Yvonne von Löbbecke spricht am Wahlkampfstand mit Menschen 4 min
In Halle wirbt FDP-Spitzenkandidatin Yvonne von Löbbecke um Stimmen. Mehr dazu im Video. Bildrechte: MDR/Laura Sinem Hönes

Reportage Europawahl: Ein Tag im Wahlkampf mit der FDP-Spitzenkandidatin

24. Mai 2024, 18:58 Uhr

Am 9. Juni wird in Sachsen-Anhalt gewählt – für die Europa- und Kommunalwahl. Die Parteien befinden sich aktuell mit ihrem Wahlkampf im Endspurt. Auf den letzten Metern versucht die Spitzenkandidatin der FDP, Yvonne von Löbbecke, noch Wähler anzuwerben. Sie möchte ins Europaparlament nach Brüssel einziehen. Eine Reportage über ihren Wahlkampftag.

Buntes Treiben herrscht auf dem Marktplatz in Halle an diesem sonnigen Nachmittag. Während auf der einen Seite Händler und Imbissbuden ihre Ware verkaufen, hat die FDP auf der anderen Seite des Marktplatzes ihren Wahlstand aufgebaut. Die zwei grellgelb leuchtenden Aufsteller sind nicht zu übersehen. Auf dem einen sind die FDP-Kandidaten ihrer Wahlkreise für die Kommunalwahl abgebildet. Auf dem anderen die Spitzenkandidatin Sachsen-Anhalts für die EuropawahlYvonne von Löbbecke. Sie kandidiert auf Platz 15 der Wahlliste der FDP für den Einzug in das Europäische Parlament.

Einige Menschen gehen in Eile weiter. Sie seien nicht interessiert, entgegnen sie, als von Löbbecke sie anspricht. Andere wiederum bleiben stehen und treten ganz bewusst in den Austausch mit ihr. Dabei sind es oft sehr ähnliche Themen, die die Menschen ansprechen: Ihr Wunsch nach Frieden, Angst vor steigendem Rechtsextremismus und vor allem der Frust über die gesamte Parteienlandschaft.

Unzufriedenheit der Bürger

Ein Mann kommt mit von Löbbecke ins Gespräch. Er sei von allen Parteien enttäuscht und spricht insbesondere seine Politikverdrossenheit an, die so schnell auch nicht wieder verschwinden würde: "Da kann keiner was machen. Die Parteien müssen sich erst mal einig sein, bevor sie etwas bewegen können."

Yvonne von Löbbecke steht auf dem Markt in Halle
Yvonne von Löbbecke kämpft in Halles Innenstadt um Stimmen der Wählerinnen und Wähler. Bildrechte: MDR/Laura Sinem Hönes

Er erklärt, dass von Löbbecke ihm zwar einen Flyer von ihr als FDP-Spitzenkandidatin gegeben habe, ob er sie aber wählen würde, wisse er nicht. Auch der Krieg in der Ukraine bewegt ihn sehr: "Der ganze Krieg ist doch für den Arsch. Die prügeln da ganz viel Geld rein und es kommt nichts bei raus. Was denken Sie, was das noch wird?" Themen, die auch andere Wähler bewegen. Eine Frau, mit der von Löbbecke spricht, äußert nur einen Wunsch. Dafür aber sehr eindringlich. "Ich will einfach nur Frieden. Wir müssen uns verstehen. Egal, welche Sprache oder Hautfarbe."

Ein junger Mann befürchtet einen Zuwachs an rechten Tendenzen. Ihm sei wichtig, dass "die Rechtsextremisten im Europaparlament nicht zu stark werden". Um das zu verhindern, würde er sich auch überlegen, die FDP zu wählen. Gut finde er außerdem das im FPD-Europawahlprogramm verankerte Ziel, langfristig Bürokratiehürden abzubauen. Politikverdrossenheit äußert aber auch er: "Ich habe immer relativ links gewählt, aber irgendwie kann ich das nicht mehr. Das macht mich alles wahnsinnig: BSW, DIE LINKE. Alle hassen und streiten sich."

Wahlkampf unter der Diskokugel

Eine weitere Etappe des Wahlkampfes ist ein Treffen in der Tanzbar "Palette" in Halle. Yvonne von Löbbecke trifft sich hier zusammen mit führenden FDP-Politikern zu einem Austausch mit Bürgern. Die Spitzenkandidatin der FDP auf Bundesebene, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, unterstützt ihre Parteikollegin vor Ort.

