Corona-Pandemie Vorbereitungen für neues Schuljahr: Die wichtigsten Fragen und Antworten

19. Juli 2021, 13:10 Uhr

Die Sommerferien nahen, doch Lehrer, Eltern und Experten fordern, bereits jetzt das neue Schuljahr unter Corona-Bedingungen vorzubereiten. Was das Land Sachsen-Anhalt umgesetzt hat – und was geplant ist. MDR SACHSEN-ANHALT gibt einen Überblick.

Ist der Einsatz von Luftfiltern geplant?

Stefan Thurmann, Sprecher des Bildungsministerium, erklärte in der vergangenen Woche: "Wir beobachten die wissenschaftliche Expertise auf diesem Gebiet sehr genau. Neben dem UBA (Umweltbundesamt) gab es auch aus dem LAU (Landesamt für Umweltschutz) entsprechende Stellungnahmen, die den Einsatz eher kritisch sahen." Derzeit arbeite das LAU allerdings mit dem Landesamt für Verbraucherschutz an einer aktualisierten Stellungnahme.

Die ist diesen Montag offenbar veröffentlicht worden. Jedenfalls zitiert die Mitteldeutsche Zeitung (€) Informationen des LAU, wonach die Behörde ihre frühere Einschätzung revidiert hat – und für Teile der Schulräume nun "dringenden Handlungsbedarf" sieht. Wo Stoßlüften nicht möglich sei, müssten "unverzüglich die Planungen für die Ausrüstung mit dezentralen Lüftungsgeräten aufgenommen werden", zitiert das Blatt eine Stellungnahme der Landesbehörde.

Der Sprecher des Bildungsministeriums, Stefan Thurmann, hatte MDR SACHSEN-ANHALT zuvor gesagt: "Bisher wurden die Schulträger, die für die Ausstattung der Schulen zuständig sind, auf die Fördermöglichkeiten des Bundes aufmerksam gemacht. Derzeit eruiert Sachsen-Anhalt darüber hinaus gehende Möglichkeiten."

Bildungsminister Marco Tullner (CDU) sagte vor Erscheinen des MZ-Berichts am Montag, man sei in Verhandlungen mit dem Bund: "Wir sind gerade in Verhandlung, die Länder mit dem Bund – die Fördermöglichkeiten schnell zu verhandeln, um die Schulträger rechtzeitig darauf hinzuweisen, dass der Kauf der Geräte jetzt gefördert werden kann."

Schon lange fordern Schüler- und Elternvertreter, über Luftfilter mehr Sicherheit für Schulen zu erreichen. Es laufen zudem Studien zur Wirksamkeit.

Wird in den Schulen anderweitig umgebaut?

Aus dem Bildungsministerium heißt es dazu: "Für die sächliche und bauliche Situation der Schulen zeichnen die Schulträger verantwortlich." Sprich: Die Situation dürfte sich in jeder Schule unterschiedlich darstellen.

Inwieweit sind Sommerschulen geplant?

Das Land Sachsen-Anhalt bietet in den Sommerferien im Rahmen eines Pilotprojektes Lerncamps für Schülerinnen und Schüler an. Diese werden in Kooperation mit dem Jugendherbergsverband und dem Landesverband der Volkshochschulen durchgeführt. Thurmann sagt: "In Abhängigkeit von der Nachfrage nach einem derartigen Format ist vorgesehen, Lerncamps in künftigen Ferien auch in einem größeren Umfang vorzuhalten."

Wie werden besonders von Corona betroffene Kinder aufgefangen?

Sachsen-Anhalt setzt zahlreiche Maßnahmen aus dem Bundesprogramm "Aufholen nach Corona" um:

