Schulleitung ausgezeichnet Deutscher Lehrkräftepreis geht nach Wernigerode

08. Mai 2023, 15:57 Uhr

Der Deutsche Lehrkräftepreis geht in diesem Jahr unter anderem in den Harz, genauer an die Freie Grundschule in Wernigerode. Die Schulleitung wurde in der Sonderkategorie "Kulturelle Bildung" ausgezeichnet. Was die Schule so besonders macht.

Durch den Musiksaal der Freien Grundschule Wernigerode klingt erst eine leichte Klaviermelodie, dann kommen Cello, Kontrabass und Flöten dazu. Mehr als 20 Schülerinnen und Schüler der dritten Klasse haben sich auf der Orchestertreppe aufgereiht, um ihr neuestes Stück zu üben: "Der Traumzauberbaum".

Am Klavier sitzt Musiklehrerin Simone Drebenstedt. Sie spielt, sie dirigiert, sie korrigiert die eine oder andere falsche Note. "Und nochmal von vorn", ruft sie der Klasse zu, dann tanzen ihre Finger wieder über die Tasten. Erst im vergangenen Jahr hat sie mit 50 Schülerinnen und Schülern, Kollegen, Helferinnen und Eltern ein gewaltiges Musikprojekt auf die Beine gestellt: "Mensch – Beethoven!", ein Musiktheaterstück, das sie vor insgesamt 1.500 Gästen aufgeführt haben.

Für Musikprojekte wie dieses ist die Grundschule bekannt – und auch deshalb haben die Musiklehrerin und ihr Kollegium die Schulleitung für den Deutschen Lehrkräftepreis nominiert. "Die Schulleitung fördert alle Ideen, die wir Lehrer so haben", sagt Simone Drebenstedt am Klavier. "Egal ob Sport oder Mathe, Deutsch, Musik. Wir sind ein tolles Team und das zeigt sich besonders bei den Projekten." Die Englischlehrerin schminkt die Kinder, andere schneidern die Kostüme oder bauen Bühnenbilder.

Schule erhält Preis für "Kulturelle Bildung"

Und am Montagmittag dann die große Freude: Schulleiterin Andrea Probst und Hortleiterin Monika Heinemann stehen in Berlin auf der großen Bühne und nehmen den Preis der Heraeus Bildungsstiftung und des Deutschen Philologenverbands entgegen. In der Kategorie "Vorbildliche Schulleitung" werden sie mit dem Sonderpreis "Kulturelle Bildung" ausgezeichnet. Die großen Musikprojekte waren ein Argument für die Jury. So förderten diese die "Eigenverantwortlichkeit der Schüler (...) und den Gemeinschaftsgeist positiv", heißt es in der Begründung.

Das können auch die Kids der dritten Klasse bestätigen. "Also vor dem Projekt waren wir nicht ein richtiges Team", sagt Sophia, während sie auf der Orchestertreppe sitzt. "Aber bei dem Projekt haben wir gelernt, zusammenzuarbeiten und nach dem Projekt waren wir einfach alle Freunde miteinander."

Auch ihre Mitschülerin Hannah findet, dass die Schul- und die Hortleiterin den Preis verdient haben: "Ich mag es, dass Frau Probst uns sehr, sehr viel hilft und manchmal auch ein bisschen Quatsch im Unterricht mit uns macht. Frau Heinemann hilft uns auch sehr oft und erklärt uns alles."

Zur Auszeichung Der "Deutsche Lehrkräftepreis – Unterricht innovativ" wird von der Heraeus Bildungsstiftung und dem Deutschen Philologenverband vergeben. Damit wollen sie die Leistungen von Lehrerinnen und Lehrern, Lehrerteams sowie Schulleitungen würdigen.

Insgesamt wird die Auszeichnung in drei Kategorien verliehen. In "Ausgezeichnete Lehrkräfte" nominieren Schülerinnen und Schüler des laufenden und vorherigen Abschlussjahres aus dem Sekundarbereich ihre besonders engagierten Lehrerinnen und Lehrer, die das verantwortungsvolle Miteinander fördern und deren soziale Kompetenz sie persönlich erlebt haben.

Kollegium nominiert die Schulleitung heimlich

Dass sie von ihrem Kollegium überhaupt nominiert wurden, hatte sie völlig überrascht. "Es war unfassbar, wir haben überhaupt nicht damit gerechnet, dass irgendetwas in diese Richtung angedacht ist", sagt Schulleiterin Andrea Probst. Sie sitzt auf dem Schulhof unter einer ausladenden Kastanie, das Zwitschern der Vögel mischt sich mit dem Geschrei spielender Schulkinder. "Und wir sind total stolz auf das Kollegium, dass die uns so sehen." Das Ganze funktioniere aber auch nur, weil die Kolleginnen und Kollegen so gut unterstützten, betont Probst.

Doch den Preis gab es nicht nur für die Musikprojekte der Schule, die unter der Trägerschaft der Oskar-Kämmer-Schule steht: Eine gute Führungskultur, moderne Technik, eine Feedback-Kultur für die Eltern oder auch die nahtlose Zusammenarbeit mit dem Hort – all das brachte der Freien Grundschule Wernigerode den Lehrkräftepreis ein.

Fast alle Schulkinder besuchen auch den Hort

So freut sich auch Hortleiterin Monika Heinemann über die Auszeichnung. "Für uns ist es immer das Allerschönste, wenn die Kinder nachmittags nicht nach Hause möchten", sagt sie und lächelt. "Das ist natürlich der größte Lohn für uns." Es scheint vieles richtig zu laufen, schließlich besuchen 87 von 88 Schulkindern den Hort.

Mit dem Deutschen Lehrkräftepreis gibt es nun aber nicht nur Anerkennung, sondern auch eine Fortbildung und 1.000 Euro Preisgeld. Und die nächsten Projekte stehen ja auch schon an: Im Juli soll "Der Traumzauberbaum" das erste Mal auf der Bühne aufgeführt werden.

Freie Grundschule Wernigerode hofft auf weiteren Preis Die Freie Grundschule Wernigerode darf sich Hoffnungen auf einen weiteren Preis für ihr Musiktheaterstück machen. Das Projekt "Mensch – Beethoven!" ist nämlich auch für den Deutschen Kinder- und Jugendpreis nominiert, der am 3. Juli vergeben wird. Die Wernigeröder Schule befindet sich mit fünf weiteren Nomininierten in der Endrunde. Mit dem Deutschen Kinder- und Jugendpreis werden Projekte gewürdigt, bei denen Kinder und Jugendliche beispielhaft an der Gestaltung ihrer Lebenswelt mitwirken. Er ist mit insgesamt 30.000 Euro dotiert.

MDR (Cornelia Winkler)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 08. Mai 2023 | 19:00 Uhr

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