Stromtrasse "Südostlink plus" Stromautobahn in Planung: Bedenken in der Börde

12. Januar 2023, 16:00 Uhr

Mit dem neuen Bauvorhaben "Südostlink plus" sollen Erdkabel von Schwerin in die Börde gelegt werden. Doch Kommunalpolitiker sind besorgt: Sie befürchten Wertverluste und schlechte Landwirtschaft. Bis 2025 können noch Einwände eingereicht werden – etwas, wovon einige der Politker Gebrauch machen werden.

Nördlich von Magdeburg laufen die Planungs-Arbeiten für eine neue Stromtrasse. Für das Vorhaben "Südostlink plus" sollen rund 240 Kilometer Erdkabel verlegt werden, um Windenergie aus der Region Schwerin zunächst in die Börde zu leiten. Für die geplante Trasse hat das Unternehmen "50 Hertz" bislang zahlreiche mögliche Leitungs-Routen veröffentlicht und diskutiert diese aktuell auf Bürger-Veranstaltungen.

Stromtrasse muss Elbe untertunneln

Laut eines Unternehmenssprechers ist für die Trassenführung entscheidend, an welcher Stelle die Elbe von Norden kommend untertunnelt werden kann. Solche Vorhaben benötigten den höchsten Aufwand. Zudem müssten zahlreiche Faktoren wie Naturschutzgebiete, Militär-Bereiche oder bereits anderweitig verplante Flächen beachtet werden. Die finale Trasse soll auf einem Korridor mit einem Kilometer Breite von Norden nach Süden verlaufen.

Der Ort der Elbe-Unterführung hätte somit maßgeblichen Anteil an der weiteren Streckenführung durch das nördliche Sachsen-Anhalt – entweder östlich oder westlich der Colbitz-Letzlinger Heide. Die dick ummantelten Erdkabel sollen dann in der Regel in rund 1,80 Metern Tiefe verlegt werden. An Straßen oder Gewässern wird tiefer gebohrt. Ein Meter der Leitungen wiegt rund 40 Kilogramm. Sie können die Leistung von etwa 1.200 bis 1.400 parallel laufenden Windrädern transportieren.

Grundstücksbesitzer befürchten Wertverlust

Grundstücksbesitzer befürchten allerdings einen Wertverlust. Denn an der Oberfläche über dem Kabelkanal entsteht laut einem Sprecher von "50 Hertz" ein acht bis zwölf Meter breiter Sperr-Streifen für die Bebauung. Landwirtschaft ist demnach im Bereich der Erdkabel aber weiter möglich.

Erste Ergebnisse einer Studie der Uni Halle lassen darauf schließen, dass sich bei Volllast die Temperatur im Wurzel-Bereich um zwei bis drei Grad Celsius erhöht. Eine Entschädigung wird gezahlt, allerdings wäre eine beschlossene Trasse für Grundstücksbesitzer auch rechtlich nur noch schwer abwendbar.

Kommunalpolitiker besorgt um Auswirkungen auf die Region

Das sind Dinge, die auch die Kommunalpolitikerinnen und -politiker umtreiben: Steffi Trittel (Parteilos), Bürgermeisterin der Gemeinde Hohe Börde, sagt, sie wolle sich in einem Schreiben an die Bundesregierung wenden und Teile der möglichen Trassenführung anfechten.

Etwa, dass zwischen Wolmirstedt und Niederndodeleben womöglich in zwei getrennten Verfahren zunächst eine freistehende Stromleitung (Südostlink) und ein Erdkabel ("Südostlink plus") gebaut werden könnte, lasse sie stutzen. "Lebensfremdes Planungsverfahren" nennt Trittel das.

Trittels Bau-Amtsleiter Rüdiger Schmidt hofft, dass bereits konkrete Pläne der Gemeinde zur Widmung von Flächen, etwa für Wohn- oder Industrie-Bebauung, Vorrang vor einer möglichen Stromtrasse finden. Man wolle eine Stellungnahme bei "50 Hertz" einreichen. Schmidt sieht die potenzielle Ertragsminderung auf den landwirtschaftlichen Flächen durch die Erdkabel kritisch.

"Landwirtschaft wäre massiv betroffen"

Tim Teßmann, CDU-Landtagsabgeordneter für den Wahlkreis Haldensleben, hält ebenfalls wenig von den Plänen: "Ich nehme das mit Sorge zur Kenntnis, was dort geplant ist. Wir pumpen bei Haldensleben Trinkwasser für die Menschen. Die Landwirtschaft wäre massiv betroffen. Das kann ich so nicht hinnehmen."

Bei Niederndodeleben im Landkreis Börde sollen die Stränge von "Südostlink plus" mit denen des Südostlink, der in Wolmirstedt beginnt, zusammengeführt und in Richtung Bayern gebaut werden. Der "Südostlink plus" wurde nach seinem Vorgänger beschlossen, als klar wurde, dass die Menge an Strom, die nach Süddeutschland transportiert werden kann, zu gering geplant war. Beide Trassen sollen in etwa die gleiche Leistung führen – in der Summe vier Gigawatt bei Voll-Auslastung.

Einwände können noch bis 2025 geäußert werden

Die Stromtrasse "Südostlink plus" befindet sich momentan in der Bundesfachplanung der Bundesnetzagentur. In dieser können sich alle potenziell betroffenen Bürger gegenüber dem Unternehmen mit Einwänden und Vorschlägen äußern.

Diese Phase soll bis 2025 abgeschlossen sein. Dann wird der Plan-Korridor für die Trasse auf einen Kilometer Breite eingegrenzt. Bis 2028 soll dann die Planfeststellung, in der sich der ursprüngliche Südostlink bereits befindet, abgeschlossen sein. 2030 soll der "Südostlink plus" ans Netz gehen, drei Jahre nach dem Südostlink.

MDR (Max Hensch)

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