Magischer Realismus Quedlinburg: Ausstellung über Theodor Lux Feininger eröffnet
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30. September 2024, 09:25 Uhr
Am Samstag hat das Feininger-Museum in Quedlinburg eine Ausstellung über das Werk Theodor Lux Feiningers eröffnet. Unter dem Titel "Magic Moments" werden 70 Gemälde und Grafiken aus dem umfangreichen Lebenswerk des Künstlers ausgestellt. Die Bilder des wandlungsfähigen Malers sind bis zum 13. Januar 2025 sehen.
- Eine Sonderausstellung im Quedlinburger Feininger-Museum widmet sich Theodor Lux Feininger – dem Sohn des berühmten Expressionisten Lyonel Feininger.
- Theodor Lux Feininger erfand sich oft neu und malte mit Vorliebe traumhaft anmutende Motive im Stil des Magischen Realismus.
- Dabei versuchte Feininger stets, sich künstlerisch von seinem bekannten Vater abzugrenzen.
Das Feininger-Museum in Quedlinburg hat am Samstag eine Sonderausstellung über das Werk von Theodor Lux Feininger eröffnet. Unter dem Titel "Magic Moments" zeigt die Schau 70 Gemälde und Grafiken des Künstlers. Es ist ein Querschnitt durch ein äußerst umfangreiches Lebenswerk, schließlich wurde Feininger auch 101 Jahre alt. Und: Der deutsch-amerikanische Künstler bewegte sich zwischen verschiedenen Welten und Kulturen.
Es ist eine Schau im Rahmen des Kooperationsprojekts "T. Lux Feininger – Moderne Romantik". Beteiligt sind die Stiftung Bauhaus Dessau, das Angermuseum Erfurt und das Kunstmuseum Ahrenshoop. Neben der aktuellen Sonderausstellung widmet sich das Feininger-Museum mit einer Dauerausstellung Lyonel Feininger, dem Vater Theodor Lux Feiningers.
Popsong aus den 1950er-Jahren steht Pate
Der Song "Magic Moments" von US-Popsänger Perry Como steht Pate und gibt den Titel für diese Ausstellung. Ein Lied, das den Besucher in die Zeit von Theodor Lux Feininger abtauchen lässt. 1910 in Deutschland geboren lernte er noch das Bauhaus Dessau kennen, bis die Familie 1936 in die USA emigrieren musste, wo der Hauptteil seines vielfältigen, aber weniger bekannten Werkes entstand.
Für Adina Christine Rösch, Direktorin des Feininger-Museums, ist der Sohn Lyonel Feiningers gerade interessant, weil er sich künstlerisch von seinem berühmten Vater abhebt: "Ich sage jetzt mal ganz banal, wo Lyonel sehr spitz war, ist T. Lux eher rund, romantisch, rhythmisierend. Also ein ganz spannender Künstler, der es wirklich verdient hat, dass man auch nur auf ihn das Spotlight richtet."
Und genau das versucht das Feininger-Museum auch mit der Gestaltung der Schau. Die Werke sind drapiert auf dunklen, blaulila Wänden mit Texten in großen goldenen Lettern. So bekommen sie einen magisch anheimelnden Rahmen. Dadurch passe Perry Comos "Magic Moments" besonders gut zur Ausstellung, sagt Adina Christine Rösch. "Das ist ja immer dieser berühmte Magic Moment, wenn man etwas sieht und einem dann das Herz aufgeht. Das kann romantisch sein, das kann ein Gegenstand, ein Ort sein", erläutert die Museumschefin.
Traumbilder von fliegenden Schweinen
T. Lux Feininger selbst nannte seine Werke Traumbilder, denn sie erwuchsen aus Realem genauso wie aus Fantastischem oder Imaginärem. Deutlich wird dies schon in seinen frühen Arbeiten, die teils noch am Bauhaus entstanden sind und literarische Geschichten als Vorlage hatten, so Museumsdirektorin Rösch: "Da sehen Sie von Chesterton einen Fallschirmspringer. Der Ballon ist tatsächlich ein Schwein. Es ist wirklich sehr, sehr lustig. T. Lux hatte einen sehr feinen, manchmal auch sehr scharfsinnigen Humor."