  • Nutzung von tutoriellen digitalen Angeboten zum Abbau von Lernrückständen: Die Schulen in Sachsen-Anhalt sollen über externe Partner auf digitale Lernangebote zugreifen können.
  • Einbindung von Studierenden und pensionierten Lehrkräften: Über die Einbindung von Lehramtsstudierenden sowie pensionierten Lehrkräften sollen Schulen die Möglichkeit erhalten, zusätzliche Nachhilfeangebote anzubieten.
  • Schulen sollen die Möglichkeit erhalten, lokale Kooperationen mit Nachhilfeanbietern einzugehen und Kooperationsmöglichkeiten mit externen Partnern (Kultureinrichtungen, Vereinen, Initiativen) nutzen zu können.
  • Durch den Ausbau der Webakademie durch das Lisa (Landesinstitut für Schulqualität und Lehrerbildung Sachsen-Anhalt) sollen zusätzliche Lernförderangebote geschaffen werden, die den Schulen unkompliziert zur Verfügung stehen.
  • Gemeinsam mit den Jugendherbergen und den Volkshochschulen des Landes sollen für die kommenden Ferienzeiten (Sommer, Herbst, Winter) Ferienkurse zum Abbau von Lernstandsrückständen angeboten werden.

Thurmann sagt: "Darüber hinaus werden vielfältige Maßnahmen vorbereitet, die ab Beginn des neuen Schuljahres gewährleisten, Schülerinnen und Schülern mit pandemiebedingten Lerndefiziten Angebote zum Aufholen zu unterbreiten." 

Welche Summen werden für die Hilfsangebote investiert?

Bereits Anfang Mai sind als kurzfristige Maßnahme allen öffentlichen allgemeinbildenden Schulen zusätzliche Mittel zur Verteilung über die Schulbudgets in Höhe von 31 Euro pro Schülerin oder Schüler zur Verfügung gestellt worden. Insgesamt stehen dafür knapp vier Millionen Euro zur Verfügung. Außerdem heißt es: "Die Nutzungsmöglichkeiten bereits bestehender Ganztagsbudgets wird erweitert. Damit soll kurzfristig auf die erkennbaren Defizite reagiert und schnellstmöglich Angebote zur Behebung coronabedingter Lerndefizite organisiert werden können."

Zusätzlich stünden für die kommenden drei Jahre (2021 bis 2023) jährlich 500.000 Euro zur Verfügung, um externe Kooperationen einzugehen und zusätzliche Schwimmkurse anzubieten. Damit werde dem Bundesprogramm "Aufholen nach Corona" vorgegriffen. Mit den Mitteln sei es möglich, Honorar- und Kooperationsvereinbarungen für zusätzliche Lernangebote zu unterbreiten.

Die zusätzlichen Gelder aus dem Bundesprogramm werden verschiedene Maßnahmen ergänzen, die das Land zur Beseitigung von Lernrückständen bereits nutzt. Hierfür werden in den kommenden beiden Jahren etwa 50 Millionen Euro aufgewendet – inklusive der oben erwähnten Mittel.

Wie viel wurde in die Digitalisierung investiert?

Dazu heißt es: "Insgesamt wurden bisher 596 Anträge mit einem Gesamtvolumen von knapp 111 Millionen Euro eingereicht. Davon sind bereits 493 Anträge konzeptionell geprüft und bestätigt worden. Sie haben ein Volumen von 93 Millionen Euro. Diese werden nun durch das Landesverwaltungsamt weiter geprüft und beschieden. 387 Anträge mit einem Fördervolumen von knapp 64 Millionen Euro sind bewilligt. Bis Ende 2021 werden voraussichtlich alle Fördermittel, die dem Land aus dem Digitalpakt zustehen, in Projekten gebunden sein." 

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Wie wurde und wird die Digitalisierung an den Schulen vorangetrieben?

Thurmann erklärt: "Aus der 1. Zusatzvereinbarung zum Digitalpakt wurden inzwischen 46.000 Endgeräte für Schülerinnen und Schüler beschafft. Es steht derzeit noch die Meldung von 34 Schulträgern zur Verwendung der Mittel aus. Im Rahmen der 2. Zusatzvereinbarung zum Digitalpakt sind Ende Februar und nach einer individuellen Abfrage Endgeräte für Lehrkräfte (ingesamt ca. 18.000 Geräte) zentral durch das Land bestellt worden."