Zu dem Treffen eingeladen hatte die liberale Hochschulgruppe der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Eine studentische, parteilose Organisation mit knapp 50 Mitgliedern. Einige davon selbst Mitglied bei der FDP. Aber nicht nur Studenten haben sich entschlossen, an der Veranstaltung teilzunehmen. Der Altersdurchschnitt der Menschenmenge ist bunt gemischt - das Interesse am Austausch ist groß.

Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Cornelia Pieper und Yvonne von Löbbecke stehen nebeneinander
Auch Marie-Agnes Strack-Zimmermann (links) und Cornelia Pieper (Mitte, beide FDP) unterstützen von Löbbeckes Wahlkampf. Bildrechte: MDR/Laura Sinem Hönes

Noch bei der letzten Europawahl 2019 durften nur diejenigen wählen, die das 18. Lebensjahr bereits erreicht hatten. Nun, fünf Jahre später, ist das anders. Yvonne von Löbbecke ist ein klarer Befürworter vom Herabsenken des Wahlalters auf 16 Jahre. Gerade die jungen Menschen, die das Gespräch mit ihr suchen würden, seien besonders offen, interessiert und neugierig, erzählt sie. Gerade deswegen habe sie sich über die Einladung der liberalen Hochschulgruppe sehr gefreut.

Das ist genau das Altersklientel, in dem meine Kinder sind und wir sprechen viel über Politik und Zukunft. […] Ich finde es ganz toll, dass ich hier in diesen Austausch gehen kann und sagen kann, ja, hier ist jemand, der möchte sich für euch stark machen.

Yvonne von Löbbecke, FDP-Kandidatin für die Europawahl

Während die interessierten Bürger drinnen den Reden von Strack-Zimmermann und von Löbbecke lauschen, tummeln sich draußen einige Demonstranten. Sie haben eine klare Meinung und möchten ein Statement setzen: Nein zum Krieg, Nein zu Waffenlieferungen. Eine Protestaktion, mit der sie auf sich aufmerksam machen wollen. Denn die FDP ist ein klarer Befürworter von Waffenlieferungen.

Kandidatin mit eindeutigen Zielen

Von Löbbecke ist neben ihrem Bestreben ins Europaparlament einzuziehen, aber auch in der Kommunalpolitik aktiv. Seit 2019 sitzt sie in Halberstadt im Stadtrat, leitet außerdem den FDP-Ortsverband. Ihre Ziele nun für Europa sind eindeutig: "Ich bin eine blühende Europäerin. Ich würde gerne meinen Kindern ein Europa vererben, das genauso wunderbar ist, wie ich es erleben konnte. Ich bin Jahrgang 71. Ich weiß, was es bedeutet, an Grenzen zu stehen und was es bedeutet, wenn man eben auch in Italien arbeiten kann oder Frankreich oder Holland, wo ich arbeiten durfte – und das möchte ich gerne weitergeben."

Demonstrierende in Halle
Vor dem Gebäude demonstrieren Menschen gegen Waffenlieferungen in die Ukraine. Bildrechte: MDR/Laura Sinem Hönes

Die FDP fordert in ihrem Europawahlprogramm unter anderem, den Binnenmarkt zu vertiefen, die soziale Marktwirtschaft in Europa zu stärken und Freihandelsabkommen mit europäischen Partnern zu schließen. Zudem die Angebote für Auslandsstudien auszuweiten, um so europaweite Möglichkeiten in der beruflichen Bildung zu nutzen. Sowie durch den schrittweisen Abbau von Bürokratiehürden, neue Impulse für Wachstum und Fortschritt zu setzen.

Diesen Zielen hat sich auch Yvonne von Löbbecke verschrieben: "Dafür möchte ich mich starkmachen. Dass wir gestärkt als ein Europa weiter existieren können."

Bei der Europawahl 2019 erhielt die FDP fünf Sitze im Europaparlament in Brüssel. Yvonne von Löbbecke tritt nun auf Listenplatz 15 an. Dass sie es bei der Europawahl am 9. Juni ins Parlament nach Brüssel schafft, ist also eher unwahrscheinlich.

MDR (Laura Sinem Hönes)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 22. Mai 2024 | 19:00 Uhr

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