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Künstliche Intelligenz krempelt die Wirtschaft um - auch in Sachsen-Anhalt. Bildrechte: IMAGO/Bihlmayerfotografie
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Energiepolitik Künstliche Intelligenz in Sachsen-Anhalt: "Wir finden in dieser Zukunft nicht statt"

16. Februar 2025, 16:57 Uhr

Die sprungartige Entwicklung beim Thema KI stellt die Energiepolitik vor gewaltige Herausforderungen. Darauf sei Sachsen-Anhalt nicht vorbereitet, sagt der Ökonom Joachim Weimann.

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In Sachsen-Anhalt gibt es eine Reihe von energieintensiver Industrie. Neben der Chemieindustrie zählen dazu die Zuckerfabriken, die Glas- und Zementindustrie und die Düngemittelproduktion. Kurz gesagt: Wo der Schornstein raucht, ist der Energiebedarf besonders groß.

Grundlage für den Erfolg dieser Branchen war lange Zeit billiges Gas aus Russland, das es nun nicht mehr gibt. Es ist von einem Strukturwandel in der Wirtschaft die Rede, was auch bedeuten könnte, dass die Fertigung von Vorprodukten dort erfolgt, wo der Strom günstiger ist.

Ökonom Weimann fordert "riesige Fabriken"

Joachim Weimann hört das seit vielen Jahren. Er hat als Professor für Volkswirtschaft lange Zeit an der Magdeburger Universität geforscht und gelehrt, unter anderem zur Energiepolitik in Zeiten den Klimawandels. Aus seiner Sicht wird das Thema unterschätzt: "Wir müssen irgendetwas Digitales machen. Das klingt, als bräuchte man nur einen kleinen Rechner. Nein, das bedeutet riesige Fabriken und enormen Energieverbrauch."

Das allerdings werde von politischer Seite unterschätzt. Ab 2027, so sieht es ein Gesetz vor, müssen in Deutschland Rechenzentren komplett mit erneuerbaren Energien versorgt werden. "Das wird zur Folge haben, dass es in Deutschland keine Rechenzentren mehr gibt. Weil die ja nicht darauf angewiesen sind, in Deutschland zu produzieren."

Vergangene Woche gab es in Paris ein Gipfeltreffen zum Thema KI. Dort kündigte Saudi-Arabien an, ein großes KI-Rechenzentrum in Frankreich zu errichten. Darin sieht Joachim Weimann einen Beleg für seine Befürchtung.

Sachsen-Anhalts Energieministerium sieht derzeit diese Gefahr nicht und verweist auf Anfrage von MDR SACHSEN-ANHALT auf eine Studie des Branchenverbandes Bitcom. Demnach nutzen bereits heute rund zwei Drittel aller Rechenzentren ausschließlich erneuerbaren Strom. Unabhängig davon werbe Sachsen-Anhalts Energieminister Armin Willingmann bereits seit langem dafür, die Stromsteuer auf das europäische Mindestmaß zu senken, um energieintensive Unternehmen zu entlasten.

Energieministerium spricht von "großem Standortvorteil"

Am Freitag startete Sachsen-Anhalt im Bundesrat eine Initiative, um den Strompreis für die Industrie zu senken. Dabei geht es vor allem darum, die bestehenden Industriekerne zu schützen. Zukunftsthemen wie KI spielen hingegen kaum eine Rolle. Dennoch hält Joachim Weimann den Vorstoß für berechtigt: "Die einfachste Art Klimaschutz zu betreiben ist, man reißt einfach die Industrie ab. Dummerweise reißt man dann den Sozialstaat gleich mit ab."

Damit wäre dann allerdings das gesellschaftliche Klima erheblich gestört. Dabei gehört Weimann keinesfalls zu denjenigen, die davon ausgehen, dass man einfach weiter wirtschaften könne, wie bisher: "Was wir einsparen müssen ist CO2, aber nicht Energie. Das machen wir aber und geben wahnsinnig viel Geld dafür aus." 

Sachsen-Anhalts Energieministerium sieht jedoch keinen Grund, die Energiepolitik zu ändern. "Der aktuell wieder sehr dynamische Ausbau von Wind- und Solaranlagen stärkt auch künftig die Verfügbarkeit von bezahlbarem, nachhaltig erzeugtem Strom – gerade Sachsen-Anhalt hat hier einen großen Standortvorteil", so ein Sprecher des Ministeriums.

Was wir einsparen müssen ist CO2, aber nicht Energie. Das machen wir aber und geben wahnsinnig viel Geld dafür aus.

Joachim Weimann Ökonom

Zudem würden derzeit vielerorts Energiespeicher geplant, um die Stromversorgung vom Wetter unabhängig zu gewährleisten.

Deutschland will Energiebedarf senken

Eigentlich will Deutschland bis zum Jahr 2030 den Energiebedarf um ein Viertel senken, das sieht das Energieeffizienzgesetz so vor. Allerdings wurde dies entschieden, als noch nicht klar war, dass neue technische Entwicklungen wie KI den Energiebedarf eher steigen lassen werden.

Auf der anderen Seite des Atlantiks habe man das Problem erkannt, so Joachim Weimann: "In den USA denken die großen digitalen Unternehmen darüber nach, eigene Atomkraftwerke zu bauen. Diese Aufforderung von Donald Trump, Drill, Drill, Drill, also fördert Öl, so viel wie möglich, hat den gleichen Hintergrund: Die wissen, dass die KI sehr energiehungrig ist und dass die KI die Zukunft ist. Und wir finden in dieser Zukunft nicht statt."

Sachsen-Anhalt setzt perspektivisch auf Wasserstoff

Sachsen-Anhalt setzt perspektivisch auf grünen Wasserstoff, um die Energieprobleme der Wirtschaft zu lösen. Diese Ideen sind inzwischen auch Teil einer bundesweiten Wasserstoffstrategie, deren Umsetzung allerdings frühestens in fünf Jahren erste Ergebnisse zeigen soll.

Die energetischen Anforderungen durch Künstliche Intelligenz dürften deutlich schneller wachsen, als es die bisherigen Planungen berücksichtigt haben. Joachim Weimann hält es für notwendig, über eine Renaissance der Atomkraft nachzudenken. Das wäre allerdings nur mit Steuergeldern denkbar, denn derzeit plant kein deutscher Energiekonzern einen Wiedereinstieg in die umstrittene Technologie.

MDR (Uli Wittstock)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT | 16. Februar 2025 | 12:00 Uhr

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