Von Arendsee zum Brocken Für den Klimaschutz: Schüler radeln 200 Kilometer quer durch Sachsen-Anhalt

19. Juni 2024, 16:04 Uhr

Mit dem Fahrrad von Arendsee auf den Brocken. Die mehr als 200 Kilometer lange Strecke haben 13 Schüler der Gemeinschaftsschule Theodor Fontane auf sich genommen, um für mehr Klimaschutz zu werben. Es wurde eine echte Abenteuerreise.

Brocken-Plateau, Bahnhof, Samstagmittag. Es ist endlich geschafft. 13 Schüler, die Helfer, alle sind heil angekommen. Nach sechs entbehrungsreichen, anstrengenden Tagen im Sattel. "Ich bin total erleichtert", sagt Schulleiter Thomas Schlicke. Alle Etappen haben die Schüler ohne Stürze, ohne Verletzungen überstanden. "Auf der anderen Seite bin ich unheimlich stolz auf die Jungs und unser Team." Hinter der Gruppe liegt die Bergetappe dieser Fahrrad-Reise quer durch Sachsen-Anhalt, über 200 Kilometer mit Übernachtungen in Schulsporthallen.

..ohne Elektro-Antrieb ging es steil bergauf. Die Jugendliche an ihre Grenzen zu bringen - auch darum ging es…
Ohne Elektro-Antrieb ging es steil bergauf. Die Jugendliche an ihre Grenzen zu bringen, auch darum ging es. Bildrechte: MDR/Tom Gräbe

Unterkünfte: Turnhallen und ihre Tücken

"Manchmal war es sehr anstrengend, weil ich Matten hasse, das habe ich diese Woche gelernt", sagt einer der Schüler beim Frühstück in der Mensa der Diesterweg-Grundschule in Wernigerode vor der Abfahrt am letzten Tag. Die Stimmung ist gut – die Schüler aber sehen müde aus an diesem Morgen. Übrigens schläft es sich auf den dicken Hochsprung-Matten am bequemsten. "Es gibt vom Empfang her von der Herzlichkeit fünf Sterne, von der Liege-Qualität einen", sagt Schulleiter Thomas Schlicke – angesprochen auf den Komfort der Sporthallen-Übernachtungen.

Unterwegs haben die Schüler die Klimaziele der UN diskutiert
Unterwegs haben die Schüler die Klimaziele der UN diskutiert. Bildrechte: MDR/Tom Gräbe

Das konnten die Schüler der Gemeinschaftsschule Arendsee ausgiebig testen, an jeder Station ihrer Reise. Wie ein Wanderzirkus sind sie quer durch Sachsen-Anhalt gefahren. 13 Schüler und ihre Begleiter auf Fahrrädern, in Kolonne. Mit dabei: Begleitfahrzeuge für Gepäck, Verpflegung und Sitzplätzen, falls ein Radfahrer auf der Strecke schlappmachen sollte. Auf ihrer Etappe durch den Bördekreis wurden die Schüler sogar von der Motorradstaffel der Feuerwehr begleitet.

Disziplin und Durchhaltevermögen: Lernen fürs Leben

Tages-Etappen von bis zu 50 Kilometern und durchgängig Kolonne fahren, dafür braucht es Disziplin. "Man regt sich einfach auf, weil manche vor einem mit zehn Kilometern pro Stunde den Berg runter fahren", sagt einer der Schüler. Und auch das: eine Lektion. Die Kinder und Jugendlichen lernen etwas fürs Leben.

"Sich austesten, auf die Zähne beißen, sich durchkämpfen, ein Ziel anstreben und das auch erreichen", stellt Schulleiter Thomas Schlicke fest. Das war der eine Teil der Reise. Der andere: für mehr Klima-Bewusstsein, für mehr Klimaschutz zu werben. An jeder Station hat die Gruppe einen Baum gepflanzt. Die Schüler haben Politiker getroffen, auf Supermarkt-Parkplätzen Infostände aufgebaut. Ein straffes Programm.

Die letzte Etappe: Der Weg zum Brocken

Am letzten Tour-Tag geht es nur bergauf von Wernigerode Richtung Brocken. An der Radfahrer-Gruppe pfeifen Autos vorbei. Die Schüler kämpfen sich den Berg hoch. "Ich bin total kaputt, aber ich will hier hoch", sagt ein Jugendlicher. Für die Brocken-Spitze sind an diesem Tag Sturmböen angesagt. Für die letzten Kilometer werden die Fahrräder in einem Sprinter verstaut. Die Gruppe steigt in die Schmalspurbahn um. Es geht darum anzukommen.

Benjamin Schellhase
Schüler Benjamin Schellhase ist zufrieden: Radfahren sei besser als im Auto abzugammeln. Bildrechte: MDR/Tom Gräbe

Zeit, Bilanz zu ziehen. Benjamin Schellhase hat sich eingelesen, in die Klimaziele der Vereinten Nationen, er hat sich mit nachhaltigen Produktions-Methoden beschäftigt und Fragen des Konsums. "Wir haben darüber gesprochen, was man tun könnte, um nachhaltig zu leben, die Produktions-Nachhaltigkeit zu fördern". Selbst Gemüse im Garten anzubauen, das sei so ein Beispiel, Müll trennen, keine Plastikbecher kaufen, solche ganz alltäglichen, praktischen Dinge. "Es hat immer mehr Spaß gemacht, mit den anderen Fahrrad zu fahren, nicht im Auto zu sitzen, die ganze Zeit abzugammeln, immer etwas zu sehen, Deutschland zu erkunden."

Die 15-jährige Leonie Mielke wirkt erschöpft, als sie in den Zug steigt. Fast eine Woche lang jeden Tag 24 Stunden, quasi ohne Privatsphäre in so einer großen Gruppe zusammen zu sein, ist anstrengend. Eines ist ihr unterwegs aufgefallen, als sie auf einem Supermarkt-Parkplatz für mehr Klima-Bewusstsein an einem Stand diskutiert haben: wie viel Müll herumliegt.

Leonie Mielke
Leonie Mielke ist nach der Tour vor allem erschöpft. Bildrechte: MDR/Tom Gräbe

"Ja, wir hatten da unsere Stände", sagt sie. "Aber es wäre viel besser gewesen, hätte man den ganzen Müll weggeräumt." Die Fahrrad-Gruppe hat ihren Müll mitgenommen. "Aber trotzdem lag da noch haufenweise Müll, überall."

Auch Corvin Gensel hat sich mit den Klima-Zielen der Vereinten Nationen beschäftigt. Globale Herausforderungen müssten global angegangen werden. Das bedeute: auch Entwicklungsländer zu befähigen, mehr für den Klimaschutz zu tun. Es brauche Förderung. Auch für Privatunternehmen – das sind Ansätze der UN. "Ich finde, das kann man nicht wegschweigen", sagt er.

Das Abschlussfoto - eine Woche Abenteuer liegt hinter den Schülern
Das Abschlussfoto: Eine Woche Abenteuer liegt hinter den Schülern. Bildrechte: MDR/Tom Gräbe

In der Brockenbahn schlafen einige Jugendliche. Es ist geschafft. Auf dem Brocken-Plateau gibt es noch ein Abschluss-Foto. Dann geht es nach Hause. Endlich im eigenen Bett schlafen und nicht auf einer Sporthallen-Matratze.

MDR (Tom Gräbe, Marius Rudolph)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 16. Juni 2024 | 19:00 Uhr

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