Seuchenbekämpfung Afrikanische Schweinepest: Diese Auswirkungen haben Wildzäune auf die Natur
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29. Oktober 2024, 10:16 Uhr
Seit 2021 kämpft auch Sachsen gegen die Afrikanische Schweinepest. Unter anderem wurden Wildzäune errichtet, um die Ausbreitung zu unterbinden. Zu den betroffenen Gebieten gehörte auch der Landkreis Meißen. Ein MDR-Hörer fragt, welche Auswirkungen die Zäune auch auf andere Wildtiere haben.
- Durch Wildzäune werden Paarungsgebiete begrenzt und es kommt zu Inzucht und Fehlbildungen.
- Nach Angaben des Deutschen Jagdverbands gibt es wegen der Zäune aber nicht mehr Wild-Unfälle.
- Kaum Nachteile haben Wildzäune für den Wald.
Beim sächsischen Jagdverband kümmert sich Gunter Franke um die Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest (ASP). Sein Revier ist bisher davon verschont geblieben. "In unserer Region hier unten im Raum Radeberg gab es nicht einen einzigen ASP-Fall. Hier sind Zäune gebaut worden. Umsonst", meint Franke.
Die meisten Fälle der Tierseuche gab es weiter nördlich in der Lausitz und nahe der polnischen Grenze. Sachsenweit waren es knapp 2.400 Fälle seit 2020. Die Zahl der Wildschweine ist massiv zurückgegangen – wegen der Krankheit und weil sie rigoros bejagt worden sind.
Franke: Tiere sind bei der Paarung eingeschränkt
Was Gunter Franke ärgert: Die Zäune, die gegen Wildschweine gedacht sind, schränken auch andere Tiere ein. Die Rehböcke zögen normalerweise umher, aber das würden sie nicht können, weil Zäune gezogen worden seien, erklärt Franke. "Und es kommt zur Befruchtung mit Schwester, Mutter usw., was dann auch Fehlbildung, Missbildung in den Nachwuchs bringt."
Solche kranken Tiere werden von Jägern erlegt – neben der Jagd auf Wildschweine wirkt sich auch das auf die Zahl der Wildtiere aus. Für Franke gibt es noch einen dritten Grund: Nachdem die Zäune aufgestellt wurden, habe es deutlich mehr Wildunfälle gegeben.
Laut Statistik kein Anstieg von Wildunfällen
Innerhalb von einem Monat habe er vier Füchse, neun Waschbären, vier Rehe und Hasen nach Wildunfällen von der Straße herunternehmen müssen. "Und die Rehe musste ich aus dem Zaun herausschneiden und abfangen, weil sie sich sehr stark verletzt hatten", sagt Franke. "Abfangen" heißt, das verletzte Tier zu töten. Gunter Franke zeigt ein Video: Ein schneebedecktes Feld, darauf der Zaun aus Maschendraht. Ein Reh hat es nur mit den Vorderläufen hinübergeschafft. Der hintere Körper steckt fest.
Aus der Statistik des Deutschen Jagdverbands lässt sich für Sachsen allerdings kein Anstieg von Wildunfällen ablesen. Das zuständige Sozialministerium spricht von "vereinzelten Berichten zu Rehwild, das den Zaun nicht überwinden konnte".
Franke: Höherer Schaden an Jungbäumen möglich
Noch schwieriger lässt sich die Frage beantworten, wie sich die Zäune gegen die Schweinepest auf den Wald ausgewirkt haben. Eine belastbare Aussage gibt es weder vom Ministerium noch vom Staatsbetrieb Sachsenforst. "Für den Wald hat der Zaunbau keinen Vorteil gehabt, aber auch keinen Nachteil", vermutet Jäger Franke. Vielleicht gebe es in den eingezäunten einen höheren Schaden an jungen Bäumen, weil Reh- und Rotwild diese fressen würden.
Weiter westlich wurden seit September erste Zäune abgebaut, auch im Landkreis Meißen – da, wo der MDR AKTUELL-Hörer wohnt. Dieser erzählt, er sehe seitdem wieder mehr Rehe in der Natur.
Für Gunter Franke klingt das logisch, weil die Region, wo sich Rehwild oder Wild allgemein bewegen könne, wieder größer werde. "Das wird auch angenommen von den Tieren. Und man kann wieder mehr Wild sehen", erklärt Franke. Im Landkreis Bautzen ist es noch längst nicht so weit. Franke sagt, die Zäune blieben mindestens noch fünf weitere Jahre stehen.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 29. Oktober 2024 | 06:22 Uhr