Neue Ausstellung Private Einblicke: Familie Feininger in Dessau

• In Dessau werden erstmals künstlerische Arbeiten der gesamten Familie des Bauhaus-Meisters Lyonel Feininger gezeigt.
• Die Ausstellung ist im Haus Feininger zu sehen, einem der berühmten von Walter Gropius entworfenen Meisterhäuser.
• Besonders Lyonels Sohn T. Lux Feininger dokumentierte das Leben am Bauhaus mit zahlreichen Fotografien.

Das Meisterhaus – da steht es: groß, weiß und eckig. Drinnen ist es erstaunlich verwinkelt. Die neue Ausstellung bietet in fast jedem Raum etwas Überraschendes für die Besucher, darunter viele erste Male. Erstmals werden künstlerische Arbeiten der Familie Feininger gezeigt, erzählt Torsten Blume, Kurator und künsterische Mitarbeiter des Bauhauses: "Wir haben zum ersten Mal Skulpturen von T. Lux Feininger aus Holz oder Arbeiten von Julia Feininger, die seit 1912 nicht nicht mehr ausgestellt worden sind."

Außerdem wurden Möbel von Andreas Feininger, die dieser für das Meisterhaus in den 1920er-Jahren entworfen hat, für die Ausstellung reproduziert. Ebenso gezeigt werden Fotos von Spielzeugen, die Julia Feininger für Kinder befreundeter Familien gestaltet hatte. Zudem sind noch nie ausgestellte Masken von T. Lux Feininger zu sehen.

Der Bauhaus-Meister Lyonel Feininger hat in dem Haus, in dem nun die Ausstellung zu sehen ist, mit seiner Frau Julia und seinen drei Söhnen Andreas, Laurence und Theodore Lukas gelebt. Auch Lore, Lyonels Tochter aus erster Ehe, und Gertrud, die 1933 Sohn Andreas heiratete, wohnten in dem von Walter Gropius entworfenen Meisterhaus.

Die Familie von Bauhaus-Meister Lyonel Feininger lebte von 1926 bis 1933 in dem von Walter Gropius entworfenem Meisterhaus. Bildrechte: Anne Sailer

Alle Familienmitglieder waren künstlerlisch tätig – das zeigt die Ausstellung. Damit möchte Kurator Torsten Blume mit dem Mythos des großen einsamen Künstlers Lyonel Feininger aufräumen. Dieser habe beispielsweise seine Kinder inspiriert: "Lyonel Feininger hat seit den 1920er-Jahren komponiert, insbesondere Fugen nach dem Vorbild von Johann Sebastian Bach. Damit hat er vor allen Dingen den mittleren Sohn, Laurence Feininger, angesteckt, der nach ersten Versuchen, Maler oder Architekt zu werden, sich entschied, Musiker zu werden."

Für die Ausstellung in Dessau wurden Reproduktionen von Möbeln angefertigt, die Andreas Feininger 1925/26 für das Esszimmer entworfen hat. Bildrechte: Anne Sailer

Feiningers Frau blühte in Dessau regelrecht auf. Während ihr Mann an die Ostsee fuhr, besuchte sie Feste und tobte sich auch künstlerisch aus, malte und baute Spielzeug. In der Ausstellung sind einige ihrer Bühnenpuppen als Reproduktionen zu sehen. Eine Premiere sind die eigens für die Ausstellung rekonstruierten Bühnenmasken T. Lux Feiningers. Es handelt sich um drei Masken, die er "für verschiedene Performances der Bauhaus-Bühnenwerkstatt entworfen und gestaltet hat", erzählt der Kurator.

Eigens für die Ausstellung am Bauhaus Dessau wurden Bühnenmasken T. Lux Feiningers rekonstruiert. Bildrechte: Anne Sailer

T. Lux Feininger wird zum Chronisten einer Zeit, die in Vergessenheit geraten ist. Sind die Eltern aus dem Haus, feiert der 1910 geborene Feininger-Sohn wilde Feste mit seinen Bauhaus-Freunden in der heutigen Ebertallee 63 in Dessau. Viele ausgelassene Schnappschüsse zeigen das. Immer wieder steigt er auch auf das Dach des Hauses. Sein Sohn Conrad, der die Ausstellung schon gesehen hat, ist gerührt. "Ich fühle ihn, vor allem als wir aufs Dach des Hauses gestiegen sind". Sein Vater und dessen Freunde hätten das Haus wie einen großen Spielplatz genutzt, erzählt er.

Die Ausstellung zeigt Fotos von T. Lux Feininger, der den Alltag seiner Familie im Dessauer Haus Feininger dokumentierte. Bildrechte: Anne Sailer

In der Ausstellung "T. Lux und seine Bauhausfamilie" stehen in einem kleinen Zimmer auch ein runder Tisch und eine Anrichte. Schwarz-Weiß-Fotografien zeigen, dass sie auch vor rund 100 Jahren da so standen. Auf Monitoren im ganzen Haus laufen Filme über die einzelnen Familienmitglieder. Die Schau wirft einen sehr privaten Blick auf eine künstlerische, aber auch ganz normale Familie.

Redaktionelle Bearbeitung: vp