Per Headhunter gesucht Aus Österreich und Polen: 75 neue Lehrkräfte für Sachsen-Anhalts Schulen
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19. September 2022, 09:33 Uhr
Die Unterrichtsversorgung in Sachsen-Anhalt ist so schlecht wie nie. Seit einiger Zeit sucht das Land deshalb per Headhunter im europäischen Ausland nach Lehrerinnen und Lehrern. Das hat offenbar Erfolg: Laut einem Medienbericht wurden 75 Lehrkräfte auf diesem Weg gefunden, unter anderem aus Österreich und Polen. Die Kosten hält das Land für gut investiert.
- In Sachsen-Anhalt fehlen seit Jahren Lehrer. Das Land versucht, per Headhunter im europäischen Ausland Nachwuchs zu finden. Das hat Erfolg.
- Das Bildungsministerium plant laut einem Zeitungsbericht jetzt, das Programm im kommenden Jahr auszubauen.
- Das ist auch deshalb wichtig, weil die Unterrichtsversorgung in diesem Schuljahr so niedrig ist wie nie zuvor.
An den Schulen in Sachsen-Anhalt sind seit dem vergangenen Jahr 75 Lehrerinnen und Lehrer aus dem europäischen Ausland über sogenannte Headhunter eingestellt worden. Das schreibt die Mitteldeutsche Zeitung (MZ) am Montag und beruft sich auf Zahlen des Bildungsministeriums in Magdeburg. Demnach haben die beauftragten Agenturen Fachkräfte unter anderem aus Österreich, Spanien, Bosnien-Herzegowina oder der Schweiz nach Sachsen-Anhalt gelockt.
10.000 Euro pro Lehrkraft investiert
Wie die Zeitung meldet, ließ sich das Land diesen ungewöhnlichen Weg der Fachkräftegewinnung rund 750.000 Euro kosten – umgerechnet also rund 10.000 Euro pro gewonnener Lehrkraft. Das sei weniger Geld als das Land bei einer vollen Universitätsausbildung investieren würde, zitiert die Zeitung Experten im Ministerium.
Sachsen-Anhalts Bildungsministerin Eva Feußner (CDU) kündigte in der MZ an, das Engagement im Kampf gegen den Lehrermangel ausweiten zu wollen. "In der derzeitigen Situation dürfen wir nichts unversucht lassen, um gut ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer für unsere Schulen zu finden", sagte sie. Sie wolle sich nicht einfach damit abfinden, dass die Personalgewinnung immer schwieriger werde. Die internationale Rekrutierung sei "inzwischen ein geschätztes und professionelles Instrument der Personalsuche".
In der derzeitigen Situation dürfen wir nichts unversucht lassen, um gut ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer für unsere Schulen zu finden.
Ab 2023: Mehr Geld für Suche nach Lehrkräften
Ab 2023 sollen der Zeitung zufolge eine Million Euro jährlich für weitere Rekrutierungen bereitliegen. Das finanzielle Risiko der Suche per Headhunter schätzt das Land als gering ein. Kosten entstünden erst dann, wenn ein Vertrag zustande komme, hieß es.
Unter den 75 Lehrkräften, die Sachsen-Anhalt bislang auf diese Weise angeworben hat, sind der MZ zufolge voll ausgebildete Lehrkräfte, aber auch Seiteneinsteiger. Diese haben ein Fach-, aber kein Lehramtsstudium absolviert und müssen sich das pädagogische Wissen unter anderem in Kursen aneignen. Auf Seiteneinsteiger setzt Sachsen-Anhalt schon länger.
So stellt das Bildungsministerium Seiteneinsteiger ein
Zuerst wird ermittelt, ob der Studienabschluss den Einstellungsvoraussetzungen entspricht und welches Fach bzw. welche Fächer der jeweiligen Schulform sich ableiten lassen. Danach wird die persönliche Eignung durch ein Auswahlgespräch geprüft. In dem standardisierten Gespräch soll festgestellt werden, ob die Bewerber und Bewerberinnen als Lehrkräfte geeignet sind. Es geht um die Motivation und um den Umgang mit pädagogischen Herausforderungen im Schulalltag.
Wie viel Geld Seiteneinsteiger-Lehrkräfte bekommen
Die Einstellung erfolgt nach dem Tarifvertrag der Länder, die Eingruppierung richtet sich nach der Entgeltordnung für Lehrkräfte. "Die individuelle Eingruppierung erfolgt je nach Schulform und den bisherigen Ausbildungsabschlüssen. Für gewöhnlich sind dies die Entgeltgruppen E 9 bis E 12", teilte das Bildungsministerium MDR SACHSEN-ANHALT bereits vor einiger Zeit mit.
Das sind die Einstellungsvoraussetzungen für Seiteneinsteiger ins Lehramt
Voraussetzung ist ein Hochschulabschluss, teilweise genügt ein Bachelor. Mit einem ausländischen Hochschulabschluss, der die Kriterien des Landes Sachsen-Anhalt erfüllt, ist ein Seiteneinstieg ebenfalls möglich. Seit April 2021 besteht zudem die Möglichkeit, auch ohne Ableitung eines Fachs aus dem Studienabschluss im Schuldienst des Landes Sachsen-Anhalt zu arbeiten, allerdings nur an entsprechend ausgewiesenen Stellen an Sekundar- und Gemeinschaftsschulen.
Der linke Oppositionspolitiker Thomas Lippmann sagte der MZ, er sei nicht überzeugt von der Lehrersuche per Headhunter. "Es weiß auch keiner, wie sich diese Lehrer in den kommenden Jahren bewähren. Ob sie in drei Jahren noch da sind, steht in den Sternen."
Unterrichtsversorgung so niedrig wie nie zuvor
Dass Sachsen-Anhalt Bedarf an neuen Lehrkräften hat, ist unstrittig. Zu Beginn des neuen Schuljahres im August war bekannt geworden, dass die Unterrichtsversorgung mit 92 Prozent so niedrig ist wie nie zuvor. Angestrebt hat die Regierung 103 Prozent, um Ausfälle wegen Krankheit oder Elternzeit abfedern zu können.
Am Montagmorgen teilte das Bildungsministerium mit, eine neue Ausschreibung für Lehrkräfte gestartet zu haben. Bis 3. Oktober sind demnach knapp 1.000 neue Stellen für Lehrerinnen und Lehrer ausgeschrieben. Willkommen seien auch Seiteneinsteiger. Bewerben können sich demnach auch Interessierte mit einem Bachelor-Abschluss, aus dem sich kein Unterrichtsfach ableiten lässt. Wenn sich die Interessenten verpflichteten, sich für bestimmte Fächer zu qualifizieren, könnten sie eine Perspektive im Schuldienst erhalten, hieß es.
Suche von Lehrerinnen und Lehrern nach Schultyp
Insgesamt sind 992 Stellen ausgeschrieben, darunter 348 an Sekundarschulen, 175 an Grundschulen sowie 164 an Gymnasien, 93 an Förderschulen und 50 an Berufsschulen.
Um die Lehrersuche per Headhunter ging es im April auch im MDR SACHSEN-ANHALT-Podcast "Was bleibt".
MDR (Luca Deutschländer)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 19. September 2022 | 08:00 Uhr
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