Bundestagswahl Auf Wahlkampftour mit Grünen-Kandidatin Steffi Lemke: "Bin mit meiner Arbeit noch nicht fertig"
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07. Februar 2025, 05:00 Uhr
Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit und mehr Invesitionen für das Land: Damit wollen die Grünen die Wählerschaft bei der Bundestagswahl überzeugen. Doch sind das auch die Themen, die die Menschen umtreiben? Bundesumweltministerin Steffi Lemke spricht im Straßenwahlkampf mit Bürgerinnen und Bürgern in Halle.
- Sachsen-Anhalts grüne Spitzenkandidatin für den Bundestag, Steffi Lemke, blickt motiviert in Richtung Wahl. Die Partei kann laut letzter Sonntagsumfrage von Infratest dimap derzeit 14 Prozent erwarten.
- Die Partei wirbt mit Klimaschutz, notwendigen Investitionen unter anderem in Bildung und sozialer und internationaler Sicherheit.
- An einem Wahlkampfstand in Halle hat die derzeitige Umweltministerin mit Bürgerinnen und Bürgern über die Themen gesprochen, die die Menschen beschäftigen.
Der Wahlkampfstand der Grünen steht Ende Januar mitten in der hallischen Innenstadt. Direkt vor der Ulrichskirche. Die Unterstützerinnen und Unterstützer des Grünen-Kreisverbandes Halle kämpfen beim Aufbau mit dem Wind. Trotz des Trubels zum Feierabend ist kaum etwas los. Dabei hat der Kreisverband an diesem Tag prominente Unterstützung: Steffi Lemke, aktuell Bundesumweltministerin und Spitzenkandidatin der Landes-Grünen für den Bundestag, macht mit beim Straßenwahlkampf.
"Eine von hier"
Mit dem Slogan "Eine von hier" will die gebürtige Dessauerin wiedergewählt werden. In Dessau-Roßlau ist auch Lemkes Wahlkreis, in Halle unterstützt sie den dortigen Direktkandidaten Luca Salis beim Stimmenfang. Der Wahlkampf ist kurz wie noch nie. Trotzdem ist Lemkes Bilanz bisher positiv, auch wenn man eine gewisse Anspannung spüren könne: "Alle wissen, dass es um etwas geht am 23. Februar. Um den Kurs unseres Landes in Europa, aber auch weltweit", sagt sie.
Grüne berichten von "Welle der Unterstützung" vor Bundestagswahl
Deutschland müsse sich auf seine Stärken besinnen: "Das ist unsere wirtschaftliche Stärke und das ist aber auch, Kompromisse zu schmieden und damit die Demokratie zu bewahren", so Lemke. Sie sei überwältigt von einer "Welle der Unterstützung", die sie so nicht erwartet habe. Für jedes zerstörte Wahlplakat rufe ein Bürger an, um sich zu solidarisieren, sagt Lemke.
Trotz der Kälte kommen dann auch an diesem Tag einige Menschen in Halle mit Lemke ins Gespräch, sogar um ein Autogramm wird sie gebeten. Die Themen der Leute am Wahlkampfstand sind vielseitig – sie reichen von Alltagssorgen wie Mieten- und Lohnhöhe über Klimaschutzsorgen bis hin zu Fragen nach europäischer und globaler Sicherheit.
Die Menschen sind unsicher
Viele Bürgerinnen und Bürger vor Ort wissen noch nicht genau, welche Partei sie am 23. Februar wählen wollen. Und von keiner fühlen sie sich richtig abgeholt, die meisten sind unsicher und unzufrieden, wie etwa ein junger Student: "Niemand [hört] auf die Wissenschaft. Ich studiere Physik und wir haben in der Vorlesung gehört, wie genau der Klimawandel zustande kommt", sagt er.
Niemand hört auf die Wissenschaft.
Obwohl das Wissen da sei, eiere die Politik bei der bevorstehenden Klimakrise nur herum, klagt der Student. Ihm seien Außerdem Antworten auf die Frage wichtig, wie Deutschland zu den globalen Kriegen auf der Welt stehe, sagt er.
Grüne wollen mehr als grün
Die Grünen wollen unter anderem genau mit diesen Themen punkten – und mit Umweltthemen, aber auch außenpolitischen Versprechen überzeugen. Bis 2035 – so will es die Partei – sollen in Deutschland komplett erneuerbare Energien genutzt werden, darunter Wind- und Solarenergie sowie grüner Wasserstoff. Außerdem wollen die Grünen einen Mietendeckel – und mehr sozialen Wohnungsbau.
Mit einem sogenannten Deutschlandfonds will die Partei weg von der schwarzen Null und in das Land investieren. Dabei sollen etwa Kitas, Schulen und Hochschulen aufgebaut und modernisiert werden. Aus der ehemaligen Friedenspartei ist mit Blick auf europäische Zusammenarbeit schon lange eine pragmatische geworden: Die Ukraine soll weiter militärisch unterstützt werden, finden die Grünen. Das sei wichtig für Demokratie, sagt auch die grüne Bundesumweltministerin und Spitzenkandidatin für Sachsen-Anhalt, Steffi Lemke.
Schuldenreform für mehr Investitionen
Außerdem solle die Schuldenbremse reformiert und Behörden digitalisiert werden. Bezahlbar soll der Nahverkehr mit einem garantierten 49 Euro-Ticket bleiben, ebenso sollen die Strompreise runter gehen. Gleichzeitig wollen die Grünen den Mindestlohn auf 15 Euro anheben und Unternehmen mit einer Investitionsprämie "unbürokratisch" unterstützen.
Fachkräften aus dem Ausland soll die Einwanderung leichter gemacht werden, Frauen sollen genauso viel verdienen wie Männer. Auch queere Menschen sollen rechtlich gleichgestellt und Schwangerschaftsabbrüche komplett straffrei werden. Für mehr Sicherheit wollen die Grünen die Polizei personell aufstocken.
Lemke will wieder ins Kabinett
Steffi Lemke geht motiviert in den restlichen Wahlkampf, denn sie will wieder nach Berlin. Mit Regierungsverantwortung für die Partei, aber auch mit eigenen Ambitionen, wieder Ministerin zu werden: "Ich habe das Amt in den letzten drei Jahren sehr gerne ausgeübt, mit Demut, mit Verantwortung, aber auch mit Freude. [...] Ich habe nicht das Gefühl, dass ich mit meiner Arbeit schon fertig bin", sagt sie.
Ich habe nicht das Gefühl, dass ich mit meiner Arbeit schon fertig bin.
Eine Stunde hat Steffi Lemke an diesem Tag im Januar am Wahlkampfstand in Halle unterstützt. Dann muss sie weiter zum nächsten Termin.
Aktuelle Sonntagsfrage: 14 Prozent für die Grünen
Die Grünen blicken hoffnungsvoll auf die Wahl: In der jüngsten Sonntagsfrage von Infratest dimap für die ARD kommt die Partei auf 14 Prozent – mit knapp 15 Prozent waren die Grünen vor knapp vier Jahren in den Bundestag eingezogen.
Die Grünen standen in den vergangenen Jahren viel in der Kritik. Der Straßenwahlkampf zumindest an diesem Tag scheint gelungen. Erst nach der Wahl Ende Februar wird sich zeigen, ob auch der Wahlkampf der Grünen erfolgreich war.
MDR (Katharina Gebauer)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 06. Februar 2025 | 17:40 Uhr
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