Weiter heißt es: "Die Lehrkräfte konnten aus verschiedenen Gerätetypen (Tablet, Notebook, Convertible) wählen. Die verschiedenen Gerätekategorien haben auch sehr unterschiedliche Lieferzeiten, die durch die aktuelle Weltmarktlage bedingt ist. Die Geräte einer Kategorie stehen kurz vor der Auslieferung an das Land. Bei den weiteren Kategorien rechnen wir mit einer Auslieferung im Juli. Im Anschluss daran müssen die Geräte erfasst und ggf. mit einem sog. Mobile-Device-Management versehen werden, damit eine zentrale Administration möglich wird. Im Anschluss daran werden diese an die Schulen ausgeliefert. Wir gehen derzeit davon aus, dass zu Schuljahresbeginn die Endgeräte für Lehrkräfte ausgeliefert sind."

Außerdem habe es in den vergangenen Wochen intensive Diskussionen mit den Schulträgern über eine Umsetzung der 3. Zusatzvereinbarung (Förderung von professionellen Strukturen zur Administration) gegeben. Thurmann dazu: "Das Land bietet interessierten Schulträgern die Nutzung einer landesweiten Administration der IT-Schulinfrastruktur an. Ziel des Vorhabens ist die Bereitstellung eines modernen, skalierbaren und zukunftsfähigen Gesamtsystems, mit dessen Hilfe die Endgeräte von Lehrkräften und ggf. die Endgeräte von Schülerinnen und Schülern standardisiert und schulträgerübergreifend administriert werden können."

Zudem sollen alle Schulen bis Ende 2022 an das Glasfasernetz angeschlossen werden.

Wie werden Lehrer und Lehrerinnen in der Corona-Zeit unterstützt?

Aus dem Bildungsministerium heißt es: "Im Zeitraum vom 1. Januar 2020 bis 14. Juni 2021 wurden insgesamt 12.226 Lehrkräfte fortgebildet." In den Teilnehmerzahlen seien Mehrfachteilnahmen enthalten. Die Themen waren:

  • Medienberatung
  • Lern- und Kommunikationsplattformen
  • Unterrichten mit interaktiven Tafelsystemen
  • Digital unterstütztes Lernen und Lehren
  • die Moodlebox im Unterrichtseinsatz – digital auch ohne Internet
  • Home-Schooling
  • Learning Apps
  • Smart-Board
  • Medienbildung
  • Einsatz von Medientechnik
  • emuTUBE
  • emuCLOUD
  • Leben in der Medienwelt
  • Qualifizierung von ca. 130 Akteuren (Lehrkräfte die als Fortbilder, Fachbetreuer oder Schulentwicklungsberater eingesetzt sind) im Unterstützungssystem zur Nutzung von Dienstnotebooks und zur Erstellung sowie Durchführung von Online-Fortbildungen 

Noch im Juli werde am Landesinstitut für Schulqualität und Lehrerbildung (Lisa) außerdem eine Fortbildungsreihe mit dem Namen "DigiKomp" für Lehrkräfte in der Primarstufe und in der Sekundarstufe I starten. Thurmann sagt: "Das Land unterstützt Lehrkräfte zudem unter anderem mit Handreichungen für die Erstellung von Medienbildungskonzepten."

Und weiter: "Hervorzuheben ist hier insbesondere das Beratungsnetzwerk Lindius mit zwei Netzwerkzentren, 17 Netzwerkschulen und einem (noch aufzubauenden) Multiplikatoren-Netzwerk."

Die Landesinitiative für nachhaltige digitale Infrastrukturen für Unterricht und Schule (Lindius) übernehme drei zentrale Aufgaben:  

  • Betreuung des Antragsverfahrens "DigitalPakt Schule"
  • Einrichtung eines landesweiten Netzwerkes von Lindius-Standorten
  • Aufbau eines Kompetenznetzwerkes für den digitalen Unterricht

Zur Etablierung landesweiter Kompetenzen im Bereich digitale Bildung werde ein Netzwerk von "Lindius-Multiplikatoren" aufgebaut, um dadurch Lehrkräfte gezielt zu schulen. Diese würden in Verbindung mit den Lindius-Einrichtungen helfen, einen schnellen und erfolgreichen Ausbau der digitalen Bildung in Sachsen-Anhalt zu sichern.

MDR/Daniel George

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – das Radio wie wir | 14. Juli 2021 | 17:00 Uhr

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