Preview MDR-Film in Schierke Warum die Brockenbahn für viele Menschen so besonders ist

11. September 2021, 15:28 Uhr

Die Preview eines MDR-Films zur Brockenbahn in Schierke hat viele Menschen berührt – und gemeinsam einen Ausschnitt Zeitgeschichte betrachten lassen. Bei der Premiere des MDR-Films war auch Intendantin Karola Wille dabei. Sie meint, genau solche Dialoge brauche die Gesellschaft.

Das Gemurmel erstirbt, die Leinwand beginnt zu leuchten, Aufregung liegt in der Luft. Mehr als 60 Menschen sind zur MDR–Preview des Films "Mit Volldampf auf den "Berg der Deutschen" – Die Brockenbahn" in die Schierker Feuersteinarena gekommen, um gemeinsam ein Stück Zeitgeschichte anzusehen. Ob Touristen, Naturschützer, Lokführer, Eisenbahnfans oder gar Menschen, die die Wiedervereinigung auf dem Brocken erlebten: Sie alle haben ganz eigene Bezüge zu dieser besonderen Bahn, die schon seit 1899 Menschen auf den Brocken bewegt.

Der Film über die Brockenbahn zum selbst anschauen:

Die Brockenbahn 45 min
Die Wachsenburg. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Unter den Zuschauern ist auch Dirk-Uwe Günther. Er ist seit vielen Jahren Lokführer bei der Brockenbahn, Protagonist in dem Film und kämpfte große Teile seines Lebens für den Erhalt der Bahn. Von außen wirkt Günther auf den ersten Blick wie ein Mann, der lieber zupackt und mal einen derben Witz reißt, als große Worte verliert. Aber während der Film anfängt und die ersten Szenen mit der Bahn über die Leinwand flimmern, sieht man ihm deutlich an, wie bewegt er ist.

Die Geschichte der Bahn ist eine Geschichte der Region

Kurz vor dem 15. September, dem Tag, an dem die Brockenbahn nach der Teilung 30 Jahre lang wieder nach oben auf den Gipfel schnaufen darf, sieht man im Film noch einmal einen Abriss der langen Geschichte der Bahn. Die Anfänge und ersten Schritte des Eisenbahnbetriebs, die plötzliche Teilung und das Aus für den Verkehr, die Wiedervereinigung und die erste Fahrt auf den Gipfel. Der Brocken und seine Bahn als Sehnsuchtsort, als Ort der Teilung, als Ort der Einheit, als Ort der Freiheit.

Günther erlebt all das noch einmal beim Zuschauen. Die Auseinandersetzungen mit den Naturschützern um die Zukunft der Brockenbahn, die Veränderungen des Harzes und das Sterben der Bäume, die neue Generation, die den Brocken auf ihre ganz eigene Weise entdeckt.

Auch das Publikum ist immer wieder sichtlich bewegt. An vielen Stellen wird gelacht, an anderen geschluckt. Als die erste Fahrt nach dem Fall des Grenzzauns gezeigt wird, die Plakate "Die Erstbesteiger grüßen die Erstbefahrer", haben einige eine Träne im Augenwinkel. Man spürt deutlich, wie sehr vielen Menschen hier ihre Region am Herzen liegt. Darin sind sie, trotz unterschiedlicher Ansichten und Ansätze, miteinander verbunden. Viele von ihnen haben Jahre ihres Lebens in die Entwicklung der Gegend gesteckt. Ob jung oder alt, Ost oder West, der Brocken und seine Geschichte haben unzählige Menschen geprägt.

Die Brockenbahn hat für viele Menschen eine große Bedeutung

Dirk-Uwe Günther, der sich über Jahrzehnte hinweg im Streit mit Friedhart Knolle, Umweltschützer und Sprecher des Nationalparks Harz befindet, drückt direkt nach dem Film trotz der unterschiedlichen Meinungen in wenige Worten Anerkennung und Respekt aus. Günther erklärt nachfolgend im Interview: "All die Jahre so kompakt und gut zusammengefasst zu sehen, das alles noch einmal mitzuerleben, auch den Knolle von damals nochmal zu sehen: Das hat mich sehr bewegt. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie wir damals miteinander gesprochen haben. Der Bundestag ist ein Witz dagegen. Und jetzt schauen Sie mal, was hier alles entstanden ist."

