Vereinsleben und Corona Sachsen-Anhalt braucht dringend Rettungsschwimmer-Nachwuchs

23. Januar 2022, 17:56 Uhr

In Sachsen-Anhalt fehlt den Rettungsschwimmern der Nachwuchs – und auch das hat maßgeblich mit der Corona-Pandemie zu tun, wie MDR SACHSEN-ANHALT in einem Schwerpunkt zur Lage der Vereine erfahren hat. Ein Ausbilder der Wasserwacht Burg erzählt über die prekäre Lage in seinem Verein.

Maximilian Fürstenberg
Bildrechte: MDR/Luca Deutschländer

Rettungsschwimmer und Sachsen-Anhalt sind zwei Wörter, die erstmal schwer zusammenzubringen sind. Das Bundesland hat aber genug Badeseen und Schwimmbäder, an denen eine Aufsicht gebraucht wird – und von denen gibt es viel zu wenig.

Das Problem: Durch die Corona-Pandemie ist die Nachwuchsförderung stark zusammengebrochen, sagt René Ostheeren MDR SACHSEN-ANHALT. Er ist Ausbildungsbeauftragter des Deutschen Rotes Kreuzes (DRK) Wasserwacht Burg und unter anderem für die Kinder und Jugendlichen zuständig.

Nachwuchs ist wichtig und notwendig

Im Prinzip kann jeder zum Training kommen, der schwimmen kann und acht Jahre alt ist. "Das Fördern des Nachwuchses ist wichtig", sagt er, "denn es gibt leider immer weniger Rettungsschwimmer". Die Seen im Jerichower Land seien kaum noch bewacht, so Ostheeren.

Stopp and Go beim Training

Als Corona im Frühjahr 2020 zum ersten Mal das Leben in Sachsen-Anhalt lahmlegte, war das auch mit einem allgemeinen Trainingsstopp für die Rettungsschwimmer verbunden, erinnert sich der Ausbilder. Ab der dritten Corona-Schutzverordnung war ein Training wieder möglich, aber auch nur im Sommer im Freiwasser, erinnert er sich weiter. Parallel dazu wird die Schwimmhalle, in der normalerweise trainiert wird, saniert. Der Jugendbetrieb sei so immer weiter "hinten heruntergefallen".

Nur mit Onlineschulungen kriegt man die Kinder nicht ins Element Wasser, sodass sie sicherer schwimmen lernen.

René Ostheeren Deutsches Rotes Kreuz

Laut René Ostheeren ist die aktuelle Beteiligung am Training wegen Corona rückläufig. Das habe mit dem Home-Schooling angefangen, sagt er. Viele Jugendliche hätten nicht auch noch Lust, nach der Schule eine weitere Stunde am Computer "Rettungsschwimmen" zu machen. Auch seien die Internetverbindungen auf dem Land nicht die besten, fügt er hinzu. Der Verein hat nun einen Mitgliederschwund von zehn bis 15 Prozent zu verzeichnen.

Andere Sportvereine haben auch Verluste

So wie der DRK Wasserwacht Burg geht es auch anderen Sportvereinen: Laut Landessportbund Sachsen-Anhalt (LSB) sind aktuell 346.200 Mitglieder in mehr als 3.000 Sportvereinen im LSB organisiert. Ein Jahr zuvor waren es noch knapp 11.000 Mitglieder mehr.

Mehr als die Hälfte der fehlenden Mitglieder sind Kinder und Jugendliche bis zum Alter von 18 Jahren – das sind knapp 6.000 Mitglieder, die Nachwuchs hätten sein können.

Aktive Rettungsschwimmer zu alt

Zurück zu den aktiven Rettungsschwimmern: Die werden, so offensichtlich es ist, jedes Jahr ein Jahr älter. Dadurch, dass kaum Nachwuchs da ist, stehen laut René Ostheeren noch Frauen und Männer im Alter von 65 Jahren am Beckenrand. Die haben zwar Erfahrung, sagt er, aber es sollte irgendwann auch einmal der Staffelstab übergeben werden.

Man konnte sonst die Jugendlichen mal mitnehmen, sodass sie das Training kennenlernen konnten.

René Ostheeren Deutsches Rotes Kreuz

Der Ausbilder erklärt sich das so: Besonders die 14-16-Jährigen sind durch Corona stark aus dem Vereinsbetrieb weggebrochen. Ihm zufolge, ist das das Alter, wo die Jugendgruppen langsam bei den Erwachsenen reinschnuppern. Doch es gebe fast niemanden, der aktuell zum Schnuppern kommen könnte.

Die Hoffnung bleibt

René Ostheeren hofft, dass ihm wenigstens die aktiven Mitglieder weiterhin erhalten bleiben und der ein oder andere wieder zurückkommt. Ab März legen sie zumindest wieder los – dann in neuer Trainingsstätte.

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MDR (Maximilian Fürstenberg)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT - Das Radio wie wir | 23. Januar 2022 | 08:00 Uhr

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