Eine Gruppe von Menschen (Kinder und Erwachsene) die in einem großen Raum stehen, einige von ihnen sind in Bewegung 4 min
Bei den Proben für das Theaterprojekt "Des Schiebocks gestohlene Träume" in Bischofswerda Bildrechte: Regenbogen e.V.
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Ein Bürgertheater-Projekt in Bischofswerda bringt Menschen mit und ohne Behinderung zusammen. Die Beteiligten haben selbst Ideen für das Stück gesammelt. Premiere ist für den 1. Juni geplant. Ein Probenbesuch.

MDR KULTUR - Das Radio Mo 12.02.2024 14:25Uhr 04:09 min

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Theater Inklusives Bürgertheater in Bischofswerda startet mit eigenem Stück

12. Februar 2024, 15:00 Uhr

Dass in Bischofswerda gern Theater gespielt wird, ist bekannt – seit 30 Jahren bringt dort die Spielgemeinschaft "Gojko Mitić" jedes Jahr bei den Karl-May-Spielen Wild-West-Klassiker des Autors auf die Bühne. Jetzt hat sich in der Stadt eine neue Theatergruppe formiert – unterstützt vom Projekt X-Dörfer des Staatsschauspiels Dresden, das solche partizipativen Projekte jenseits der urbanen Zentren fördert. Dabei handelt es sich um ein inklusives Bürgertheater-Projekt.

  • Seit Herbst 2023 haben 30 Menschen in Bischofswerda ein eigenes Theaterstück entwickelt, das im Juni 2024 Premiere feiern soll.
  • Die Mitwirkenden sind zwischen 4 und 70 Jahren alt, fünf Teilnehmende haben körperliche oder geistige Beeinträchtigungen.
  • Die Initiative wird vom X-Dörfer-Projekt des Staatsschauspiels Dresden gefördert, das partizipative Projekte im ländlichen Raum unterstützt.

Die Probenwoche in Bischofswerda ist fast geschafft. Zum Abschluss steht ein erster Durchlauf an, damit alle 30 Beteiligten ein Gefühl für das Theaterstück bekommen. Die Ideen dazu stammen von den Darstellerinnen und Darstellern selbst. In einem Workshop im vergangenen Herbst haben sie sich alle zum ersten Mal getroffen und gemeinsam überlegt, worum es auf der Bühne gehen soll. Damals hätten sich alle gewünscht, dass es bunt wird und um generationenübergreifende Konflikte geht, erzählen Mitwirkende – um Benachteiligung bestimmter Gruppen wie Jugendliche oder ältere Menschen.

Der Regisseur Kai Schubert hat das gesammelte Material zu einer Geschichte verwoben. Das Stück heißt "Des Schiebocks gestohlene Träume", wobei der Schiebock, eine Art hölzerne Schubkarre, das Wahrzeichen von Bischofswerda ist.

Die Welt mit anderen Augen sehen

"Es gibt auf unserer Traumebene natürlich auch autoritäre Träume", erklärt Schubert. "Ein anderes Thema: Wenn ich mich so reinträume in andere Menschen, dann mache ich ja einen Perspektivwechsel. Ich habe Dinge, die mir wichtig sind, so sehe ich die Welt – aber sich vorzustellen, dass der andere vielleicht auch ein Fenster hat, mit dem er auf die Welt guckt, das ist ja der Beginn von einem Austausch, darüber einen Prozess anzustoßen, darum geht es auch in unserem Stück."

Doch nicht nur im Stück, sondern das gesamte Theaterprojekt ist so angelegt – partizipativ und vor allem inklusiv. Mit diesem Gedanken hatte sich David Gratzl, Projektleiter beim Regenbogen e. V. in Bischofwerda, an das Projekt X-Dörfer des Staatsschauspiels Dresden gewandt, das gemeinsam mit Partnern vor Ort partizipative Formate entwickelt. Wie er berichtet, gab es zuvor schon einige Anläufe, Menschen mit und ohne Behinderung zusammenzubringen – etwa mit der Stadtbibliothek, mit Schulen oder Kitas. Aber nie mit solch einer Resonanz wie jetzt.

Theaterprojekt in Bischofswerda stößt auf großen Zuspruch

Mit so viel Zuspruch habe man nicht gerechnet, sagt Gratzl. Schon bei der Auftaktveranstaltung seien fast 50 Leute gewesen: "Und es sind doch relativ viele auch dabeigeblieben, entweder als Schauspieler oder im Bereich Organisation", so Gratzl. Man habe von Anfang an das Gefühl gehabt, "wir sind mit dem richtigen Projekt zur richtigen Zeit gekommen". Außerdem sei es gleich ein sehr gutes Miteinander gewesen.

Das merkt man während der Proben. Zwischen vier und 70 Jahren ist hier jedes Alter vertreten, darunter auch fünf Teilnehmende mit einer körperlichen beziehungsweise geistigen Beeinträchtigung, und jeder hat seine Rolle im Stück wie auch einen Platz in der Gruppe gefunden. Damit ist das Projekt für David Gratzl schon jetzt ein Erfolg.

Allerdings möchte er auch im kommenden Jahr weitermachen. Daher sitzt er schon jetzt an den Förderanträgen für eine Fortsetzung des Bürgertheaterprojektes, das bisher über X-Dörfer finanziert wurde. "Bei vielen Fördermöglichkeiten ist es zwingend eine Förderbedingung, dass die Stadt einen gewissen Eigenanteil übernimmt" erklärt Gratzl, "ohne diesen Eigenanteil können wir bestimmte Förderungen nicht beantragen".

Stadt Bischofswerda stellt Förderung in Aussicht

Die Zusammenarbeit funktioniere gut, betont David Gratzl, der als Projektleiter von "Bischofswerda inklusiv" in engem Austausch mit dem Bürgermeister steht. Doch bisher ging es vor allem um Barrierefreiheit im öffentlichen Raum, um inklusive Spielplätze in Bischofswerda und ähnliches.  

Bischofswerdas Oberbürgermeister Holm Große sieht in dem X-Dörfer-Projekt durchaus Potenzial: "Wir können das unterstützen, das werden wir tun", so Große: "Wenn etwas möglich ist und das gewollt ist von der Stadtgesellschaft – klar, dann überzeuge ich die Leute." Jetzt würden natürlich alle zunächst auf das aktuelle Stück schauen, auch die Stadträte.

Eine Entscheidung über eine Förderung müsste mit Blick auf die Deadlines mancher Anträge in den nächsten Wochen fallen, noch vor der Premiere des Stücks. Aber auch beim Probenbesuch kann man sich schon jetzt davon überzeugen, dass die Schiebocker, zumindest ein Teil der Bischofswerdaer, begeistert dahinterstehen. In den kommenden Wochen und Monaten wird "Des Schiebocks gestohlene Träume" weiter in Bischofswerda geprobt, die Premiere ist für den 1. Juni 2024 geplant.

Quelle: MDR KULTUR, redaktionelle Bearbeitung: hki

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 12. Februar 2024 | 06:15 Uhr

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