Bergbausanierung Lausitz Nach ersten Untersuchungsergebnissen zur Rutschung: Wie weiter mit dem Knappensee?
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12. Juni 2021, 11:48 Uhr
Sachverständige haben erste Ergebnisse zu den Ursachen der Rutschung am Knappensee vom März vorgelegt. Sie haben Arbeiten an der Uferböschung als Auslöser ausgemacht. Anwohner des südöstlich von Hoyerswerda gelegenen Sees benennen dagegen technologische Fehler als Ursache. Und neben der Ursachenforschung für die Rutschung steht die Frage: Wann kann der Knappensee wieder touristisch genutzt werden?
Experten haben am Knappensee nach den Ursachen gesucht, warum Teile des Ufers am ehemaligen Campingplatz im Wasser verschwunden sind und an der Stelle ein Unterwasserkrater entstanden ist. In einer Erklärung des Sächsischen Oberbürgeramtes heißt es dazu wörtlich: "Maßgebend für den Eintritt der umfangreichen Rutschung vom 11. März 2021 am Knappensee war die geotechnische Gefährdungssituation an den Uferbereichen der Ostböschung des Knappensees."
Ausgelöst wurde die Rutschung durch Initialeinträge bei seeseitigen Profilierungsarbeiten am Ufer zur Vorbereitung dieser geplanten Rütteldruckverdichtung, welche sich selbst verstärkten und zu dem eskalierenden Ausfließen der Kippenmassen und der Schwallwelle führten.
Im Klartext heißt das: Die Bergbausanierer hatten das Ufer vorbereitet, damit die Rütteldruckverdichtung von der Seeseite aus beginnen konnte. Die Kräne mit den sogenannten Lanzen für die Rüttelverdichtung stehen auf schwimmenden Plattformen.
Die Bereiche rechts und links der Rutschung waren nach Aussagen von Anwohnern bereits durch die Rütteldruckverdichtung gesichert worden. Mit sogenannten versteckten Dämmen wurden zudem die einstige Kippen in den Uferbereichen gesichert. Damit sollte das Ausfließend von Erdmassen verhindert werden. Doch hier gab es wohl Defizite. Zumindest vertreten die Knappensee-Rebellen diese Ansicht.
Rutschung als Folge technologischer Fehler?
"Die Rutschung war das Ergebnis einer Aneinanderreihung technologischer Fehler", meint Werner Petrick, Ingenieur und Vorsitzender des Knappensee-Rebellen e.V. "Der Kamm der Kippe, der in diesem Bereich 15 Meter über dem Wasserspiegel gelegen hatte, wurde massiv abgetragen. Damit sei der Druck auf den Untergrund verringert worden." Wie Anwohner beobachtet haben wollen, wurde zudem die bislang flache Uferböschung mithilfe von Baggern in ein Steilufer verwandelt obwohl der sogenannte versteckte Damm im Wasser noch nicht fertig gestellt war.
"Mit 30-Tonnern sind sie auf dem instabilen Gelände umhergebrettert", sagt Werner Petrick, der mit seinem Verein die Sanierung des Knappensees seit seiner Schließung vor elf Jahren kritisch begleitet. "Der Bergbausanierer LMBV hätte wissen müssen, dass genau im Bereich der Rutschung ein Grundwasserstrom aus dem Knappensee fließt. Das Wasser konnte jetzt in die gelockerten Bodenschichten eindringen und irgendwann war der Punkt erreicht, wo sich die Erdmassen in Bewegung setzten", erklärt Petrick. Diese Sichtweise lehnt der Bergbausanierer LMBV ab, denn Experten, darunter Geotechniker, schreiben jeden technologischen Schritt vor.
Alle technologischen Schritte werden vom zuständigen Oberbergamt geprüft und müssen bestätigt werden. Erst dann erfolgt die Realisierung vor Ort.
"Es ist verständlich, dass Anwohner und die Knappensee-Rebellen manchmal eine andere Sichtweise auf die Dinge vor Ort haben", räumt Uwe Steinhuber vom Bergbausanierer ein. "Aber es sind eben keine Experten in diesem Arbeitsumfeld."
Debatte zur weiteren Sanierung gefordert
Die Knappensee-Rebellen wollen keine Debatte über die Ursachen der gewaltigen Rutschung anstoßen. Vielmehr halten sie an ihrem Ziel fest, dass der Knappensee wieder schnellstmöglich für eine touristische Nutzung freigegeben werden kann. Deshalb wollen sie erst einmal die gesamte Expertise zur Rutschung abwarten. Das Gutachten soll in einer reichlichen Woche vorliegen. Anschließend wollen die Rebellen wieder Druck machen, damit die Sanierung zeitnah fortgesetzt wird.
Der Bergbausanierer LMBV hatte wohl in Gesprächen mit ihnen angekündigt, erst in einem Jahr die Arbeiten im Bereich der Rutschung fortsetzen zu wollen. Zuvor sollen erstmal alle technischen Möglichkeiten geprüft werden. Für den Chef der Knappensee-Rebellen ein Unding: "Die haben soviel Erfahrung mit Rutschungen, die könnten sofort losmachen!"
Doch die Bergbausanierer wollen sich nicht drängen lassen. "Nach der Rutschung müsse neu geplant werden. Alle Schritte müssten zudem juristisch geprüft werden. Das braucht eben seine Zeit," betont Uwe Steinhuber.
Da bis zum Abschluss der Sanierungsmaßnahmen geotechnische Risiken bestehen, erfolgen die Arbeiten abschnittsweise unter hohen Sicherheitsauflagen und werden von Sachverständigen begleitet und überwacht.
Ende des Monats wollen die Knappensee-Rebellen Gespräche mit allen Beteiligten anregen, um die Sanierung zu beschleunigen. "Die Zeit, um Druck zu machen, ist günstig", lächelt Petrick und erwähnt anschließend die anstehende Bundestagswahl. Doch zunächst müssen er, seine Rebellen, sowie Anwohner und Touristen weiterhin durch Bauzäune linsen, wenn sie einen Blick auf den Knappensee erhaschen wollen. Für die Zeit der Sicherung des Bergbaufolgesees bleibt das Gebiet nämlich weiter eingezäunt und ist damit für jegliche öffentliche Nutzung gesperrt.
Quelle: MDR/uwa
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Bautzen | 09. Juni 2021 | 13:30 Uhr