Vor Bau von SüdOstLink Archäologen entdecken 6.000 Jahre altes Totenhaus bei Bernburg
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23. Juli 2024, 14:58 Uhr
In Aderstedt bei Bernburg haben Archäologen ein 6.000 Jahre altes Totenhaus entdeckt. Die Forscher untersuchen dort vor dem Bau der Stromtrasse SüdOstLink die Baufelder. Der neue Fund gibt Aufschluss über die damalige Begräbniskultur.
- Archäologen haben bei Ausgrabungen in Aderstedt nahe Bernburg ein 6.000 Jahre altes Totenhaus entdeckt.
- Der Fund ist typisch für die Region, auch wenn das Feld bis ins 3. Jahrhundert vor Christus genutzt wurde.
- Damals wurde die Landschaft erstmals bewusst gestaltet, was bereits andere Funde in der Region gezeigt haben.
Die Überreste eines rund 6.000 Jahre alten überhügelten Totenhauses sind von Archäologen bei Aderstedt (Salzlandkreis) entdeckt worden. Die Anlage gehört zur Baalberger Kultur, benannt nach dem Erstfund in Baalberge bei Bernburg. Die Ausgrabungen erfolgten im Vorfeld des Baus der künftigen Gleichstromtrasse SüdOstLink.
Begräbnislandschaft bei Bernburg: Große Grabhügel waren weithin sichtbar
"Die trapezförmige Anlage bestand ursprünglich aus Holz und dürfte zirka zwölf Meter breit und 20 Meter lang gewesen sein", sagte Susanne Friedrich, Abteilungsleiterin Bodendenkmalpflege am Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt. "Darüber war viel Erdmaterial aufgebracht worden, sodass ein großer Grabhügel entstanden war. Zusammen mit einem etwa 100 Meter entfernt gelegenen weiteren, in gleicher Weise errichteten Monument können wir erstmals die Höhe der damaligen Grabhügel rekonstruieren."
Zusammen mit einem etwa 100 Meter entfernt gelegenen weiteren, in gleicher Weise errichteten Monument können wir erstmals die Höhe der damaligen Grabhügel rekonstruieren.
Diese Begräbnislandschaft wurde bis ins 3. Jahrtausend vor Christus, der Zeit der sogenannten Schnurkeramik-Kultur, genutzt. Am Fuß eines Grabhügels wurde bestattet. "Fünf konzentrisch angelegte Gräber der Schnurkeramik-Kultur zeigen die Position des 6.000 Jahre alten Erdhügels an, in den sie 1.500 Jahre später eingetieft worden waren", sagte die Archäologin. "Je weiter diese Gräber vom Zentrum des Grabhügels entfernt waren, umso tiefer mussten diese in den Boden eingebracht werden. Ansonsten hätten Füchse oder andere Tiere die Toten wieder aus dem Boden gescharrt."
Bei den Gräbern fällt besonders eine Doppelbestattung auf. "In der Schnurkeramischen Zeit gilt eine strenge Grabsitte: Die Toten werden in aller Regel mit Blick nach Süden niedergelegt. Das gilt auch für diese Familienbestattung, bei der die beiden Toten nicht einander zugewandt niedergelegt worden waren", sagte der örtliche Grabungsleiter Jens Markus. Den Verstorbenen war ein für damalige Zeit typisches Gefäß mitgegeben worden.
Weitere Grabhügel und Totenhäuser in der Region entdeckt
In der Zeit der Baalberger Kultur vor 6.000 Jahren wurde die Landschaft erstmals bewusst gestaltet. Die Grabhügel konnten von Weitem gesehen werden und blieben sehr lange erhalten. Immer wieder zogen über Jahrtausende hinweg solch heilige Orte die Menschen an. Und oft wurden weitere Begräbnisstellen angelegt. Eine vergleichbare Begräbnislandschaft war vor wenigen Monaten bei Magdeburg entdeckt worden. Dort hatte sich sogar ein Prozessionsweg zwischen zwei baalbergezeitlichen Grabhügeln erhalten.
Der rund 150 Kilometer lange Teilabschnitt der künftigen Stromtrasse SüdOstLink durch Sachsen-Anhalt soll noch bis 2025 archäologisch untersucht werden. Die gesamte Trasse ist rund 540 Kilometer lang und reicht von Wolmirstedt bei Magdeburg bis zum Standort Isar bei Landshut in Bayern.
dpa; MDR (Mario Köhne, Maren Wilczek, Marius Rudolph) | Erstmals veröffentlicht am 19.07.2024
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 19. Juli 2024 | 09:30 Uhr
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