlandticket.
Erhöhung trotz Deutschlandticket geplant
Nachdem sich Bund und Länder im November geeinigt hatten, ein bundesweit gültiges Deutschlandticket zum Preis von 49 Euro einzuführen, werde sich das perspektivisch auch auf das Angebot des Verkehrsverbunds Mittelsachsen auswirken, heißt es in der Beschlussvorlage zur Tarifänderung.
Allerdings werden für die Tarifanpassung zum 1. April vorerst alle Produkte beibehalten. "Wenn das 49-Euro-Ticket tatsächlich kommt, muss natürlich unser gesamtes Tarifsystem auf den Prüfstand gestellt werden", so VMS-Sprecher Falk Ester. Sicher würden dann einige Produkte wegfallen, wie zum Beispiel Monatskarten. Dem neuen Ticket stehe der Verkehrsverbund Mittelsachen positiv gegenüber: "Wir freuen uns auf das 49-Euro-Ticket, weil es ein attraktives Tickt ist, um ÖPNV zu fahren in Deutschland. Wir rechnen mit mehr Fahrgästen."
MDR (kav)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | SACHSENSPIEGEL | 20. Dezember 2022 | 19:00 Uhr