Schiffbau Tangermünde Eine "grüne" Fähre aus der Altmark

08. Februar 2018, 13:12 Uhr

Nicht nur im Norden Deutschlands werden Schiffe gebaut, auch Sachsen-Anhalt hat eine lange Schiffsbau-Tradition. In Tangermünde zum Beispiel werden seit 150 Jahren Schiffe gebaut – und auf das neueste ist man besonders stolz. Die Schiffsbauer in Tangermünde sagen, ihre neueste Fähre mit einem Hybridantieb – in dieser Größe einzigartig in Deutschland – lasse sich besser steuern, sei leiser und zukunftsorientiert.

Ein nagelneues Schiff hat die Tangermünder Schiffswerft in der Altmark verlassen. Über die Elbe und die Nordsee ist es nach Bremen gefahren. Dort wird es als Fähre Pkw, Lkw und Passagiere über die Weser setzen wird. Es ist der 98. Schiffsneubau des Unternehmens – aber das erste Schiff mit einer Hybrid-Antriebstechnik.

Zukunftsorientierte Technik aus Sachsen-Anhalt

Werftleiter Olaf Deter spricht von einer "grünen" Fähre. Denn im Unterschied zu den zwei zuvor für die Fährgesellschaft Bremen-Stedingen gebauten Fähren wird diese nicht mit vier schweren Dieselmotoren angetrieben, sondern mit vier Elektromotoren. "Diese Mischform ermöglicht erhebliche Einsparungen an Diesel, eine deutlich spürbare Verringerung des Motorengeräuschs und der Abgase", sagt der Manager MDR SACHSEN-ANHALT. Die vier Elektroantriebe seien außerdem deutlicher leiser und sanfter. Weil die Propeller um 360 Grad schwenkbar sind, könne die etwa fünfeinhalb Millionen Euro teure Fähre zentimetergenau manövrieren.

Noch wird Diesel benötigt

Ganz ohne Verbrennungsmotor kommt die neue Fähre allerdings nicht aus. Noch sind zwei Diesel nötig, um über Generatoren die Batterie-Kaskade an Bord aufzuladen. Allerdings laufen sie unter Deck gleichmäßig und ruhig. Die Schiffbauer haben die Anlage so konstruiert, dass sie eines Tages womöglich durch umweltfreundliche Brennstoffzellen ersetzt werden kann.

 Mit dem nachhaltigen Hybridantrieb haben wir die Weichen für eine neue, umweltfreundliche Schiffsgeneration gestellt.

Werftleiter Olaf Deter

In wenigen Wochen beginne in der Werft bereits der Bau eines Schleppers für die Nordsee, der ebenfalls dieselelektrisch angetrieben wird, so Deter. In der Altmark setzt ein weiteres Unternehmen auf die Kombination von Diesel- und Elektroantrieb. Der französische Alstom-Konzern baut in Stendal Hybrid-Lokomotiven, die auch dort entwickelt wurden. 

Einsatzbereit ab Ende Februar

Die innerhalb eines Jahres gebaute neue Fähre aus Tangermünde wird in Bremen nochmals erprobt. Sie soll am 16. Februar übergeben und am 24. Februar auf den Namen "Farge" getauft werden. Er deutet auf den Einsatzort des Schiffes hin, das in Bremen zwischen Farge und Berne übersetzen wird.

Das 60 Meter lange Schiff benötigt nur einen Schiffsführer als Besatzung. Das Deck hat drei Fahrspuren für Lkw und Pkw. Das Tangermünder Unternehmen hatte den Auftrag nach einer europaweiten Ausschreibung bekommen. Es zählt zusammen mit dem Standort in Genthin 120 Beschäftigte. Hinzu kommen zahlreiche Beschäftigte von Fremdfirmen sowie situationsbedingt von Zeitarbeitsfirmen.

Auf dem Werftgelände werden derzeit außerdem mehrere prächtige Fluss-Kreuzfahrtschiffe für die neue Saison fit gemacht. Darunter sind die "Frederic Chopin" und die "Königstein", die einst in Tangermünde gebaut wurden. Die Werft gehört seit elf Jahren zur Heinrich-Rönner-Gruppe, Bremerhaven, die auch in Dessau-Roßlau und Boizenburg in Mecklenburg-Vorpommern produziert.

Quelle: MDR/ahr

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT | 07. Februar 2018 | 19:00 Uhr

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