Züge zwischen Halle und Kassel Abellio meldet Entspannung durch neue Züge – weiterhin unbesetzte Stellwerke
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04. Februar 2024, 08:41 Uhr
Zwischen Halle und Kassel sind die Züge seit Einführung des Deutschlandtickets oft stark überfüllt – bis zu 81 Prozent mehr Fahrgäste zählte Betreiber Abellio zuletzt. Nun sorgen Extra-Züge offenbar für Entlastung. Wegen unbesetzter Stellwerke kommt es allerdings wohl noch länger zu zeitweisen Zugausfällen.
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- Auf der von Abellio betriebenen Strecke zwischen Halle und Kassel sorgen zusätzliche Züge offenbar für Entlastung.
- Wegen Personalnot in Stellwerken fallen allerdings weiterhin Züge aus – laut Deutscher Bahn sind keine schnellen Lösungen in Sicht.
- Der Fahrgastverband "Pro Bahn" kritisiert, dass die Personalprobleme lange abzusehen gewesen seien.
Der private Bahnbetreiber Abellio bekommt das Problem überfüllter Züge auf der Strecke von Halle über Eisleben und Sangerhausen bis nach Kassel offenbar zunehmend in den Griff.
Abellio-Sprecher Stefan Dietrich sagte MDR SACHSEN-ANHALT, durch zusätzliche Fahrzeuge gebe es seit Dezember eine merkliche Entlastung. Für Fahrgäste und Zugpersonal sei das Fahren entspannter geworden. Dietrich verwies auf Berichte von Kolleginnen und Kollegen vor Ort. Konkrete Zahlen zur Zugauslastung gebe es noch nicht.
Täglich bis zu 500 Sitzplätze mehr
Auf der Strecke zwischen Halle und Kassel war es seit Einführung des Deutschlandtickets zu stark überfüllten Zügen gekommen – vor allem am Wochenende. Laut Abellio stiegen die Fahrgastzahlen etwa im vierten Quartal 2023 um 81 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Seit dem Fahrplanwechsel im vergangenen Dezember setzt das Unternehmen deshalb zusätzliche Züge im Netz ein. Sprecher Dietrich erklärte, man biete dadurch täglich bis zu 500 zusätzliche Sitzplätze auf der Linie RE 9. Die Strecke führt von Halle aus unter anderem über Nordhausen und Heilbad Heiligenstadt in Thüringen bis nach Kassel.
Neue "Talent 3"-Züge aus Österreich im Einsatz
Seit dem Fahrplanwechsel im vergangenen Dezember sind neue Züge des Typs "Talent 3" vom Hersteller Bombardier für Abellio im Einsatz. Sie waren ursprünglich für die Österreichischen Bundesbahnen vorgesehen. Die sechsteiligen Züge mit 300 Sitzplätzen fahren nun zwischen Halle und Saalfeld in Thüringen.
Dadurch sind nach Angaben von Abellio-Sprecher Stefan Dietrich Fahrzeuge "frei geworden", die nun auf der Strecke Halle - Kassel eingesetzt werden können. Viele Züge fahren dort jetzt mit doppelter Länge, indem zwei Fahrzeuge gekoppelt werden.
Der Fahrgastverband "Pro Bahn" in Mitteldeutschland begrüßte die Extra-Kapazitäten. Vorstandsmitglied Carsten Schulze-Griesbach sagte MDR SACHSEN-ANHALT, ein größerer Fuhrpark sei für Eisenbahnunternehmen immer hilfreich. "Wer mehr in der Garage hat, kann mehr tauschen."
Fehlendes Stellwerk-Personal sorgt weiter für Zugausfälle
Weiterhin Probleme machen jedoch unbesetzte Stellwerke auf der Strecke. Abellio hatte in den vergangenen Monaten immer wieder Zugausfälle angekündigt – zuletzt bis einschließlich 18. Februar. Betroffen sind Fahrten in den Abend- und Nachtstunden an Wochenenden.
Abellio-Sprecher Stefan Dietrich sagte, wie es danach weitergehe, sei noch nicht entschieden. "Eine nächtliche Betriebsruhe ist selbstverständlich keine dauerhafte Lösung." Sie sei aber im Vergleich zu vielen kurzfristigen Ausfällen "das kleinere Übel".
Abellio zufolge ist die Deutsche Bahn als Netzbetreiber gefordert. Sie müsse für Personal in den Stellwerken sorgen. Darauf habe Abellio keinen Einfluss, betonte der Sprecher.
Bahn bittet um Entschuldigung
Auf Nachfrage teilte die Deutsche Bahn MDR SACHSEN-ANHALT mit, man bedauere die Personalsituation in den Stellwerken sehr – und bitte um Entschuldigung. "Wir setzen alles daran, die Lage zu stabilisieren", erklärte eine Bahnsprecherin. Es werde allerdings "noch einige Zeit in Anspruch nehmen", neues Personal zu qualifizieren und einzustellen sowie die Stellwerkstechnik zu modernisieren.
Mittelfristig schaffe die Bahn mehr Ausbildungsplätze, zudem würden verstärkt Quereinsteiger rekrutiert, erklärte die Bahnsprecherin weiter. Bis 2027 würden auf der Strecke Halle – Kassel außerdem elektronische Stellwerke in den Bahnhöfen Röblingen, Sangerhausen und Eisleben in Betrieb genommen.
"Pro Bahn": Probleme waren lange abzusehen
Kritik kommt vom Fahrgastverband "Pro Bahn". Vorstand Carsten Schulze-Griesbach sprach mit Blick auf die unbesetzten Stellwerke von einer "ganz bescheidenen Situation" auf der der Strecke. Die Leidtragenden seien die Fahrgäste. Dass es zu Personalengpässen kommen würde, sei wegen des demografischen Wandels lange vorhergesagt worden. Schulze-Griesbach zufolge hätte man zeitiger gegensteuern müssen – und auch stärker auf Fachkräfte aus dem Ausland setzen sollen. Nun sei schnelle Abhilfe schwierig.
Dennoch sei es vernünftig, auf nächtliche "Betriebsruhen" statt auf kurzfristige Ausfälle zu setzen, sagte Schulze-Griesbach. Auch die Ausbildungsoffensive der Bahn sei zu begrüßen. "Die Maßnahmen, die man ergriffen hat, sind allesamt richtig." Nun gelte es allerdings, dranzubleiben. Den Eisenbahnbetrieb personell und technisch für die Zukunft zu rüsten, sei eine "Generationenaufgabe", betonte er.
MDR (Felix Fahnert)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 04. Februar 2024 | 09:00 Uhr
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