Erneuerbare Energien Solaranlagen und Denkmalschutz: In Salzwedel wird um die Energiewende gestritten
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14. Oktober 2023, 10:54 Uhr
Eine solidarische Genossenschaft möchte in Salzwedel Häuser sanieren und diese mit regenerativen Energien versorgen. Durch die aktuellen Satzungen ist das in den denkmalgeschützten Innenstädten aber kaum möglich. In Salzwedel gibt es nun Akteure, die ein Umdenken fordern.
- In Salzwedel erschweren Auflagen die Sanierung denkmalgeschützter Häuser mit Solarzellen.
- Akteure aus der Bau- und Solarbranche halten die Regeln für veraltet und zu willkürlich.
- Sie fordern ein Umdenken und Kompromisse.
Die Solidarische Wohnungsgenossenschaft Trawo baut in der Mittelstraße in Salzwedel – mitten im sogenannten "Kerngebiet eins" mit dem strengsten Denkmalschutz – ein historisches, verfallenes Ensemble um und aus. Entstehen soll bezahlbarer Wohnraum in der Altstadt. Das fordern viele Bürger seit Jahren.
Die Trawo, erst im Frühjahr des vergangenen Jahres gegründet, hat sich auf die Fahnen geschrieben, ihre Immobilien nach deren Sanierung ausschließlich mit erneuerbaren Energien zu versorgen. Dazu gehöre unbedingt die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach, sagt Sabine Decker von der Trawo MDR SACHSEN-ANHALT.
Auflagen verhindern Ausbau der Solarenergie
Doch nicht jeder, der das vorhat, darf auf sein Dach in der denkmalgeschützten Innenstadt auch Solarpanele bauen. Die Gestaltungssatzung verbietet herkömmliche Panele, wenn sie von Fußgängern zu sehen sind. Die Stadt gibt dafür ästhetische Gründe an. Auch die Trawo darf nur auf Dächer Photovoltaik-Anlagen bauen, die vom Bürgersteig aus nicht einsehbar sind. Und auch dort mit Auflagen, ärgert sich Sabine Decker von der Trawo.
Es gibt Photovoltaik-Anlagen, die sehen aus wie Dachziegel, kosten ein Vermögen und kommen nicht ansatzweise an die gleiche Leistung.
Decker erzählt, es dürften Photovoltaik- und Solaranlagen aufs Dach – auch im streng denkmalgeschützten "Kernbereich eins". Aber nur "gesetzt den Fall, die sind als solche nicht zu erkennen. Das heißt, es gibt Photovoltaik-Anlagen, die sehen aus wie Dachziegel, kosten ein Vermögen und kommen nicht ansatzweise an die gleiche Leistung."
Akteure kritisieren Satzung als nicht zeitgemäß
Für Decker ist die Einstellung der Stadt nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Heutzutage würden Photovoltaik-Anlagen auf Innenstadtdächern eher für die Zukunftsgewandtheit einer Kommune sprechen. Dennoch ist ein Punkt, warum die Gestaltungssatzung nicht geändert wird, nach Aussagen der Verwaltung der Eindruck, den Luftaufnahmen der historischen Innenstadt machen würden – eben nicht mehr nur historisch: Das Bild von Salzwedel würde ein anderes sein.
Auch Stefan Korneck ist – nicht nur im Falle Salzwedels – enttäuscht, wie lange es dauert, bis Photovoltaik-Anlagen auf Dächern denkmalgeschützter Gebäude montiert werden dürfen. Korneck ist Gründer und Chef von "scm energy" in Pretzier, der Vorreiter-Solar-Firma in der Altmark. Er spricht von teilweiser Willkür bei den Entscheidungsträgern in den kommunalen Verwaltungen. Auch Sabine Decker von der Salzwedeler Trawo kritisiert, dass das Pro und Contra bei Solaranlagen oft von den persönlichen Einstellungen von Mitarbeitern und Sachbearbeitern in den Verwaltungen abhänge.
Kompromisse gefordert
Stefan Korneck sagte MDR SACHSEN-ANHALT, er fordere, dass endlich Kompromisse gefunden werden – für Solaranlagen auf denkmalgeschützten Dächern, aber auch für andere regenerative Energien in geschützten Innenstädten, zum Beispiel Wärmepumpen. Die Landesbausatzung von Sachsen-Anhalt ließe da schon viel mehr Möglichkeiten zu, als manche Verwaltung vor Ort zugesteht. Und auch die Bundesregierung hätte eine Offensive für Photovoltaik auf Denkmalsdächern gestartet, so Korneck.
MDR (Katharina Häckl, Leonard Schubert)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 14. Oktober 2023 | 10:00 Uhr
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