Osterwieck (Landkreis Harz) liegt an der Ilse. Zur Einheitsgemeinde gehören insgesamt 20 Orte. Einige grenzen direkt an Niedersachsen. Früher hatte fast jedes Dorf einen Kindergarten. Doch diese Struktur zu erhalten, ist teuer. Zu teuer. Osterwieck organisiert die Kinderbetreuung neu. Die Folge: Elternprotest. In Bühne beispielsweise hängen Transparente gegen ein Kita-Aus.

Gerade dauert's etwas länger, wenn die Eltern ihre Kinder aus der Kita "Ilsespatzen" holen. Steht die Kita wirklich vor dem Aus? Es gibt kaum ein anderes Thema. Das kleine Fachwerkhaus mit großem Bild und Spielzeugfeuerwehr ist für die Kinder ein Stück Familie, sagen Eltern und Großeltern.

Die Mutter Julia Schröder wird deutlich: "Das ist unter aller Sau! Unsere Kinder sind die Zukunft und ich finde es nicht gut, dass Schulen und Kindergärten geschlossen werden. So hätte man sagen können: Das ist alles hier im Dorf. Das funktioniert dann nicht mehr."

Und ihre Mutter Iris Mennigke befürchtet noch weitreichendere Folgen: "Es sind ja auch viele junge Familien in letzter Zeit hierhergezogen, die begeistert waren. Und auf einmal soll hier alles dicht gemacht werden." Bühne sterbe irgendwann aus, beklagt sich Mennigke weiter. Es sei nichts mehr los, wenn die Grundschule dicht macht, der Kindergarten hat zu.

Sie verweist auf ein weiteres Problem: die Kita Bühne läuft. In Osterwieck aber, sieben Minuten Autofahrt entfernt, habe eine Kita ein "Schimmelproblem". Eine weitere, so Iris Mennigke, sei eine Ruine und soll ganz neu entstehen. Sie verstehe das nicht. Hinzu kommt: Auch die Grundschule in Bühne habe schlechte Chancen auf dauerhaften Weiterbetrieb.

Osterwiecks Hauptamtsleiter Peter Eisemann hält die Fakten dagegen: Die Einheitsgemeinde schreibt große Verluste mit ihren 13 Kindertagesstätten. Seit 2020 seien sie auf rund zwei Millionen Euro angestiegen. Dazu kämen Investitionen von rund einer Million Euro, die für den Erhalt nötig sind. Osterwieck wolle und müsse dieses Loch stopfen, erklärt Eisemann.

Denn die Kosten steigen weiter, die Auslastung sei mit 60 Prozent zu gering. Und die Aussichten stehen schlecht: Osterwieck habe mit 52 Kindern die niedrigste Geburtenzahl seit der Wende. Und angesichts der immer weiter sinkenden Geburtenzahlen sei der Erhalt von allen Kitas der Einheitsgemeinde nicht sinnvoll, so der Hauptamtsleiter.

Aber Eisemann stellt auch klar: Die "Ilsespatzen" in Bühne stehen im Moment gar nicht vor dem Aus. Es gebe dafür derzeit keinen Beschluss und die Entscheidung liege auch nicht bei der Verwaltung, sondern den Bürgervertretungen. Die Ortschaftsräte und am Ende der Stadtrat müssten das im Jahresverlauf klären.

Genau in dieser Phase werden die Eltern aus Bühne jetzt aktiv. Sie haben Transparente gegen das Kita-Aus rausgehängt. Sie sprechen andere Eltern an, werben für ihre kleine Kita, wollen mehr Kinder nach Bühne holen. Und sie wollen laut werden, ihre Chance nutzen – und sei sie noch so klein. Denise Gallus spricht für alle Eltern, als sie sagt:  "Dass sich was ändern, dass gespart werden muss, ist auch den Eltern klar. Aber so?"

Die zweifache Mutter Janine Timme zweifelt: "Klar kostet das was. Die Frage ist nur, ob man immer an der Stelle den roten Stift ansetzen sollte." Ein Wechsel bedeute für die Kinder, sich umzugewöhnen. Ob das so sinnvoll sei?

Am 4. Februar tagt der Sozialausschuss von Osterwieck, die Eltern aus Bühne wollen sich dort deutlich bemerkbar machen. Denise Gallus sagt: "Ich spreche im Namen aller Eltern, dass es vielleicht das Wichtigste wäre, dass man laut wird."