Vorteil für Großstädte Hüskens: Mobilität auf dem Land mit 49-Euro-Ticket ungelöst

03. November 2022, 12:46 Uhr

Lange haben die Länder mit dem Bund um einen Nachfolger für das 9-Euro-Ticket gerungen. Nun wurde das 49-Euro-Ticket beschlossen und soll voraussichtlich Anfang kommenden Jahres starten. Sachsen-Anhalts Infrastrukturministerin Lydia Hüskens hat allerdings Bedenken, weil die Frage der Mobilität im ländlichen Raum noch offen sein. Das vergünstigte Ticket sei lediglich ein Gewinn für die Metropolen.

Sachsen-Anhalts Infrastrukturministerin Lydia Hüskens sieht beim künftigen 49-Euro-Ticket ungelöste Probleme. Hüskens sagte MDR SACHSEN-ANHALT, dass die Frage der Mobilität in den ländlichen Räumen trotz des neuen Tickets weitgehend offen bleibt. Das stelle das Land in Zukunft weiter vor große Herausforderungen.

60 Millionen vom Land

Offen sei auch noch die letztendliche Finanzierung des Tickets. Einerseits habe der Bund eine Milliarde Euro Regionalisierungs-Mittel zugesagt. Diese Gelder sollen den Verkehrsbetrieben helfen, die gestiegenen Kosten für Energie und Personal zu decken. Andererseits müsse Sachsen-Anhalt nun für die Finanzierung des 49-Euro-Tickets rund 60 Millionen Euro in die Hand nehmen, so die Infrastrukturministerin.

Unterstützung für Verkehrsunternehmen

Mit diesem Geld solle sichergestellt werden, dass Bus- und Bahn-Unternehmen im Land, die bisher ja durch höhere Fahrpreise auch höhere Einnahmen erwirtschaften, mit Einführung des 49-Euro-Tickets nicht auf den Mindereinnahmen sitzenbleiben.

Möglicherweise Preiserhöhungen

Ob es allerdings wirklich gelinge, die Einnahme-Lücke im öffentlichen Personennahverkehr zu schließen, sei fraglich, so Hüskens. "Wir werden Gespräche mit den Verkehrsträgern führen müssen und schauen, ob die Finanzen ausreichen." Andernfalls würden Preiserhöhungen drohen oder Strecken stillegelegt werden.

Vorteil für Metropolen

Die Einführung eines deutschlandweit gültigen Fahrscheins im Nahverkehr sei trotzdem ein guter Schritt, um den Tarifdschungel auszudünnen, ergänzte Hüskens. "Und ebenso unstrittig ist, dass der ÖPNV mit dem neuen Angebot – vor allem in den Ballungsräumen und Metropolen – attraktiver wird", sagte Hüskens. Trotzdem sei ihr mehr Geld zur Verbesserung des ÖPNV-Angebotes im ländlichen Raum lieber gewesen, als ein 49-Euro-Ticket, sagte sie.

Von Angern: "Es reicht nicht!"

Die Fraktionsvorsitzende der Linken im Landtag von Sachsen-Anhalt, Eva von Angern, kritisierte bei Twitter, dass der Nachfolger des 9-Euro-Tickets "Armuts-Betroffene, Studierende, Rentner und Rentnerinnen" nicht berücksichtige. Der Verkehrsanteil am Regelbedarf bei Hartz IV liege bei knapp 40 Euro. "Es reicht nicht", betont von Angern.

Grüne: Deutschlandticket als Meilenstein der Mobilitätwende

Die Grüne-Landtagsfraktion begrüßte hingegen die Entscheidung, ein neues vergünstigtes Ticket einzuführen. "Das Deutschlandticket ist ein Meilenstein für die Mobilitätswende. Der Tarifdschungel wird beendet", sagte Fraktionsvorsitzende Cornelia Lüddemann. Insbesondere für Pendlerinnen und Pendler werde es "günstiger und unkomplizierter".

Die Klage von Hüskens, dass die Frage der Mobilität in den ländlichen Räumen ungelöst bleibt, liege auch daran, dass sie seit ihrem Amtsantritt keine Lösungsvorschläge angeboten hätte. "Wir fordern ein Mobilitätsgesetz", sagte Lüddemann. Orte mit mehr als 1.000 Einwohnern müssten im Stundentakt eine Busverbindung haben.

49-Euro-Ticket beschlossen

Das 49-Euro-Ticket soll der Nachfolger des 9-Euro-Tickets werden. Darauf hatten sich am Mittwoch Bund und Länder geeinigt. Wann es eingeführt wird, steht aber noch nicht fest. Geplant ist ein Start Anfang Januar.

MDR (Roland Neuschulz, Moritz Arand), dpa

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 03. November 2022 | 12:00 Uhr

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