Ausstellungen und große Pläne Sachsens Kulturjahr 2024: Kunst, Philosophie und Spektakel
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05. Januar 2024, 10:23 Uhr
In Sachsen wird eines der weltweit größten Jubiläen des Jahres 2024 gefeiert: Vor 250 Jahren wurde der Künstler Caspar David Friedrich geboren, der einen Großteil seines Lebens in Dresden wirkte. Das Albertinum zeigt in einer Ausstellung neben seinen Meisterwerken auch Skizzen und Inspiration. Währenddessen geht Chemnitz die letzten Schritte zum Kulturhauptstadtjahr 2025. Außerdem müssen in Sachsen wichtige Weichen für die Kulturpolitik gestellt werden.
- Neben Hamburg und Berlin wird auch Dresden eine große Ausstellung zum 250. Geburtstag von Caspar David Friedrich zeigen.
- In Görlitz soll eine Ausstellung die Gedankenwelt des mittelalterlichen Philosophen Jacob Böhme einem modernen Publikum vermittelt werden.
- Die sächsische Kulturbranche fordert, dass die Förderung überarbeitet und verbessert werden muss.
Bereits seit Monaten, wenn nicht gar Jahren wird vorbereitet, was 2024 speziell auf Dresden, aber auch auf die Sächsische Schweiz und nicht zuletzt auf das Zittauer Gebirge mit dem Oybin zukommen wird: der 250. Geburtstag von Caspar David Friedrich. Der große Ausstellungsreigen zum romantischen Künstler wurde kürzlich in der Hamburger Kunsthalle eröffnet.
Genie made in Dresden
Demnächst folgen Berlin und Greifswald. Dann im Augus sind die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) mit ihrer Jubiläumsausstellung "Caspar David Friedrich. Wo alles begann" dran. Denn immerhin sei Caspar David Friedrich erst dort zum Romantiker geworden, meint Marion Ackermann, Generaldirektorin der SKD. "Da spielt die Natur in Böhmen und Sachsen eine große Rolle, aber auch die Begegnung mit den Alten Meistern."
Wie entsteht große Kunst? Mit eigenen Augen kann man sich dessen vergewissern.
Bis dahin jagt allergings ein Caspar David Friedrich-Highlight das nächste. Mehr als 100 Veranstaltungen sind offiziell in Sachsen gelistet. Es wird demnach nicht einfach, die Spannung bis zur Ausstellung zu halten. Der Vorverkauf läuft bereits seit September 2023 – wenn auch schleppend. Marion Ackermann ist dennoch zuversichtlich: "Man kann wie an keiner anderen Station diese kreativen Prozesse zeigen: Wie entsteht aus einem Künstler, der Fichten und Natur zeichnet, diese Genialität? Wie entsteht große Kunst? Mit eigenen Augen kann man sich dessen vergewissern. Ich bin davon überzeugt, dass es in Dresden nochmal ein Höhepunkt wird."
Unbekannte Berühmtheit in Görlitz
In Görlitz dreht sich 2024 alles um einen fast vergessenen Mann: Jakob Böhme. Vor 400 Jahren starb der bedeutende protestantische Mystiker. Eigentlich war er Schuster. Dann erschien aber 1612 seine Schrift "Aurora oder Morgenröte im Aufgang", die damals von Hand zu Hand ging. Für die religiösen Erfahrungen, die er darin beschrieb, wurde er zu seinen Lebzeiten von der Kirche als Ketzer verschrien. Es gab jedoch auch eine beachtliche Zahl an Anhängern, wenn auch nicht unbedingt in Görlitz.
Inzwischen erinnert ein Denkmal in Görlitz an den bedeutendsten Sohn der Stadt und auch der Umbau der Dreifaltigkeitskirche zum Jacob-Böhme-Welterbezentrum ist nach wie vor geplant. Denn selbst in Görlitz, wo der Denker alljährlich auf dem Stadtfest präsent ist, kennt kaum jemand das Werk. "Das hängt natürlich damit zusammen, dass das Werk nicht etwas ist, was sich sofort jedem erschließt", meint Kay Wenzel von den Görlitzer Sammlungen für Geschichte und Kultur. Auch deswegen wird dort eine Ausstellung über die Künstlerinnen und Künstler des Jakob-Böhme-Bundes vorbereitet, die ab Mai im Kaisertrutz gezeigt wird. Übrigens wird der mittelalterliche Philosoph auch 2025 weitergefeiert - aus Anlass seines 450. Geburtstages.
