Ein Mann vor einer Glastür
Der Flughafen Cochstedt – seit zwölf Jahren der Arbeitsplatz von Hausmeister Dirk Lüdicke. Bildrechte: MDR/Tom Gräbe

Airport Cochstedt Flughafen Cochstedts Geschichte aus der Sicht eines Hausmeisters

01. August 2023, 16:17 Uhr

Der einst stillgelegte Flughafen Magdeburg-Cochstedt ist nun ein Forschungszentrum des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt. Hausmeister Dirk Lüdicke ist einer der dienstältesten Mitarbeiter auf dem Gelände. Für den Airport im Salzlandkreis hat er vor zwölf Jahren sein Leben umgekrempelt. Von Passagierabfertigung, Rasenmähen bis Leuchtmittel austauschen hat er auf dem Flughafen alles für einen reibungslosen Ablauf gemacht.

Tom Gräbe
Bildrechte: MDR/Fabian Frenzel

Ein Mann vor einer Glastür
Er kennt den Flughafen Cochstedt wie kaum ein anderer: Hausmeister Dirk Lüdicke. Bildrechte: MDR/Tom Gräbe

Sowjetischer Militärflugplatz, ein Gewerbegebiet mit Landebahn, Startpunkt für Billigflieger, Pleiteflughafen im Salzlandkreis – heute Drohnen-Erprobungszentrum des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt: Der Airport in Cochstedt im Salzlandkreis hat eine lange Geschichte. Und Flughafen-Hausmeister Dirk Lüdicke ist einer der dienstältesten Mitarbeiter auf dem Gelände. Er kennt jeden Winkel des Flughafens. Heute hat er viel zu tun. Seine Arbeitstage bestanden aber auch schon daraus, einen Rasenmäher kilometerweit an der Landebahn entlang zu schieben.

Routine-Arbeiten am Flughafen in Cochstedt

Lampen wechseln ist eine typische Hausmeister-Aufgabe, auch für Dirk Lüdicke. Wenn die Lampe allerdings eine Signalleuchte an der Landebahn ist, zur sogenannten Befeuerung gehört, muss er beim Tower um Erlaubnis fragen, ob er rausfahren darf. Auf die zweieinhalb Kilometer lange Piste.

"Die Lampe ist defekt und muss ausgetauscht werden, damit das alles funktioniert auf dem Flugplatz", sagt er. Routine. Wie viele dieser Lampen Lüdicke schon gewechselt hat, kann er nicht sagen – seit 2011 arbeitet er hier am Flughafen. Damals war sein Arbeitsplatz aber noch im ehemaligen Passagierterminal.

Ein Mann arbeitet auf einer Start- und Landebahn
Dirk Lüdicke wechselt eine Lampe an der Landebahn. Bildrechte: MDR/Tom Gräbe

Das Passagierterminal wird umgebaut

Aus dem Terminal wird nun das Hauptgebäude des Drohnen-Erprobungszentrums. Bald entstehen hier Labore, ein Missionskontrollzentrum, Raum für Tagungen. "Hier begannen dann für viele Leute die Urlaubsträume", sagt Dirk Lüdicke. Dass dort mal der Schalter der Autovermietung stand, da hinten ein Kiosk, die Schalter zum Einchecken – daran erinnert heute nichts mehr.

Hier begannen dann für viele Leute die Urlaubsträume.

Dirk Lüdicke über das ehemalige Passagierterminal in Cochstedt

Seit 2019 hat das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt rund elf Millionen Euro investiert, davon etwa 2,5 Millionen Euro in die Wiederinbetriebnahme des Flughafens. Zwar können nicht die großen Urlaubsflieger landen, sondern Klein- und Leichtflugzeuge, ab 2024 sollen aber auch Maschinen bis zu einem Gewicht von 14 Tonnen den Flughafen ansteuern können.

Menschen steuern Drohnen
Drohnentest am Flughafen Cochstedt: Hier investiert das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Bildrechte: MDR/Tom Gräbe

Das Areal ist ziemlich einmalig. Hier lässt sich testen, wie bemannter und unbemannter Flugverkehr zusammenspielen können. Das Gelände ist eine Test-Infrastruktur. Seit der Wiedereröffnung des Flughafens im vergangenen Jahr sind rund 180 Flugzeuge hier gestartet oder gelandet. Und rund 1.000 Flugbewegungen mit Drohnen hat der Flughafenbetreiber in Cochstedt gezählt.

Der Hausmeister erinnert sich an die Zeit der Urlaubsflieger

Hausmeister Dirk Lüdicke kann sich aber noch gut an die Zeit erinnern, als hier Urlaubsflieger gestartet sind. 70 Beschäftigte wären sie in der Hauptsaison gewesen. "In allen Bereichen war das eigentlich eine familiäre Stimmung und das, glaube ich, hat auch der Passagier und der Gast, der hierher kam, dann auch gespürt", meint er.

Ein kleiner, internationaler Flughafen im Salzlandkreis – Dirk Lüdicke ist nie von Cochstedt aus in den Urlaub geflogen. Aber für den Airport krempelte er damals 2011 sein ganzes Leben um. Sein Zuhause in Wittenberg, seinen Job als Taxifahrer, alles ließ er hinter sich. 47 Jahre alt war er damals. Eigentlich sei das zu alt für die Ausbildung, auf die er sich beworben hatte, hieß es.

Für Sie würde ich mich sogar jünger schminken.

Dirk Lüdicke bei seiner Bewerbung am Flughafen Cochstedt

"Für Sie würde ich mich sogar jünger schminken", habe er gesagt. "Wahrscheinlich muss sie das so vom Stuhl gehauen haben, dass sie mich zum Vorstellungsgespräch eingeladen haben", erinnert er sich. Lüdicke konnte die Ausbildung am Flughafen beginnen. Jetzt sagt er, hier wolle er in Rente gehen. – "und so wie es aussieht, wird es wohl auch so werden."

Flughafen Cochstedt
Eine Ausbildung am Flughafen Cochstedt – dafür hat Dirk Lüdicke 2011 sein Leben in Wittenberg hinter sich gelassen. Bildrechte: MDR/Tom Gräbe

Ryan-Air macht den Abflug – und dann?

Es hätte aber auch ganz anders kommen können: Ryan-Air machte nach kurzer Zeit in Cochstedt den Abflug. Der Flughafenbetreiber rutschte in die Pleite. Dirk Lüdicke ist einer, der geblieben ist. Er sollte das Gelände instand halten. An manchen Tagen blieb nur Rasenmähen, mitten in der Einöde an der schnurgeraden Landebahn. Zweieinhalb Kilometer plus 300 Meter Auslauf an beiden Seiten. "Ich brauchte kein Fitnessstudio mehr", erinnert sich Lüdicke.

Und heute: Arbeitet Dirk Lüdicke immer noch in Cochstedt. Der Flughafen ist wieder in Betrieb. Passagiere fertigt er aber nicht mehr ab. Auch wenn hier jetzt kleinere Flugzeuge und Drohnen fliegen: Es bleibt eine Aufgabe, die Lampen an der Landebahn zu warten.

MDR (Tom Gräbe, Maren Wilczek)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 08. August 2023 | 19:00 Uhr

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