DRK, Johanniter, Malteser Rettungsdienste werden immer öfter zu Bagatellen gerufen
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27. Dezember 2022, 11:20 Uhr
Rettungsdienste wie das Deutsche Rote Kreuz, die Johanniter und die Malteser werden in Sachsen-Anhalt immer häufiger gerufen. Die Dienste beklagen aber, dass auch die Zahl der Einsätze steigt, die eigentlich gar keine Notfälle sind. Der DRK-Chef in Zeitz sagt, den Menschen sei nicht bewusst, wie teuer die Einsätze sind.
- Die Zahl der Rettungseinsätze in Sachsen-Anhalt steigt. Immer häufiger behandeln Sanitäterinnen und Sanitäter aber auch Bagatellfälle.
- Der Vorstand des DRK in Zeitz sagt, es brauche mehr Aufklärung, unter anderem über die hohen Kosten der Einsätze.
- Das Problem wiegt dadurch schwerer, dass es auch im Rettungsdienst einen Fachkräftemangel gibt.
Rettungsdienste in Sachsen-Anhalt müssen immer öfter ausrücken und werden nach Angaben des Landesverbands des Deutschen Roten Kreuzes in Magdeburg dabei häufiger zu sogenannten Bagatellfällen gerufen.
Notrufe oft keine Notfälle
Dirk Urban vom DRK in Zeitz sagte MDR SACHSEN-ANHALT, manchmal würden er und seine Kollegen ausrücken, um etwa ungefährliche Schnittverletzungen zu behandeln: "Wir hatten den Fall, da hat sich jemand mit dem Hornhobel in die Ferse geschnitten. Leicht. Als wir kamen, war das nicht so dramatisch. Es blutete leicht. Und er sagte selber, er kann kein Blut sehen. Er hat Angst, dass er umfällt."
Frustrierend sei auch, dass es immer wieder Leute gebe, "wo das schon provozierend ist", so Urban, "Wo die sagen, ihr seid für mich da und ihr habt euch gefälligst nicht zu hinterfragen, warum wir jetzt angerufen haben."
DRK-Vorstand: Notruf, um Wartezeiten zu sparen
Für den Vorstand des DRK in Zeitz, Ingo Gerster, ist das kein Spaß. Die Notfall-Sanitäter würden an anderer Stelle fehlen, wo sie vielleicht viel dringender gebraucht werden. Gerster sieht auch einen Fehler im Gesundheitssystem: "Wir werden gerufen, weil sich die Leute so lange Wartezeiten sparen wollen. Den Leuten ist nicht bewusst, was sie damit für eine Kette lostreten."
Wenn man den Notruf wählt, komme man ins Krankenhaus, in die Notaufnahme, und bekomme dort eine Rundum-Anamnese. Sonst müsste man von Arzt zu Arzt laufen und Termine machen. Gerster sagt: "Ich denke, es fehlt die Aufklärung."
Notfalleinsätze kosten schnell über tausend Euro
Auch der Kosten seien sich die Leute gar nicht bewusst, sagt Dirk Urban. Ein Rettungseinsatz kann demnach schnell 1.500 Euro kosten. Die Krankenkasse übernimmt die Notfallbehandlung. In Zeitz sind Sanitäterinnen und Sanitäter im Jahr 2022 demnach zu gut 600 Einsätzen gefahren. Ingo Gerster sagt, die Zahl der Bagatellen lasse sich zwar nicht wirklich beziffern, aber die Tendenz sei steigend.
Ingo Gerster sagt, man müsse drüber nachdenken, Menschen an den Kosten zu beteiligen, die den Notruf nachweislich missbrauchen: "Da ist die Politik gefordert."
Der Landesgeschäftsführer des Roten Kreuzes Sachsen-Anhalt, Carlhans Uhle, sagte MDR SACHSEN-ANHALT, die landesweiten Zahlen würden derzeit zusammengetragen. Auch um Politik und Krankenkassen klar zu machen, dass die Rettungsdienste mehr finanzielle Unterstützung brauchen.
Fachkräftemangel im Rettungsdienst
Uhle sagt, das sei auch wichtig, um dem Fachkräftemangel im Rettungsdienst entgegen zu wirken. Kostenträger müssten weitere Ausbildungsplätze genehmigen, um Nachwuchs zu generieren. Zudem müssten die seiner Ansicht nach die rechtlichen Kompetenzen der Notfallsanitäter gestärkt werden: "Das würde Ärzte und Krankenhäuser entlasten, was wiederum das System deutlich entlasten würde", so Uhle.
Der Rotes-Kreuz-Geschäftsführer in Sachsen-Anhalt appelliert: "Prüfen Sie gewissenhaft, ob man wirklich den Notfalldienst alarmieren muss. Und eine Auffrischung in erster Hilfe könnte ebenfalls hilfreich sein." Angebote würden das DRK und andere Organisationen machen.
MDR (Jörg Wunram, Julia Heundorf)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 27. Dezember 2022 | 11:00 Uhr
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