U18-Wahl in Sachsen-Anhalt Eine Wahl für Kinder und Jugendliche
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04. März 2016, 19:45 Uhr
Neun Tage vor der offiziellen Landtagswahl haben Kinder und Jugendliche in ganz Sachsen-Anhalt ihren Landtag bereits gewählt. Bei der U18-Wahl gaben sie in nahezu 50 Wahllokalen ihre Stimmen ab. Die Ziele der etwas anderen Wahl sind klar: Kinder und Jugendliche sollen verstehen, wie Politik funktioniert - und lernen, Unterschiede in Parteiprogrammen zu erkennen. MDR SACHSEN-ANHALT hat sich in einem Wahllokal in Magdeburg umgesehen.
Für Anton Lasse ist es eine Premiere. Freitagnachmittag, Eine-Welt-Haus in Magdeburg: Auf dem Fußboden wird gespielt, aus den Lautsprechern tönt Musik aus den Charts und hinten in der Ecke des Raums stehen zwei Wahlkabinen. In einer von ihnen sitzt Anton Lasse, in der Hand einen Stimmzettel - zum ersten Mal in seinem Leben. Denn: Der junge Magdeburger ist gerade einmal acht Jahre alt.
Bei der etwas anderen Landtagswahl, die an diesem Nachmittag im Eine-Welt-Haus stattfindet, ist das nichts Besonderes. Hier darf nur wählen, wer noch nicht 18 Jahre alt ist. Nicht ohne Grund trägt diese Abstimmung den Namen U18-Wahl. Und wie bei einer Landtagswahl üblich, sind alle wahlberechtigten Sachsen-Anhalter auch hier aufgefordert, ihre Stimme abzugeben. Nur, dass die Wahlberechtigten hier ein wesentlich niedrigeres Durchschnittsalter haben. Nahezu 50 Wahllokale gibt es neun Tage vor der offiziellen Wahl. Das Magdeburger Eine-Welt-Haus ist eines von ihnen.
"Ausländer willkommen heißen"
Hier sorgen Freiwillige dafür, dass alles rund läuft - und dass die jungen Wähler im besten Fall ein bisschen mehr Wissen über Politik und diejenigen, die sie gestalten, mit nach Hause nehmen. Anton Lasse hat jedenfalls schon ganz konkrete Vorstellungen, was ein Politiker tun muss, damit er die Stimme des Achtjährigen bekommt. "Er muss Ausländer willkommen heißen", sagt er, "und neue Flüchtlingsheime bauen, damit auch alle untergebracht werden können." Und der Naturschutz, der ist ihm auch ein Anliegen.
Bevor Anton Lasse sich für eine Partei entscheidet, schaut er sich auf einer Liste noch mal an, welche Standpunkte die Parteien in Sachsen-Anhalt bei bestimmten Themen vertreten. Und dann geht es auch schon los. Anton Lasse wählt im Wahlkreis 11. Kristine Istomina, eine der Freiwilligen, erklärt dem Achtjährigen den Wahlzettel. Dann verlässt sie die Kabine - schließlich ist auch die U18-Wahl geheim. "Er hat mir aber schon verraten, wo er seine Kreuze setzen wird", sagt Istomina und lacht.
Den Stimmzettel gefaltet, in die Wahlurne geworfen und dann war es das auch schon für Anton Lasse. Peggy Meister lächelt stolz zu ihrem Sohn. Immer, wenn die Magdeburgerin wählen geht, nimmt sie ihre Kinder mit ins Wahllokal. "Da hat Anton Lasse schon gefragt, warum er nicht auch wählen darf", sagt die Mutter. Als die dann in der Zeitung von der U18-Wahl gelesen habe, sei schnell der Entschluss gefallen, daran teilzunehmen.
"Es ist schön, dass die Kinder hier selbst entscheiden dürfen. Ich bin der Meinung, man sollte so früh wie möglich etwas für das Demokratieverständnis tun", sagt Peggy Meister. Ihr Sohn spielt derweil mit seiner Schwester Karten - und zur Tür kommen die nächsten U18-Wähler herein.