Angst vor Wassermangel Wird das Wasser knapp, wenn Intel kommt?

13. Juli 2023, 12:06 Uhr

Wenn Intel in Magdeburg mit der Produktion beginnt, wird viel Wasser gebraucht. Das ist bereits klar. Wie viel Wasser genau, das ist allerdings noch ungewiss. Trotzdem sind die Wasserversorger optimistisch. Denn das Wasser könne aufbereitet werden, zudem habe Magdeburg schon früher mehr Wasser benötigt als heute.

Porträtbild eines Mannes
Bildrechte: MDR/Sebastian Mantei

Die Verträge sind unterzeichnet. Wenn die EU-Kommission der Förderung der Intel-Investition zustimmt, kann gebaut werden. Doch schon jetzt besteht die Sorge in der Region Magdeburg, dass das Wasser durch die Ansiedlung von Intel und seinen Zulieferern insgesamt knapp werden könnte. Beliefert wird der Hightech-Park, in dem Intel bauen wird, im Süden von Magdeburg mit Wasser der Trinkwasserversorgung Magdeburg (TWM).

TWM: Wasserversorgung ist gesichert

Geschäftsführer Alexander Ruhland sieht die Wasserversorgung auch künftig gesichert, wenn Intel in der Börde in die Produktion geht. Ruhland bekräftigte, dass an oberster Stelle die Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser stehe und die sei auch in Zukunft gesichert. Man müsse natürlich auch an die Trinkwasserversorgung für Einwohnerinnen und Einwohner denken, die dann zahlenmäßig wachsen werden. Darüber hinaus dürfe man auch nicht die Trinkwasserversorgung in diesem Lieferantenpark vergessen. Das Wasser werde sicher aus Colbitz kommen können, so Ruhland. "Da müssen wir die Netze verstärken an der Stelle."

Wasserverbrauch in Magdeburg war früher deutlich höher

In den 1980er-Jahren wurde im Raum Magdeburg knapp viermal so viel Wasser gefördert als es heute der Fall ist. Der Wasserverbrauch sank durch den Niedergang der Schwerindustrie. Viele Wasserwerke an der Elbe wurden aufgegeben, wie etwa das Wasserwerk Buckau in Magdeburg, das ausschließlich Brauchwasser für die Industrie förderte. Mit Intel sind solche Wasserwerke wieder denkbar. Die Kapazitäten sind da. Diese Möglichkeiten bestehen nach Aussage von Ruhland grundsätzlich heute immer noch. "Das Motto würde also lauten zurück in die Zukunft."

Intel nennt keine genauen Zahlen

Bisher ist es schwierig, den künftigen Wasserverbrauch durch die Intel-Ansiedlung zu beziffern. Ein Umstand, den auch Christian Kunz vom Bund für Umwelt- und Naturschutz Landesverband Sachsen-Anhalt (BUND) beklagt. Kunz wundert sich, dass Intel zwar genau wisse, wie hoch die Investition sein werde, aber keine Daten nennt, wie viel Wasser sie für die Produktion in den Fabriken benötigen.

Die genaue Wassermenge, die wir benötigen, ist noch nicht festgelegt.

Todd Brady, Nachhaltigkeitsmanager von Intel

Todd Brady, Nachhaltigkeitsmanager von Intel, begründet die Zurückhaltung damit, dass noch nicht alle Produktionsabläufe klar seien. Die Fabriken in Magdeburg gehören künftig zu den modernsten Werken der Intel-Produktionsstandorte weltweit. "Die genaue Wassermenge, die wir benötigen, ist noch nicht festgelegt", so Brady. Andere Faktoren befänden sich noch in der Entwicklung, und es müsse noch festgelegt werden, welche Prozesstechnologien letztendlich zum Einsatz kämen. Erst dann sei es möglich, die genaue Wassermenge zu bestimmen."

Intel-Fabrik wird viel Wasser brauchen

Fest steht aber, dass Intel viel Wasser für die Halbleiterproduktion benötigen wird und das muss gefördert werden. Für die erste Ausbaustufe dürften die Möglichkeiten des Wasserwerks in Colbitz reichen, sofern das Wasserwerk weiter ausgebaut werde. Das geht nicht ohne Investitionen. Bei weiter wachsendem Verbrauch könnte auch Wasser aus der Elbe entnommen werden. TWM-Chef Ruhland sagt, dass es Überlegungen für ein Elbwasserwerk gebe. Ein solches Elbwasserwerk könnte das Wasser direkt aus der Elbe oder aus dem Uferfiltrat fördern. Der Bau einer solchen Anlage bis hin zur Wasserförderung dauert mehrere Jahre. Stößt die Elbe in Zeiten von Niedrigwasser und Trockenheit an ihre Grenzen?

Nicht die Elbe, meint Christian Kunz vom BUND. Der Ingenieur für Wasserwirtschaft hat das anhand des Verbrauchs der Landeshauptstadt Magdeburg einmal durchgerechnet. "Wenn Intel so viel Wasser wie Magdeburg braucht, dann wären das 0,4 Kubikmeter pro Sekunde. Das klingt nicht viel. Das kann für die Elbaue ein Problem werden, für die Elbe aber nicht." Kunz macht aber auch deutlich, dass das alles nur Spekulationen sind, solange Intel keine genauen Zahlen bekannt gibt.

Benutztes Wasser soll aufbereitet werden

Doch es wird nicht nur Wasser entnommen und verbraucht. Es soll auch benutztes Wasser wiederaufbereitet werden. "Es könnte aber auch in das Grundwasser eingespeist, für künftige Jahre im Boden gespeichert oder von der Stadt in einer Vielzahl von verschiedenen Anwendungen wiederverwendet werden, einschließlich der Bewässerung von Parks und dergleichen", so Brady.

Darin sieht auch Wasserexperte Christian Kunz eine Chance. Die gereinigten Abwässer könnten an anderer Stelle wieder in die Elbaue eingebracht werden und somit Wasserverluste durch Trockenheit ausgleichen, wie etwa in den Salbker Seen im Süden Magdeburgs. "Die Seen befinden sich in einem sehr schlechten Zustand. Das Gewässer ist stark eutrop, nährstoffreich. Das führt zu Sauerstoffarmut und lässt die Fische im Sommer mit dem Bauch nach oben schwimmen." Wenn man beispielsweise das Abwasser in der entsprechenden Qualität in dieses Gewässer einleiten würde, könne man dafür sorgen, dass der See über das ganze Jahr eine deutlich bessere Qualität hat.

Die Trinkwasserversorgung Magdeburg ist nach eigenen Aussagen der Herausforderung gewachsen und trifft weitere Maßnahmen, um auch in Zeiten des Klimawandels genügend Wasser für die Bevölkerung und die Intel-Ansiedlung bereitzustellen.

Mehr zur Intel-Ansiedlung in Magdeburg

MDR (Sebastian Mantei, Annekathrin Queck, Max Schörm)

Dieses Thema im Programm: SACHSEN-ANHALT HEUTE | 11. Juli 2023 | 19:00 Uhr

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