Gastbeitrag KI und Gesundheit: "Aufbruch in die Zukunft"
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14. November 2020, 12:37 Uhr
Der CDU-Abgeordnete aus Magdeburg begründet bei MDR SACHSEN-ANHALT, wieso KI eine Riesenchance für die Gesundheit der Menschen ist und welche Chancen Sachsen-Anhalt dabei hat. Sorge ist Gesundheitspolitiker und war Mitglied der "Enquete-Kommission Künstliche Intelligenz", die der Bundestag vor mehr als zwei Jahren gebildet hat.
Die Potenziale der Künstlichen Intelligenz sind enorm und in vielen Lebensbereichen heute noch gar nicht vollständig absehbar. Sie reichen vom Verkehr (autonomes Fahren) über die Energieversorgung (intelligente Stromzähler) bis hin zur Wirtschaft (autonome Produktionsstrecken und Fabriken). Nicht zuletzt bereichert KI auch das Gesundheitswesen, was mich als Gesundheitspolitiker besonders freut.
Gerade im so kritischen Bereich unserer medizinischen Versorgung erleben wir seit einigen Jahren einen deutlichen Modernisierungsschub durch Digitalisierung und den zunehmenden Einsatz KI-basierter Systeme. Beispielsweise werden in der Bildgebung, bei MRT- oder auch Röntgenbildern immer öfter Aufnahmen mit Hilfe von KI ausgewertet. Die Algorithmen werden mit tausenden Bildern und Befunden darauf „trainiert“, Auffälligkeiten zu erkennen. Sie arbeiten dabei deutlich verlässlicher, als es der Mensch mit bloßem Auge tut – denn bei vielen hundert Untersuchungen kann bei aller Vorsicht selbst dem besten Arzt auch mal ein (womöglich folgenschwerer) Fehler unterlaufen. Für die Früherkennung von Krebs und anderen schweren Erkrankungen ist KI darum ein großer Gewinn, der die Ärzte sinnvoll unterstützt.
Technologie kann Krankheitsverläufe vorhersagen
Ähnlich vielversprechend sind Projekte, die anhand bestimmter Gesundheitsparameter (z.B. Herz-Kreislauf-Daten) schwere Krankheitsverläufe sogar vorhersagen können, noch bevor sie eintreten. So konnten Computeralgorithmen bei Intensivpatienten im Krankenhaus mit erstaunlicher Genauigkeit eine akute Verschlechterung prognostizieren. Es gilt also: Ärzte und Algorithmen werden schon in naher Zukunft Hand in Hand dazu beitragen, dass unsere Medizin noch zielgenauer und patientenzentrierter wird als heute.
Auch in der Corona-Pandemie eröffnen sich durch KI neue Chancen: Kürzlich erregte eine US-amerikanische Studie große Aufmerksamkeit, bei der ein Computer anhand von Hustengeräuschen erfolgreich die Wahrscheinlichkeit einer Corona-Erkrankung beurteilte. Die Studie wird zurzeit auch vom Robert-Koch-Institut geprüft. Sie zeigt, wie vielfältig die Einsatzmöglichkeiten von KI und maschinellem Lernen heute bereits sind.
Datenschutz und Gesundheitsschutz zusammenbringen
Solch innovative Lösungen müssen wir in Zukunft viel stärker fördern, und wir müssen die politischen Debatten darüber chancengetrieben führen. In diesem Zusammenhang sei auch die Corona-Warn-App erwähnt, die hierzulande vor allem unter Datenschutz-Gesichtspunkten diskutiert und entwickelt wurde. Das ist sicher nicht falsch, denn Datenschutz ist ein hohes Gut. Für die Zukunft wünsche ich mir aber, dass wir uns stärker auch auf die Potenziale der Datennutzung konzentrieren. Es muss uns gelingen, Datenschutz und Gesundheitsschutz in eine vernünftige Balance zu bringen.
KI muss prominenter werden
Vor allem müssen wir dafür sorgen, dass Künstliche Intelligenz auch am Wirtschafts- und Forschungsstandort Deutschland eine prominente Stellung einnimmt. Es gilt, hierzulande Fachkräfte zu gewinnen und zu halten, Mittel für die Forschung bereitzustellen und die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, dass Deutschland in KI-Fragen auch international eine Vorreiterrolle einnehmen kann.
Gerade deshalb ist es ein großer Erfolg, dass wir die Forschung und Entwicklung rund um KI auch bei uns in Mitteldeutschland vorantreiben. Seit diesem Jahr befasst sich das „Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Magdeburg“ auch mit dem Schwerpunkt „Künstliche Intelligenz und Maschinelles Lernen“ – als erste Einrichtung der Bundesinitiative „Mittelstand-Digital“ in den neuen Bundesländern.
KI ist eine Chance für die Region
All das stimmt mich optimistisch, denn wir erleben öfter denn je: KI ist nicht bloß ein Schlagwort für politische Debatten in Berlin, sondern wirkt sich ganz konkret auf unsere regionale Wirtschaft, die vielen kleinen und mittelständischen Betriebe, und letztlich auf uns alle als Gesellschaft aus. Ich freue mich, wenn wir diesen Trend in den kommenden Jahren aktiv mitgestalten.
Über den Autor Tino Sorge ist 1975 in Ilmenau geboren und lebt in Magdeburg. Er ist CDU-MItglied und seit 2013 Bundestagsabgeordneter. Im Parlament ist er Mitglied im Gesundheitsausschuss und war Mitglied der Enquete-Kommission "Künstliche Intelligenz".
Quelle: MDR/mar
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 09. November 2020 | 07:30 Uhr
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