Neben fliegenden Schweinen widmete er sich auch anderen, unwirklich anmutenden Landschaften oder rauen, aber farblich strahlenden, Straßenszenen. Ein Beispiel: "New Yorker Taxi" von 1948. "Wir sehen ein Taxi in seinen typischen knalligen New Yorker Farben mit sehr viel Gelb. Es ist eine Straßenszene zu sehen, mit Fenstern im Hintergrund und zwei schönen Frauen, die vor diesem Taxi entlanglaufen", so beschreibt Adina Christine Rösch das Bild. "Es ist eine typische New Yorker Szene."
Der Schatten des berühmten Vaters
In den 70 Gemälden und Grafiken spiegeln sich ganz unterschiedliche Stile wider: Expressionismus, Kubismus, vor allem aber Magischer Realismus. Immer wieder habe Feininger sich neu erfunden, sagt Rösch und verweist auf seine Autobiografie "Zwei Welten: Mein Künstlerleben zwischen Bauhaus und Amerika", in der man dies nachlesen kann. Auch in den Ausstellungstexten wird das Buch zitiert. Zum Beispiel wird sein gespaltenes Verhältnis zum berühmten Vater thematisiert. Seine Werke signierte der Maler nämlich stets mit "T. Lux" und nicht mit "Feininger".
Gleichzeitig teilte er mit ihm seine Vorliebe für Schiffe, die er aber immer anders darstellte. "Wenn wir uns bei 'Einfahrt nach Havanna' die Wellen anschauen, so hätte Lyonel Feininger das niemals gemalt. Da ist eine gewisse Rhythmisierung bei T. Lux dabei", erläuert Museumsdirektorin Rösch. Ein eigener Stil, der ins Auge sticht: "Es ist was Weiches dabei. Wir haben diese Rückenfiguren, die sehnsüchtig auf dieses Schiff schauen, was da angefahren kommt."
Es ist ein absolutes Frühwerk. Das Besondere: Das Gemälde ist durch Zufall über einen Privatmann ins Museum gekommen und Conrad Feininger, der Sohn von T. Lux, konnte dem Bild eine Vorzeichnung hinzufügen, so dass nun beides nebeneinander zu sehen ist.
Frauenbildnisse im Fokus
Daneben gibt es aber auch afrikanische Landschaften und etliche Tiere – zum Beispiel ein Erdferkel. "Er hat anhand von Brehms Tierleben zu seinem Privatvergnügen verschiedene Tierdarstellungen geschaffen, kleinere Aquarelle, auch Gemälde. Es war nicht für den Kommerz, sondern nur für ihn." Und später habe er die Tierbilder, so Adina Christine Rösch, auch für den Unterricht während seiner Lehrtätigkeit benutzt.
Ganz besonderen Fokus legt man in Quedlinburg aber auf seine Frauenbildnisse. Darunter seien nicht nur Frauen, die ihm nahestanden, sagt Adina Christine Rösch, sondern auch zufällige Begegnungen. "Wir haben auch diverse Frauendarstellungen, also aus seinem Umfeld, was er so auf der Straße erlebt hat, hier eben auch das Mädchen im goldenen Regenmantel."
Varieté, Traum, Liebe – immer wieder muss man bei der Ausstellung in Quedlinburg an die titelgebenden "Magic Moments" denken.
Mehr Informationen:
"Magic Moments"
im Rahmen des Kooperationsprojekts "T. Lux Feininger – Moderne Romantik"
29. September 2024 bis 13. Januar 2025
Öffnungszeiten
Mittwoch bis Montag und Feiertage | 10–18 Uhr
Dienstag | geschlossen
Adresse
Museum Lyonel Feininger
Schlossberg 11
06484 Quedlinburg
Mehr Informationen zur Ausstellung finden Sie hier.
(Redaktionelle Bearbeitung: tis)
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 28. September 2024 | 14:15 Uhr