Gemeinsamer Austausch und Dialog bewegen

Doch nicht nur bei Dirk-Uwe Günther ist zu spüren, wie sehr Austausch und Diaolog zu Verständnis und Gemeinschaft beitragen können. Neben vielen Protagonistinnen und Protagonisten aus dem Film sind unter anderem Karola Wille, Intendantin des MDR, und Anja Walczak, Autorin des Films anwesend. Viele Anwesende nutzen die Gelegenheit, um ganz direkt mit ihnen in Austausch zu treten.

Einige schildern ihre Erinnerungen und Eindrücke, bedanken sich für den Film und die respektvolle und vielschichtige Arbeit oder drücken aus, sich gewertschätzt zu fühlen. Anja Walczak erzählt, wie wertvoll sie diese direkten Rückmeldungen findet und bedankt sich bei allen Beteiligten und besonders bei den Protagonisten für ihr Vertrauen. "Mir fällt ein riesen Stein vom Herzen. Es ist so schön, wenn man merkt, dass das so ankommt, wie man es gewollt hat und dass man nicht so völlig daneben lag", erklärt sie.

Neben dem Film geht es in den Gesprächen aber auch um den MDR als solches. Manche äußerten etwa den Wunsch, dass die Umweltthemen positiver dargestellt werden. Karola Wille hört den Menschen aufmerksam zu, lauscht Anregungen, Lob und Kritik und erklärt bestimmte Vorgehensweisen. Sie genießt die Gespräche mit den Menschen und erzählt danach, in einigen Momenten mit den Protagonisten habe sie richtig Gänsehaut gehabt. Auch ein Gespräch mit einer Familie aus Niedersachsen beeindruckte sie sehr. "Hier in der Region am Brocken erlebt man tatsächlich gelebte Wiedervereinigung", stellte sie zum Ende des Abends fest und betonte:

Wenn man auf diese Weise ins Gespräch kommt, das ist was richtig schönes. Eine Gesellschaft, die lebendig ist, die miteinander spricht, das ist gerade in den heutigen Zeiten wichtig.

Karola Wille, MDR Intendantin

Verschiedene Wünsche und Freude über die Zusammenkunft

Tobias Kascha, der für die Schierker Feuersteinarena verantwortlich ist, ist von dem Abend begeistert. "Es ist total wichtig, dass Menschen sich auf diese Weise austauschen, auch über unsere Region. Das fördert den Zusammenhalt und ermöglicht auch, über Neues nachzudenken. Hoffentlich gibt es das bald wieder!"

Karola Wille sagt: "Es ist gut, dass die Coronazeit hoffentlich langsam vorbei geht, und dass wir solche Veranstaltungen wieder öfter machen können. Meine nächste Station ist in Klingenthal. Ich freue mich auf all diese Abende!"

Wer den bei der Preview gezeigten Film "Mit Volldampf auf den "Berg der Deutschen" - Die Brockenbahn" (14. September 21:00 im MDR) oder den bisher nur in Ausschnitte vorgeführten Film "Unterwegs mit der Brockenbahn" (11. September um 18.15 im MDR) schon gerne vor der Fernsehausstrahlung sehen möchte, findet beide Filme online in der Mediathek.

Über den Autor Leonard Schubert arbeitet seit Februar 2020 für MDR SACHSEN-ANHALT. Seine Interessensschwerpunkte sind Politik, Umwelt und Gesellschaft. Erste journalistische Erfahrungen sammelte er beim Charles Coleman Verlag, für das Outdoormagazin Walden und beim ZDF.

Nebenher arbeitet er an seinem Masterabschluss in Friedens- und Konfliktforschung. Über den Umweg Leipzig kam der gebürtige Kölner 2016 nach Magdeburg, wo er besonders gern im Stadtpark unterwegs ist. In seiner Freizeit steht er mit großer Leidenschaft auf den Poetryslambühnen Sachsen-Anhalts oder sitzt mit einem Eisbärbier am Lagerfeuer, irgendwo in Skandinavien.

MDR/Leonard Schubert

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | 14. September 2021 | 21:00 Uhr

404 Not Found

Not Found

The requested URL /api/v1/talk/includes/html/46513c29-43eb-4daa-a349-98b64532aed9 was not found on this server.

Mehr aus dem Harz

Harzbad 3 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Mehr aus Sachsen-Anhalt