Künstliche Intelligenz KI in Sachsen-Anhalt: Mitdenken und Loslegen!
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15. November 2020, 13:22 Uhr
MDR SACHSEN-ANHALT hat in dieser Woche über Ideen und Beispiele für Künstliche Intelligenz aus Sachsen-Anhalt berichtet. KI-Technologien wird ein riesiges Potenzial zugesprochen, unser Leben zu verbessern. MDR SACHSEN-ANHALT Technologie-Experte Marcel Roth zieht ein Fazit.
Schon länger wissen wir: KI ist oft nur ein Schlagwort. Kein Politiker, kein Forscher, kein Praktiker vermag den Begriff wirklich zufriedenstellend definieren. Dahinter stecken komplexe Software, ausgefeilte Algorithmen oder neuronale Netze, die für eine ganz konkrete Idee eingesetzt werden können. Und solche Ideen kann jeder haben.
Jetzt Neues wagen
Deswegen hat Doris Aschenbrenner, die Expertin aus Bayern, die als Assistant Professorin in den Niederlanden arbeitet, Recht mit ihrem klaren Blick auf Sachsen-Anhalt: Wer etwas Neues wagt und auf KI-Technologien setzt, der kann in Sachsen-Anhalt eine Menge reißen. Die meisten Regionen in Deutschland starten da gerade quasi bei Null.
Und so ist es völlig richtig und begrüßenswert, was in Sachsen-Anhalt rund um das Thema KI gerade passiert: Ein Kinderheim, das an einer Technologie arbeitet, die die Arbeit von Erziehern unterstützen soll, ein Start-Ups, das aus großen Daten Nutzen ziehen will oder ein Mittelständler, der die Kommunikation untertage in Zielitz sicherstellt und effektiver machen will.
KI für die Menschen
Und ich finde, genauso muss Technologie entstehen und eingesetzt werden: Dort wo sie gebraucht wird, entwickelt zusammen mit den Menschen vor Ort. Deswegen ist auch der Gedanke des Start-Up-Gründers Alexander Alten-Lorenz richtig, auch wenn er zunächst merkwürdig klingt: "Bei Google hieß es immer: Wenn du eine neue Idee hast, such dir den schlimmsten Fall, den du damit lösen kannst und geh dorthin. Wenn es dort läuft, läuft es überall", sagt der gebürtige Dresdner Alten-Lorenz im Podcast "Digital leben" von MDR Sachsen-Anhalt. Ein Standortnachteil wird einfach zum Standortvorteil erklärt.
KI für den ländlichen Raum
Das klingt nicht nur clever. Das ist auch clever: Etwa jeder dritte Mensch in Deutschland lebt in einem ländlichen oder dünn besiedelten Kreis. Neben den Großstädten gibt es eben auch viel Fläche, viele Regionen, die dünn besiedelt sind und Platz für Ideen haben. Und in der Corona-Pandemie sehnen sich vermutlich viele Großstädter danach, auf dem Land zu leben. Denn: Videokonferenz geht in der Stadtwohnung und – theoretisch – auch aus dem Wochenendhaus. Der ländliche Raum hat also Zukunft. Dafür muss Internet an jeder Milchkanne anliegen. Das ist hoffentlich jedem Entscheider im Land klar. Und nach allem was ich höre, sind die Gründer im Land grundsätzlich zufrieden. "Ich habe sogar die Handynummer vom Wirtschaftsminister, das wäre mir in München oder Berlin nicht passiert", ist mir als Satz einer Gründerin lebhaft in Erinnerung.
KI für die Gesundheit
Und das riesige Potenzial, das KI-Technologien bieten, kann in Sachsen-Anhalt natürlich ausprobiert werden: Geht es zum Beispiel um Gesundheit und neue Technologien gibt es Wissenschaftler in Halle, die einen kurzen Weg in die Altmarkt hätten, um dort zum Beispiel auszuprobieren, wie Telemedizin, Arztsprechstunde oder Medikamentenlieferung funktionieren könnten.
Und warum sollte es in Zukunft nicht möglich sein, eine Urinprobe aus der Ferne zu analysieren? Oder zu erkennen, ob jemand absehbar ein Herzproblem bekommen könnte? Die Möglichkeiten sind so unendlich wie atemberaubend: Systeme in den USA und in Kanada haben bereits im vergangenen Dezember vor unbekannten Viren gewarnt, lange bevor es in China Corona-Quarantänen gab. Anhand von Hustengeräuschen lässt sich eine Corona-Erkrankung mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit diagnostizieren, mit Sprachaufnahmen eine Alzheimer-Erkrankung, mit Röntgen oder MRT-Aufnahmen können Technologien eine Diagnose stellen.
Das geht nur, weil sie mit Bildern, Tonaufnahmen oder Texten trainiert wurden. Das ist dieser Datenschatz, von dem Technologie-Experten seit Jahren reden. Er lässt sich mithilfe von KI-Methoden heben und nutzen. Auch in Sachsen-Anhalt. Aber haben wir hierzulande genug Daten? Für welche Zwecke wollen wir sie nutzen? Für welche nicht?
KI für das Gemeinwohl
Diesen Fragen müssen wir uns stellen. Denn ein Ende der Entwicklung ist nicht abzusehen. Deswegen muss Politik vieles ermöglichen. Aber gerade beim Thema KI und Daten sollten Politik und Verwaltung auch viel mehr aktiv gestalten: Sie sollten ihren eigenen Datenschatz offenlegen und besser auswerten. Sie sollten auch jederzeit sicherstellen, dass das Gemeinwesen einen Nutzen davon hat. Sie sollten auch die Algorithmen offenlegen, die sie vielleicht nutzen. Sie sollten uns ganz genau erklären können, worin der Nutzen liegt. Sie sollten sicherstellen, dass jederzeit ein Mensch eingreifen kann. Und sie sollten diese Daten nicht einfach Konzernen zur Verfügung stellen, ohne eine Gegenleistung für das Gemeinwohl.
Und klar: Eine Verwaltung darf mit einem Projekt auch einmal scheitern. Das sollten wir als Gesellschaft dann großmütig unter Lernen verbuchen. Also: Mitmachen, mitdenken und loslegen!
Über den Autor
Marcel Roth arbeitet seit 2008 als Redakteur und Reporter bei MDR SACHSEN-ANHALT - Das Radio wie wir. Nach seinem Abitur hat der gebürtige Magdeburger Zivildienst im Behindertenwohnheim gemacht, in Bochum studiert, in England unterrichtet und in München die Deutsche Journalistenschule absolviert. Anschließend arbeitete er für den Westdeutschen Rundfunk in Köln.
Bei MDR SACHSEN-ANHALT berichtet er über Sprachassistenten und Virtual Reality, über Künstliche Intelligenz, Breitbandausbau, Fake News und IT-Angriffe. Außerdem ist er Gastgeber des MDR SACHSEN-ANHALT-Podcasts "Digital leben". E-Mail: digitalleben@mdr.de
Quelle: MDR/mar
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 09. November 2020 | 07:30 Uhr
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