Energiewende Wie ein Dorf in der Altmark eigene Wege bei der Energiegewinnung geht
Hauptinhalt
11. Juli 2023, 15:23 Uhr
Der Ort Schernebeck bei Tangerhütte will künftig Strom und Wärme selber erzeugen – mit erneuerbaren Energien. Damit will das Dorf in der Altmark zum sogenannten "Bioenergiedorf" werden. In einem ersten Schritt wurde am Montag eine durch Spenden und Sponsoren finanzierte Solar-Laterne eingeweiht.
- Das Dorf Schernebeck bei Tangerhütte will sich zukünftig autark mit erneuerbaren Energien versorgen.
- Von solchen "Bioenergiedörfern" gibt es bereits 180 in in Deutschland.
- Durch Spenden und Sponsoren konnte nun eine neue Solar-Laterne errichtet werden.
Strom und Wärme selber erzeugen und damit unabhängig werden: In Schernebeck wollen Einwohnerinnen und Einwohner diese Idee in die Tat umsetzen. Das kleine Dorf in der Altmark, das zur Stadt Tangerhütte gehört, hat gerade mal 225 Einwohner. Die sind aber sehr aktiv.
Gerade hat sich zur Initiative "Bioenergiedorf" noch ein Verein, der Förderkreis, gegründet. Vorsitzender Bernd Schlicht will das Dorf durch alle bürokratischen Hürden begleiten. "Wir machen das, um möglichst autark zu werden, unabhängig von Gas- und Stromanbietern und am Ende vielleicht auch ein bisschen billiger." Erreicht werden soll das dem Vereinsvorsitzenden zufolge durch eine circa sieben Hektar große Agri-PV-Anlage, wahrscheinlich eine Wärmepumpe und einem Hackschnitzel-Verbrenner.
180 "Bioenergiedörfer" deutschlandweit
Schernebeck will damit ein sogenanntes "Bioenergiedorf" werden. Diesen Titel tragen Orte, die 50 oder mehr Prozent ihrer benötigten Energie selbst vor Ort produzieren. Das kann über Biogas, Solar- oder Windkraft erreicht werden – in jedem Fall aber erneuerbar. Laut Fach-Agentur für nachwachsende Rohstoffe gibt es in Deutschland bereits 180 solcher "Bioenergiedörfer".
In Schernebeck setzt man dafür auf eine sogenannte Agri-PV-Anlage. Dabei kann auf breiten Pflanz-Streifen zwischen den Solarpaneelen angebaut werden. Die Paneele haben Motoren und richten sich selbstständig nach dem Sonnenstand aus. Ariane Herms von der ortsansässigen Agrargenossenschaft betreibt den Bio-Hof 7. Sie hält die Verbindung von Energiegewinnung und Anbauflächen für sinnvoll. "Der Vorteil von einer Agri-PV-Anlage ist zum einen die Nutzung der Sonne über die Solarmodule", so Herms. "Gleichzeitig hat man aber auch den Effekt der Verschattung, der durch die Module entsteht. Dadurch können die Pflanzen geschützt werden vor zu heißer Sonneneinstrahlung, das ist gut für das Wachstum."
Mit neuen Technologien zukunftsfähig werden
Als einen ersten Schritt zur Unabhängigkeit sammelten die Dorfbewohner Spenden und Sponsorengeld für eine Solar-Laterne. 4.000 Euro kamen zusammen – am Montag wurde die neue Leuchte eingeweiht. Jetzt können die Dorfkinder auch in der dunklen Jahreszeit sicher auf ihren Schulbus warten.
Ortsbürgermeister Udo Wendorf ist stolz auf 900 Jahre Dorfgeschichte und auf die neue Solar-Leuchte. Der ehemalige Ingenieur will sein Dorf mit neuen Technologien zukunftsfähig machen. "Der Leucht-Mast besitzt eine Gesamtlänge von 6,40 Meter, wobei ein Meter im Boden eingebunden ist. Der Rest ist die Beleuchtungs-Höhe", erklärt Wendorf. "Die Solar-Einheit oben speist diese beiden Lampen und über diese Batterie unten im Boden."
Machbarkeitsstudie in der Planung
Als nächstes planen die Schernebecker mit Unterstützung des lokalen Energieunternehmens FEFA eine Machbarkeitsstudie. Die Herauslösung von Nutzflächen aus einem Landschaftsschutzgebiet und weitere Anträge stehen an. Genügend Energie für das nötige Durchhaltevermögen haben die Dorfbewohner.
Die Solar-Laterne ist für Schernebeck ein Symbol mit Strahlkraft – für das eigene Dorf, aber auch als Vorbild für andere Dörfer.
MDR (Cornelia Winkler)
MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir
Not Found
The requested URL /api/v1/talk/includes/html/9db7d150-dfa4-49a1-aa22-599ae36ad867 was not found on this server.