• Bis zu 60 Kinder werkeln täglich auf dem Kunst- und Bauspielplatz in Salzwedel.
• Kunststiftung, Druckwerkstatt und Pfadfinder betreuen das Projekt gemeinsam.
• Perspektivisch soll der Kunst- und Bauspielplatz Teil der "Jugendkunstschule Altmark" werden.

Emil baut an einer Hütte weiter, andere Kinder erschaffen ein Eiskaffee, ein Schiff oder eine Brücke. Gemeinsam natürlich – und ziemlich geschickt im Umgang mit echten Werkzeugen.

Es sind bis zu 60 Kindern zwischen sechs und 18 Jahren, die auf dem Kunst- und Bauspielplatz Salzwedel in den Herbstferien gemeinsam sägen, hämmern, knoten, drucken, malen und über offenem Feuer kochen. "Die Kinder lernen hier ganz viel", sagt Organisatorin und Kulturvermittlerin Anne Buch. "Zum Beispiel eigene Ideen zu entwickeln, diese umzusetzen, Probleme zu lösen, soziale Kompetenz und sich einfach auszuprobieren."

Die ehemaligen PGH-Modewerkstätten zwischen Kunsthaus und Bürgermeisterhof in Salzwedel werden derzeit vom Bürgermeisterhofverein zwischengenutzt und wurden gemeinsam mit den Pfadfindern zu einem Bauspielplatz umfunktioniert. Mit finanzieller Unterstützung der Peter-Jensen-Stiftung wurde die surreale Industriebrache im vergangenen Jahr entrümpelt, statisch abgenommen und bietet nun das passende Ambiente für kreative Baustunden.

Dort werkeln die Kinder und bauen sich die Welt, wie sie ihnen gefällt: frei und kreativ. Auch die Salzwedeler Pfadfinderchefin Holle Huygen ist mit von der Partie, an diesem Tag als Köchin. Gekocht wird draußen über offenem Feuer. "Beim Bauspielplatz dürfen die Kinder so bauen, wie sie möchten. Sie müssen nur bestimmte Sicherheitsvorkehrungen beachten. DIN-Maße spielen dabei keine Rolle", so Huygen.

Die Kinder arbeiten selbständig an ihren Projekten. Der Bauspielplatz wird künstlerisch und pädagogisch durch das Team der Druckwerkstatt, des Kunsthauses sowie von Holle Huygen von den Pfadfindern betreut.

Der Kunst- und Bauspielplatz wird unter anderem mit Fördermittel aus dem Bundesprogramm "Kultur macht stark – Künstler öffnen Welten" finanziert. Anne Buch hat aber rund um das Kunst- und Bauspielplatz-Projekt noch mehr vor. Eine Jugendkunstschule fehle im Altmarkkreis, die in der gesamten Region weitere ähnlich kreative Projekte wie den Bauspielplatz ermöglichen würde.

"Bislang scheiterte das Vorhaben an der Finanzierung. Doch nun haben wir zumindest den Antrag für eine einjährige Konzeptphase gestellt und hoffen noch im Oktober 2023 auf einen positiven Bescheid", so Kulturvermittlerin Buch zuversichtlich. Sie plane mobile, dezentrale Angebote, die zu den Kindern kommen, auch in die ganz kleinen Dörfer. Eine Kooperation mit der "Künstlerstadt Kalbe" soll die Jugendkunstschule ermöglichen.

In Sachsen-Anhalt gibt es derzeit drei Jugendkunstschulen: in Barleben – Wolmirstedt, in Magdeburg und Wittenberg. Zum Vergleich: In Thüringen sind es 15 und in Bayern sogar mehr als 50. Warum Sachsen-Anhalt nur so wenige Jugendkunstschulen hat, ist schnell erklärt. In Bayern und auch Thüringen werden die Einrichtungen über die Landeshaushalte finanziert, stehen quasi im Gesetz. In Sachsen-Anhalt ist das nicht der Fall. Damit fehlt die Finanzierung. Doch Kulturvermittlerin Anne Buch will weiter für eine "Jugendkunstschule Altmark" kämpfen.

Geeignete Kooperationspartner gäbe es auch schon. Anders ließe sich auch das Kunst- und Bauspielplatz-Projekt nicht realisieren. Das wuppen die Salzwedeler Kunststiftung, die Druckwerkstatt im Kunsthaus sowie die Pfadfinder Salzwedel gemeinsam.

"Wer unser gemeinsames Projekt unterstützen möchte: Geldspenden, Werkzeuge, Nägel und echtes Bauholz werden bis zum Ende der Herbstferien und auch darüber hinaus immer benötigt", sagt Buch. Der Salzwedeler Kunst- und Bauspielplatz öffnet momentan nur in den Ferien. In Zukunft sind aber regelmäßige Öffnungszeiten geplant.