Letzte Vorbereitungen in Chemnitz laufen
In Chemnitz wird derzeit zum Endspurt angesetzt, denn 2025 ist das Kulturhauptstadtjahr in der sächsischen Metropole. Im Mai 2024 ist bereits die Eröffnung der Hartmannfabrik geplant – zentrale Anlaufstelle, Welcome Center und Herz der europäischen Kulturhauptstadt Chemnitz. Spätestens im Oktober soll dann das komplette Programm stehen. So sei es traditionell üblich, erklärt Stefan Schmidtke, Geschäftsführer der Kulturhauptstadt Europas 2025 gGmbH. "Da muss wirklich alles für den Start fertig sein, damit es ein wirklich auch breites Bild aus bildender Kunst, Tanz, Performance, Soziokultur-Beteiligung gibt. Wir haben fünf Programmfelder, die dann reichlich gefüllt sein wollen."
Für bessere Bezahlung in Sachsen
Als Grundlage für Kulturproduktionen soll 2024 eine faire Vergütung von Kulturschaffenden in Sachsen geregelt werden. Das hatte sich die Regierung des Freistaates als Ziel in ihren Koalitionsvertrag geschrieben. Die Landesverbände der einzelnen Kunstsparten haben, so die Vereinbarung mit Kulturministerin Barbara Klepsch, Honorarempfehlungen für ihren Bereich zugearbeitet. Nun ist der Freistaat am Zug, entsprechende Förderrichtlinien festzulegen.
So wie es jetzt ist, kann es nicht die Zukunft sein.
Wie das verwirklicht werden kann, darüber wird aber noch viel verhandelt, unter anderem von Torsten Tannenberg, Geschäftsführer des Sächsischen Musikrats und Sprecher der Interessengemeinschaft Landeskulturverbände in Sachsen. "Es wird eine Leistung im Kulturbereich erbracht und diese Leistung muss fair vergütet werden." Mit dieser Maxime arbeitet er an der Neuregelung. Das soll nicht von Fragen überschattet werden, wer die etwaigen Mehrkosten tragen soll: "Wir wollen das nicht von Null auf 100 in Kraft setzen. Es gibt stattdessen Ampelsysteme und Empfehlungen, die über Jahre eine langsame Angleichung vorsehen." Dafür wolle man auch mit den Zuwendungsgebern im Gespräch bleiben.
Herausforderungen für die Landesregierung
Die Forderungen und Bestimmungen, wie Kulturschaffende vergütet werden, müssen auch im sächsischen Kulturraumgesetz berücksichtigt werden. Das feiert 2024 sein 30-jähriges Inkrafttreten und regelt seit 1994, wie finanzielle Mittel zwischen verschiedenen Kulturinstitutionen in Sachsen verteilt werden. Mehrere Theaterhäuser wünschen sich derzeit, dass das bestehende Gesetz geändert wird. Unter anderem soll so mehr Planungssicherheit angesichts steigender Gagen ermöglicht werden.
Doch die Zeit drängt, denn im September wird in Sachsen ein neuer Landtag gewählt. Und wenn sich die Prognosen eines Wahlsieges der AfD bewahrheiten, könnte diese Wahl für die Kultur in Sachsen richtungsweisend sein. Olaf Zimmermann, Chef des Deutschen Kulturrates, befürchtet dann massive Eingriffe in das Kulturleben. Viele sächsische Kunst- und Kulturschaffende wünschen sich deshalb, dass bis dahin diese Prozesse also abgeschlossen sein sollten.
Quelle: MDR KULTUR (Grit Krause)
Redaktionelle Bearbeitung: tsa
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | MDR KULTUR am Morgen | 05. Januar 2024 | 06:10 Uhr